Geldpolitischer Indikator

Geldmenge wächst schwächer

Kurz vor dem Zinsentscheid der EZB erhalten die Notenbanker nochmal neue Daten: Die Geldmenge M3 wächst schwächer, die Kreditvergabe dagegen dynamischer.

Geldmenge wächst schwächer

Geldmenge wächst schwächer

Kreditvergabe im Euroraum legt dagegen so stark zu wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr

mpi Frankfurt

Kurz vor dem Zinsentscheid der EZB am Donnerstagnachmittag haben die Notenbanker neue Daten zur Entwicklung der Geldmenge und der Kreditvergabe im Euroraum erhalten. Die Geldmenge M3 wuchs im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 3,5% und damit deutlich schwächer als zuvor. Im November hatte es noch einen Zuwachs um 3,8% gegeben.

Zu M3 zählen Bargeld, Sichteinlagen, Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen. Unter Ökonomen ist umstritten, wie eng der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation ist. Manche Volkswirte streiten gar ab, dass es überhaupt einen kausalen Zusammenhang gibt. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) kam 2023 in einer Studie zu dem Ergebnis, dass die Korrelation größer ist, desto höher die Inflation ist.

Konjunkturindikator zieht an

Die Geldmenge M1 wiederum ist allgemein anerkannt als ein Frühindikator für die Entwicklung der Konjunktur. Zu ihr zählen nur die Bargeldbestände und Sichteinlagen. M1 zeigt, wie viel kurzfristige Liquidität für Konsum und Investitionen vorhanden ist. Hier gab es im Dezember ein Wachstum von 1,8% im Vergleich zum Vormonat. Im November hatte es nur eine Zunahme um 1,5% gegeben.

Insgesamt gewinnt die Geldmenge M1 fast kontinuierlich seit August 2023 an Dynamik. Damals schrumpfte sie noch um über 10%. Die jüngsten positiven Wachstumsraten machen Mut, dass das Wirtschaftswachstum in der Eurozone langsam etwas anziehen könnte.

Kreditvergabe im Euroraum legt zu

Größeres Wachstum gab es auch bei der Kreditvergabe. Nachdem am Dienstag aus einer EZB-Umfrage unter Banken hervorgegangen ist, dass diese die Vergaberichtlinien für Kredite an Unternehmen verschärfen, zeigen die Daten vom Mittwoch, dass die Kreditvergabe zum Jahreswechsel an Dynamik gewonnen hatte. Im Dezember reichten Banken 1,5% mehr Darlehen aus als ein Jahr zuvor. Im November hatte die Wachstumsrate bei 1,0% gelegen. Bei der Kreditvergabe an Privathaushalte fiel der Anstieg mit 1,1% 0,2 Prozentpunkte stärker aus als im Vormonat.

Im Dezember hatte die EZB zu Protokoll gegeben, dass sie angesichts der erfolgten Zinssenkungen eine Lockerung bei den Finanzierungsbedingungen feststelle. Die Daten aus dieser Woche könnten unter den Notenbankern eine Diskussion auslösen, ob dies tatsächlich der Fall ist und wie restriktiv die Geldpolitik der EZB aktuell wirkt. Allerdings spielt nicht nur das Zinsniveau für die Dynamik der Kreditvergabe eine wichtige Rolle, sondern auch andere Faktoren wie konjunkturelle und politische Unsicherheit.

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