Exporte nach China brechen ein
Exporte nach China brechen ein
Habecks China-Reise in schwierigem Umfeld − Treffen mit Ministerpräsident platzt
ba/nh Frankfurt/Schanghai
Der Handel mit den USA floriert, wohingegen Richtung China weniger Waren „Made in Germany“ gehen; die Erholung hierzulande verläuft holprig, und der Streit über Strafzölle und staatliche Subventionen für E-Autos zwischen der EU und China spitzt sich zu: Für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nicht unbedingt ideale Voraussetzungen für seine China-Reise. Dass das für Samstag angedachte Treffen mit Ministerpräsident Li Qiang nicht zustande kommt, könnte durchaus auch ein Zeichen des Unmuts auf Seiten Pekings sein. Denn Habeck kritisierte zu Beginn seiner Reise Chinas Solidarität mit Russland bereits deutlich. Die konkreten Gründe für das Platzen des Treffens blieben bis Redaktionsschluss unklar.
Die jüngsten Konjunkturdaten zeigen, dass die heimische Wirtschaft nicht so gut vorankommt wie erhofft. So sind die Exporte in die Drittstaaten, also in die Länder außerhalb der EU, im Mai um 6,4% auf 58,6 Mrd. Euro gesunken. Dabei hat vor allem das Geschäft mit China geschwächelt: Hier misst das Statistikamt Destatis einen Rückgang um 14,0%. Im langjährigen Vergleich zeigt sich, dass sich die Ausfuhren in das Reich der Mitte tendenziell seitwärts bewegen, während die Monatswerte teils kräftigen Schwankungen unterliegen. China wird aber zunehmend zum Wettbewerber und produziert viele Waren selbst, die früher in Deutschland eingekauft wurden. Die Exporte in die USA hingegen haben seit der coronabedingten Delle wieder kräftig zugelegt.
Dass die Nachfrage nach deutschen Industriegütern trotz eines global verbesserten Umfelds nicht in die Gänge kommen will, zeigen die Teilindikatoren des Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst. Das Barometer ist im Juni um 1,8 auf 50,6 Punkte gefallen und signalisiert damit nur mehr ein Mini-Wachstum. Im Gegensatz zur Industrie zeigten sich die Dienstleister in guter Verfassung.
Habecks Mission in China wird vor allem von der hierzulande gewichtigen Automobilbranche genau verfolgt werden. Denn derzeit droht ein Handelskrieg zwischen der EU und der Volksrepublik. Die EU-Kommission will Strafzölle von bis zu 38,1% auf chinesische E-Autos verhängen, da Peking den Wettbewerb durch hohe staatliche Subventionen verzerre. China wiederum droht mit Gegenmaßnahmen. Habeck kann zwar nicht für die EU verhandeln, hofft aber, dass seine Gespräche zur Lösung des Konflikts beitragen können. Der Grünen-Politiker sprach sich bei einem Empfang in der deutschen Botschaft in Peking zudem für eine Reform der deutschen China-Strategie aus.