Firmen erwarten weniger Inflation
Firmen erwarten weniger Inflation
Unternehmen rechnen mit geringerem Lohndruck – Bedarf nach Krediten sinkt
mpi Frankfurt
Kurz vor dem Zinsentscheid der EZB am Donnerstag erhält die Notenbank Umfrageergebnisse, die sie darin bestärken dürfte, dass sich die Disinflation in der Eurozone fortsetzt. Unternehmen in der Eurozone erwarten einen abnehmenden Lohndruck in den kommenden Monaten, weswegen die Inflationserwartungen der Firmen etwas sinken. Im Median rechnen die befragten Unternehmen mit einer Inflation von 2,9% auf Jahressicht, wie die EZB am Montag mitteilte. Das sind 0,1 Prozentpunkte weniger als bei der vorherigen Umfrage von Ende 2024. Bei den Löhnen gehen die Firmen von einem Wachstum von 3,0% innerhalb von zwölf Monaten (zuvor: 3,3%) aus.
Genau wie bei den Inflationserwartungen der Verbraucher befinden sich auch die Prognosen der Firmen ein gutes Stück über den Werten, die vermutlich eintreten werden. Zuletzt lag die Inflation im Euroraum bei 2,2%. Ökonomen und Notenbanker gehen nicht von einem Inflationsschub in den nächsten 12 Monaten aus.
Menschen neigen dazu, die Inflation zu überschätzen. So lag die gefühlte Inflation der Deutschen für das vergangene Jahr im Median bei rund 10%, während die tatsächlich gemessene Teuerung bei 2,2% war. Diese verzerrte Wahrnehmung führt dazu, dass auch die Inflationserwartungen höher sind. Für die EZB sind die Vorhersagen von Unternehmen und Verbrauchern dennoch von größerer Bedeutung, da die Inflationserwartungen die Entscheidungen zu Konsum und Investitionen beeinflussen können. Rechnen Menschen mit einem deutlichen Preisanstieg in näherer Zukunft, ziehen sie Ausgaben nach Möglichkeit vor und verstärken so den Inflationsdruck.
Fragile Einschätzung
EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte im März auf der Konferenz „The ECB and its Watchers“, dass die Inflationserwartungen aufgrund der extrem hohen Teuerung zwischen 2021 und 2023 derzeit fragiler sind als sonst. Die Menschen sorgten sich vor einem erneuten Anstieg der Inflation. Die Notenbank werde diese Sorgen im Auge behalten. Insofern dürfte die EZB mit Zufriedenheit feststellen, dass die Inflationserwartungen der Unternehmen zurückgehen.
In derselben Umfrage geben die Firmen zudem an, dass ihr Bedarf nach Bankkrediten nachgelassen hat. Gleichzeitig bewerten sie den Zugang zu Finanzierungen als in etwa stabil im Vergleich zur Befragung Ende 2024. Für die kommenden drei Monate rechnen sie trotz des verhaltenen konjunkturellen Ausblicks für die Eurozone mit einem leichteren Zugang zu Krediten. Am Dienstag veröffentlicht die EZB den Bank-Lending-Survey (BLS). Dieser wird ebenfalls einen Eindruck davon vermitteln, wie restriktiv Banken bei der Kreditvergabe sind und wie sich die Nachfrage nach Finanzierungen entwickelt.
Innerhalb des EZB-Rats gibt es unterschiedliche Einschätzungen dazu, ob die Geldpolitik der Notenbank noch restriktiv wirkt. Aus diesem Grund hatte die EZB im März ihre Kommunikation angepasst.