Geldpolitik

EZB optimistisch bei Entwicklung der Inflation

Der EZB-Rat hat erstmals über eine künftige Lockerung der Geldpolitik gesprochen. Auch wenn die Notenbank die Prognosen für Inflation und Wirtschaftswachstum für das laufende Jahr gesenkt hat, dürfte es eine Zinssenkung im April nicht geben.

EZB optimistisch bei Entwicklung der Inflation

EZB zeigt sich optimistisch bei Inflationsentwicklung

Lagarde blickt zuversichtlich auf Lohnwachstum – Zinssenkung im Juni wird wahrscheinlicher – Prognosen für Teuerung und Wirtschaftswachstum gesenkt

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat erstmals über eine Lockerung der Geldpolitik gesprochen. Dies bestätigte Präsidentin Christine Lagarde. Auch wenn die Notenbank die Prognosen für Inflation und Wirtschaftswachstum für das laufende Jahr gesenkt hat, dürfte es eine Zinssenkung im April nicht geben.

mpi Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) nähert sich einer Zinssenkung immer weiter an. Erstmals diskutierte der EZB-Rat über eine künftige Lockerung der Geldpolitik. Notenbankpräsidentin Christine Lagarde bekräftigte am Donnerstag nach dem Zinsentscheid – auf dem die EZB die Zinspause wie erwartet verlängerte – die Datenabhängigkeit der Zentralbank bei der Geldpolitik.

Pressekonferenz nach dem EZB-Zinsentscheid

Bei den Daten versprühte die Notenbank mehr Optimismus als noch Ende Januar auf der vorherigen Zinssitzung. Lagarde zeigte sich zuversichtlich, dass sich das hohe Lohnwachstum in der Eurozone im laufenden Jahr nicht beschleunigt. Dies ist für die Notenbank von großer Bedeutung, da dies die Rückkehr zum Inflationsziel von 2,0% verzögern würde. Gerade bei der Teuerung im Dienstleistungssektor, die zum Treiber der Euro-Inflation geworden ist, wirken sich steigende Arbeitskosten der Unternehmen besonders stark aus. Das gilt auch für die inländische Inflation, bei der die Importpreise herausgerechnet werden und die derzeit nicht zurückgeht, wie Lagarde betonte.

Wohl keine Zinssenkung im April

Trotz der insgesamt ermutigenden Signale der vergangenen Woche mangelt es der EZB laut Lagarde aber noch an Sicherheit, dass die Inflation zeitnah auf den Zielwert von 2,0% fällt. Daher war eine Zinssenkung im März kein Thema, die Zinspause wurde einstimmig verlängert. Ob die Zinsen im April gelockert werden sollten, darüber gehen die Meinungen im EZB-Rat auseinander. Äußerungen von Lagarde deuten jedoch darauf hin, dass die Mehrheit derzeit nicht vor Juni lockern will. Bis zur kommenden Sitzung Anfang April habe die Notenbank nur „ein wenig mehr“ Informationen zur Entwicklung der Löhne und Profitmargen der Unternehmen. Bis Juni seien es dann „deutlich mehr“.

Die neuen Projektionen der EZB zur Entwicklung der Inflation und des Wirtschaftswachstums spiegeln wider, dass sich die Notenbank auf einem guten Weg sieht Richtung Preisstabilität. Für das laufende Jahr rechnet sie nur noch mit einer Teuerung von durchschnittlich 2,3%. Im Dezember war sie noch von 2,7% ausgegangen. Hauptgrund für die deutliche Anpassung nach unten sind niedrigere Energiepreise. Die Prognose für das Wirtschaftswachstum 2024 senkte die EZB von 0,8 auf 0,6%.

EZB will unabhängig von der Fed entscheiden

„Diese Abwärtsrevisionen der makroökonomischen Prognosen und die Hinweise auf den Beginn von Zinssenkungsdiskussionen scheinen mit einer ersten Zinssenkung im Juni vereinbar zu sein“, sagte Jill Hirzel, Senior Investment Specialist bei Insight Investment. Auch ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski geht wie die Mehrheit der Ökonomen von einer Zinssenkung im Juni aus. „Nur eine weitaus besorgtere EZB hinsichtlich der Wachstumsaussichten könnte bereits Ende April eine Zinssenkung auslösen“, meint er. Bislang erwartet die Zentralbank, dass sich die Eurowirtschaft ab der zweiten Jahreshälfte erholen wird. Sie begründet dies unter anderem damit, dass durch die steigenden Reallöhne der Konsum der Bevölkerung steigen sollte.

Bei einer Zinssenkung der EZB am 6. Juni würde sie möglicherweise noch vor der US-Notenbank die Geldpolitik lockern. Eine Zinssenkung der Fed in rund zwei Wochen gilt als quasi ausgeschlossen. Auch bei der darauffolgenden Sitzung im Mai ist sie alles andere als gesetzt. In der Vergangenheit hat die Fed bei geldpolitischen Wenden vor der EZB reagiert. Dass dies 2024 nicht so sein muss, deutete Lagarde an. Man orientiere sich bei der Frage nach einer Zinssenkung nicht an der Fed. „Wir werden tun, was wir tun müssen, wenn wir es tun müssen“, sagte die EZB-Präsidentin.

Kommentar zum EZB-Zinsentscheid

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