Hohes Wachstum

Geldmenge deutet konjunkturelle Erholung an

Geldmenge und Kreditvergabe im Euroraum wachsen stärker. Ökonomen sehen darin positive Signale für die Konjunktur in der Währungsgemeinschaft.

Geldmenge deutet konjunkturelle Erholung an

Geldmenge deutet konjunkturelle Erholung an

Kreditvergabe im Euroraum legt ebenfalls zu

mpi Frankfurt

Ungeachtet des Zollkonflikts mit den USA mehren sich die Anzeichen, dass die Konjunktur in der Eurozone langsam stärker wird. Wie aus Daten der EZB vom Donnerstag hervorgeht, legten sowohl die Geldmenge als auch die Kreditvergabe im Februar zu.

Die sogenannte Geldmenge M1, bestehend aus Bargeldbeständen und Sichteinlagen, wuchs im Jahresvergleich um 3,5%. Im Januar hatte die Wachstumsrate lediglich 2,7% betragen. Bis September war diese Geldmenge sogar fast zwei Jahre lang kontinuierlich geschrumpft. M1 gilt Ökonomen als Frühindikator für die Entwicklung der Konjunktur. Denn dieser Indikator bildet ab, wie viel Liquidität kurzfristig für Konsum und Investitionen verfügbar ist.

Auch die Entwicklung der Kreditvergabe deutet an, dass Konsum und Investitionen schrittweise anziehen könnten, was essenziell für ein stärkeres Wirtschaftswachstum ist. Banken reichten im Februar 2,2% mehr Darlehen an Unternehmen außerhalb des Finanzsektors aus als im Vorjahreszeitraum. Das ist der stärkste Anstieg seit Juli 2023. Zum Jahresauftakt hatte das Kreditwachstum noch 2,0% betragen.

Haushalte sind spendabler

Auch die privaten Haushalte erhalten von den Banken mehr Kredite. Hier legten die Darlehen im Jahresvergleich im Februar 1,5% zu, nach einer Jahresrate von 1,3% im Januar. Eine wichtige Rolle für die Kreditvergabe spielt der Leitzins der EZB. Seit Juni 2024 hat die Notenbank den Einlagensatz insgesamt sechsmal reduziert, sodass er inzwischen bei 2,5% steht. Weitere Lockerungen in den kommenden Monaten gelten als sehr wahrscheinlich.

Für die Dynamik bei der Kreditvergabe sind jedoch auch die wirtschaftlichen Perspektiven der Kreditnehmer und der allgemeine Konjunkturausblick sehr relevant. In einer konjunkturellen Krise ist das Ausfallrisiko von Krediten deutlich höher als in einer Boomphase. Dementsprechend sind auch die Kreditkonditionen der Banken lockerer, wenn die Aussichten gut sind. Dabei ist vor allem die individuelle Lage des jeweiligen Kreditnehmers entscheidend.

Zölle trüben Stimmung

Schlechte Stimmung bei Unternehmen und Privathaushalten bereitet derzeit vor allem die Aussicht auf einen größeren Zollkonflikt Europas mit den USA. Diese Sorgen sind durch die angekündigten Zölle auf Autoimporte in die USA noch größer geworden. Zumal sich US-Präsident Donald Trump aktuell wenig verhandlungsbereit zeigt.

Was der Zollkonflikt mit den USA letztendlich für den Inflationsausblick der Eurozone und damit für die Geldpolitik der EZB bedeutet, ist aktuell noch offen. Gegenzölle der EU würden den Inflationsdruck verstärken. Ein schwächeres Wirtschaftswachstum durch den Zollkonflikt würde die Inflation hingegen abschwächen.

Geldmenge M3 wächst stärker als erwartet

Die Geldmenge M3, die neben Bargeld und Sichteinlagen auch aus Geldmarktpapieren sowie Schuldverschreibungen besteht, legte im Februar den EZB-Daten zufolge stärker zu als von Ökonomen erwartet. Von der DPA befragte Volkswirte waren im Schnitt von einer Jahresrate von 3,8% ausgegangen. Die Notenbank vermeldete jedoch eine Zunahme um 4,0% und revidierte zudem die Rate im Januar von 3,6 auf 3,8% nach oben.

Manchen Ökonomen gilt die Geldmenge M3 als guter Frühindikator für die Entwicklung der Inflation. Andere sehen dagegen nur einen geringen oder sogar gar keinen kausalen Zusammenhang.

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