Geldpolitik

EZB-Umfrage: Inflationserwartungen auf Zielkurs

Von der EZB befragte Ökonomen glauben wieder daran, dass die Teuerung im kommenden Jahr bei der Zwei-Prozent-Marke landet. Das gibt der Notenbank mehr Freiraum für frühere Zinssenkungen.

EZB-Umfrage: Inflationserwartungen auf Zielkurs

Inflationserwartungen schwenken
auf geldpolitischen Zielkurs ein

EZB-Umfrage: 2,0-Prozent-Ziel wohl 2025 erfüllt

lz Frankfurt

Die Inflationserwartungen in der Eurozone haben sich weiter zurückgebildet. Wie eine Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) unter Ökonomen (Survey of Professional Forecasters, SPF) zeigt, liegen sie nun ab 2025 wieder auf 2,0%. Für 2024 wird noch eine Durchschnittsteuerung von 2,4% erwartet. Insgesamt wurden die Erwartungen für 2024 um 0,3 Prozentpunkte und jene für 2025 um 0,1 Prozentpunkte nach unten revidiert. Damit wären die Inflationserwartungen wieder auf die EZB-Zielmarke von 2,0% eingeschwenkt.

Außerdem senkten die Experten ihre Kerninflationsprognosen, die Geldpolitiker für besonders aussagekräftig halten. Die Vorhersagen für die Verbraucherpreise ohne Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak für die Jahre 2024 bis 2026 liegen bei 2,6, 2,1 und 2,0%. Langfristig werden ebenfalls 2,0% Kerninflation erwartet.

Schlechte Konjunktur hilft

Die Abwärtskorrekturen sind vor dem Hintergrund zurückgehender Rohstoff- und Energiepreise, aber vor allem einer schwächeren Konjunktur und für die Folgejahre eher schlechterer Wachstumsprognosen erfolgt. Die Umfrageteilnehmer gingen für das Schlussquartal 2023 von einem leichten Rückgang des realen BIP aus, gefolgt von einer langsamen Belebung der Wirtschaftstätigkeit im Jahr 2024 auf 0,6% und einer Steigerung bis 2025 auf 1,4%. Im Oktober hatten sie für 2024 noch ein Plus von 0,9% vorhergesagt.

In ihrem sogenannten Survey of Professional Forecasters (SPF) befragt die EZB viermal im Jahr Volkswirte zu deren Wachstums- und Inflationsprognosen für den Euroraum. Im Dezember lag die Teuerungsrate noch bei 2,9%. Die EZB hatte im Kampf gegen die Inflation seit Sommer 2022 die Zinsen zehnmal in Folge erhöht. Auf den vergangenen drei Zinssitzungen im Oktober, im Dezember und am Donnerstag hielt sie indes jeweils die Füße still und beließ den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz bei 4,0%. Das ist der Satz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken.

Senkung im März "unwahrscheinlich"

Laut Litauens Notenbankchef Gediminas Simkus wird die EZB in diesem Jahr aller Voraussicht nach die Leitzinsen wieder nach unten setzen. Aus Sicht des Währungshüters ist eine Zinssenkung bereits im März aber unwahrscheinlich, wie er am Freitag in Vilnius zu Journalisten sagte. "Je weiter wir ins Jahr 2024 vordringen, desto größer ist die Chance auf eine Zinssenkung", sagte Simkus. "Die Zunahme der Wahrscheinlichkeit ist exponentiell, nicht linear", fügte er hinzu.

Fehler "kostspielig"

Der lettische Notenbankchef Martins Kazaks bestätigte in Riga den Kurs der Notenbank. Die EZB sei auf dem richtigen Weg, die Inflation einzudämmen. Es sei aber Geduld erforderlich, bis die Geldpolitik ihren Kurs ändern könne. Denn zu früh die Zinsen zu lockern, sei kostspielig. Es gelte sicherzustellen, dass die Inflation nicht auf hohem Niveau verharre. Auch eine Rückkehr des Preisschubs müsse ausgeschlossen werden.

Mehr zur Debatte über die Zinspolitik der EZB in unserer Ökonomenumfrage

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