Digitales Zentralbankgeld

EZB plant schnelle Einführung von Wholesale-CBDC

Während der digitale Euro für den privaten Zahlungsverkehr noch Jahre bis zur Einführung brauchen wird, geht es im Interbanken-Bereich schneller. Die EZB arbeitet an einer „kurzfristigen Lösung“ für Wholesale-CBDC.

EZB plant schnelle Einführung von Wholesale-CBDC

EZB drückt aufs Tempo

Notenbank plant schnelle Einführung von digitalem Zentralbankgeld für Wholesale-Bereich

Die EZB arbeitet mit Nachdruck an digitalem Zentralbankgeld. Während der digitale Euro für den privaten Zahlungsverkehr noch Jahre bis zur vermutlichen Einführung brauchen wird, geht es im Interbanken-Bereich schneller. Die Notenbank arbeitet an einer „kurzfristigen Lösung“ für Wholesale-CBDC.

mpi Frankfurt

Die EZB macht Fortschritte bei der Konzeption von digitalem Zentralbankgeld (CBDC) für den Wholesale-Bereich und visiert eine zügige Einführung an. „Wir planen eine kurzfristige Lösung, damit der Markt nicht noch Jahre darauf warten muss“, sagte EZB-Direktor Piero Cipollone auf der Veranstaltung Frankfurt Digital Finance.

Im November endete eine Testphase, bei der Finanzinstitute drei verschiedene Modelle ausprobieren konnten, die von der Deutschen Bundesbank, der Banque de France und der Banca d’Italia entwickelt worden sind. Der EZB-Rat wertet gerade die Rückmeldungen der Tester aus und wird im Laufe dieses Jahres einen Bericht dazu veröffentlichen. Schon jetzt ist klar, dass Fazit wird positiv sein. „Wir glauben, die Tests waren ein großer Erfolg“, sagte Cipollone. „Und die Marktteilnehmer sagen uns das auch und bitten uns, diesen Weg fortzuschreiten.“

EZB bekennt sich zu digitalem Euro

Damit die Europäische Zentralbank relativ zügig digitales Zentralbankgeld für den Wholesale-Bereich einführen kann, will die Notenbank zunächst auf ein System mit sogenannter Interoperabilität setzen. Das bedeutet, die Vermögenswerte und die Liquidität befinden sich auf verschiedenen technischen Plattformen. Langfristig soll aber beides über eine einzige Plattform laufen. Dies zu konzipieren, wird jedoch etwas länger dauern, sodass die EZB zunächst ein Interoperabilitätsmodell einführen wird.

Öffentlich präsenter und im Finanzsektor umstrittener ist die Einführung von digitalem Zentralbankgeld im Retail-Sektor. Dass der digitale Euro jedoch auch in diesem Bereich definitiv kommen soll, bekräftigten Cipollone und Bundesbankvorstandsmitglied Burkhard Balz. „Das Eurosystem ist nach wie vor sehr engagiert, den digitalen Euro in ein paar Jahren einzuführen“, sagte Balz bei Frankfurt Digital Finance.

Banken denken um

Der ehemalige Bundesbankvorstand Joachim Wuermeling geht ebenfalls davon aus, dass der digitale Euro eingeführt wird. Zudem beobachtet der jetzige Professor für „Digital Finance“ an der ESMT Berlin seit rund einem halben Jahr einen Mentalitätswechsel im Finanzsektor, wie er in einer Diskussionsrunde auf der Veranstaltung sagte. Zwar seien die Banken nach wie vor mehrheitlich kritisch, was den digitalen Euro angehe. Doch da sie sich langsam damit abfänden, dass es ihn in ein paar Jahren geben werde, suchten sie verstärkt nach Chancen, die er für das eigene Geschäftsmodell bieten könne.

Je nach Ausgestaltung des digitalen Euro – sie ist in vielen Details noch offen – sieht Wuermeling nützliche Anwendungsfälle für Banken und die Industrie. So könnten Zahlungen womöglich automatisch ausgeführt werden, wenn die bestellte Ware geliefert wurde. Das reduziere Arbeitsaufwand.

Wettbewerbsvorteil für Europa?

US-Präsident Donald Trump hat kürzlich angeordnet, dass die Fed nicht weiter an einem digitalen Dollar im Retail-Bereich arbeiten soll. Wuermling kann sich vorstellen, dass daraus ein Wettbewerbsvorteil für die Eurozone entstehen kann, wenn es digitales Zentralbankgeld für den privaten Zahlungsverkehr in Euro, aber nicht in Dollar gäbe. Der Dollar könnte im internationalen Zahlungsverkehr zugunsten des Euro an Bedeutung verlieren.


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