Fed lässt sich Zeit mit weiterer Zinssenkung
Nach drei Zinssenkungen in Folge legt die US-Notenbank eine Zinspause ein. Wie der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed am Mittwoch in Washington mitteilte, wurde einstimmig beschlossen, den Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,5% zu halten. Die hartnäckige Inflation gepaart mit einem robusten Arbeitsmarkt und der Unsicherheit über die Auswirkungen der Politik Donald Trumps auf die US-Wirtschaftsdaten haben die Fed zu diesem Schritt veranlasst. Der FOMC strich aus seiner Stellungnahme zum Zinsentscheid die bisherige Passage, dass der Rückgang der Inflation Fortschritte mache. Zudem sagte Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid, dass die Notenbank keine Eile mit weiteren Zinssenkungen haben müsse.
Im zweiten Halbjahr 2024 lag die Kerninflation in den USA gemessen am von der Fed bevorzugten Deflator für die Konsumausgaben relativ stabil bei 2,7%. Zudem ist der Arbeitsmarkt, den die Fed wegen ihres zweiten Mandats der Vollbeschäftigung stark im Blick hat, weiterhin in guter Verfassung. Die Arbeitslosenquote ist im Dezember auf 4,1% gesunken. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen fiel mit 256.000 deutlich höher aus als erwartet. Insofern hatte die Fed keinen Druck, eine weitere Zinssenkung zu beschließen. „Nach der zögerlichen und nicht einstimmigen Zinssenkung im Dezember war nichts anderes als eine Zinspause zu erwarten“, sagt Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust.
Wann erfolgt die nächste Zinssenkung?
Bleibt die Frage, ob die Fed bei ihrer kommenden Sitzung im März die Geldpolitik wieder lockert, oder die Zinspause verlängert. Das Fedwatch Tool der CME Group bezifferte unmittelbar vor dem Zinsentscheid am Mittwoch die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung in rund zwei Monaten nur auf 28,2%. Einige Ökonomen hingegen erwarten, dass die Fed im März lockert.
Auftrieb haben diese Prognosen durch Äußerungen von Fed-Vizepräsident Christopher Waller erhalten. Er sagte Mitte Januar, dass die Fed schneller zum Inflationsziel zurückkehren könnte, als es die offiziellen Zahlen nahelegen. Bereits im Dezember hatte er Schwierigkeiten bei der Inflationsmessung betont. So reagierten beispielsweise Mieten, die ein großes Gewicht am Inflationsindex haben, nur mit großer Verzögerung auf einen nachlassenden Inflationsdruck. Die Daten der Neuvermietungen würden jedoch zeigen, dass sich bei den Mieten ein Rückgang der Inflation anbahne.
Trump kritisiert die Fed
Wie die US-Geldpolitik in diesem Jahr ausfällt, wird auch viel von Donald Trump abhängen. Zölle, Steuersenkungen und ein restriktiver Kurs gegenüber Einwanderern könnten die Inflation in den USA deutlich erhöhen. Die Pläne der US-Administration, unregistrierte Migranten in großen Stil abzuschieben, könnten zudem den Arbeitsmarkt unter Druck bringen. Allerdings ist es für die Notenbank noch zu früh, um die Auswirkungen des Machtwechsels in Washington in vollem Ausmaß abschätzen zu können.
Derweil hält sich Trump mit Kritik an der Fed nicht zurück, was Sorgen vor politischer Einflussnahme auf die Geldpolitik schürt. „Ich denke, ich kenne die Zinsen viel besser als sie“, sagte Trump vor einer Woche über die Fed. Zudem kündigte er an, „zum richtigen Zeitpunkt“ mit Fed-Chef Powell sprechen zu wollen. Trump geht davon aus, dass die Fed auf ihn hören werde.
Powell kommentierte auf der Pressekonferenz auf Nachfrage die Aussagen Trumps nicht. „Die Öffentlichkeit sollte zuversichtlich sein, dass wir unsere Arbeit wie bisher erledigen“, sagte der Notenbankchef lediglich. „Klar ist, dass sich die Spannungen zwischen einer potenziell inflationären Politik der Regierung und der Anti-Inflationspolitik der Notenbank im Laufe des Jahres verstärken werden“, meint HQ-Trust-Chefökonom Heise.