Großbritannien ächzt unter neuer Streikwelle
hip London
Rund eine halbe Million Beschäftigte des britischen öffentlichen Dienstes haben am Mittwoch mit Streiks ihrer Forderung nach Lohnerhöhungen, die über einen Inflationsausgleich hinausgehen, Nachdruck verliehen. Neben Lokführern und Grenzschützern traten auch Lehrer an öffentlichen Schulen in den Ausstand. In London fand eine Großdemonstration der Gewerkschaften gegen das neue Streikrecht statt. Dieses soll während eines Arbeitskampfs von für das Funktionieren einer Gesellschaft kritischen Beschäftigten wie Feuerwehrleuten und Rettungssanitätern eine Minimalversorgung der Öffentlichkeit gewährleisten. Am Montag wurde es vom Unterhaus mit großer Mehrheit beschlossen. Nun wird das nicht gewählte House of Lords darüber beraten. „Für ein Kabinett voller Millionäre ist es sehr leicht, nicht mitzubekommen, was in unseren öffentlichen Diensten passiert“, sagte Paul Nowak, der Generalsekretär des Gewerkschaftsdachverbands TUC. Seitens der Regierung zeichnet sich bislang keinerlei Entgegenkommen ab. Der Sprecher von Premierminister Rishi Sunak wies darauf hin, dass Steuererhöhungen, Neuverschuldung oder Ausgabenkürzungen die gängigen Optionen seien, um die Erfüllung der Forderungen der Streikenden zu finanzieren.
Unterdessen verbesserte sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe. Wie S&P Global mitteilte, stieg der Einkaufsmanagerindex für die Branche im Januar von 45,3 auf 47,0 Zähler. Er lag damit noch über dem Anfang des Monats in einer Blitzumfrage ermittelten Wert von 46,7. Allerdings deuten erst Werte über 50,0 auf eine wirtschaftliche Expansion hin.
Britischen Medien zufolge zeichnet sich zudem im Streit mit der EU um das Nordirland-Protokoll eine Einigung ab. Aus der Downing Street hieß es, eine Einigung stehe noch aus. In London glauben viele, dass Brüssel erst nach einem Regierungswechsel in Großbritannien zu ernsthaften Zugeständnissen bereit wäre.