Tarifkonflikte

Großbritannien droht im Sommer Streikwelle

Die hohe Teuerungsrate hat dafür gesorgt, dass britische Gewerkschaften zur Tat schreiten. Bahnarbeiter wollen erneut streiken. Der Ärzteverband BMA droht ebenfalls mit Arbeitskampfmaßnahmen.

Großbritannien droht im Sommer Streikwelle

hip London

Großbritannien wird aller Wahrscheinlichkeit nach im Sommer von einer Streikwelle erschüttert werden. Die Gewerkschaft RMT kündigte einen Bahnarbeiterstreik für Ende Juli an. Man habe in den Verhandlungen mit dem staatlichen Netzbetreiber Network Rail zwar Fortschritte bei der Ar­beitsplatzsicherheit gemacht, sagte RMT-Chef­ Mick Lynch. Aber die angebotene Lohnerhöhung sei „nicht gut genug“. Zudem hätten die Bahngesellschaften­ bislang überhaupt keine Angebote gemacht. Network Rail hatte 4% mehr geboten und weitere 4% im kommenden Jahr in Aussicht gestellt, sollte die Gewerkschaft „Modernisierungsreformen“ zustimmen. Lynch geht davon aus, dass die Öffentlichkeit hinter den Bahn­beschäftigten steht. „In diesem Land wird jeder ärmer“, sagte er. „Jeder verdient eine Lohnerhöhung.“

Am 30. Juli wollen die Zugführer von acht Bahngesellschaften, die der Gewerkschaft Aslef angehören, in den Ausstand treten. Am 18. und 20. August will die RMT die Beschäftigten im Schienenverkehr erneut aufrufen, ihre Arbeit niederzulegen. Der Tarifkonflikt zwischen der Betreibergesellschaft der Postdienststellen und der Gewerkschaft CWU brodelt weiter. Am 11. Juli wurde erstmals gestreikt. Betroffen waren größere Postämter. Bei der Telefongesellschaft BT droht unterdessen der erste Arbeitskampf seit 35 Jahren.

Auch das Gesundheitswesen ist betroffen. Ein Ärztestreik sei „unvermeidlich“, sagte Professor Philip Banfield, der neue Ratsvorsitzende der Ärztevereinigung BMA (British Medical Association). Ihre Mitglieder hatten vergangenen Monat dafür gestimmt, die Reallohnverluste rückgängig zu machen, die sie seit 2008 erlitten haben. Sie wollen durchsetzen, dass ihre Gehälter binnen fünf Jahren um 30% steigen. Krankenhausärzte wollen die 30% allerdings „sofort“, sagte Banfield. Allerdings rechne er erst im Frühjahr 2023 mit Arbeitskampfmaßnahmen. Gewerkschaften von anderen Mitarbeitern des National Health Service (NHS) drohten derweil mit Streiks, sollten sie nicht zumindest einen Inflationsausgleich erhalten.

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