Ifo-Geschäftsklima

Ifo-Klima bringt Hoffnungsschimmer

Das Ifo-Geschäftsklima ist im Oktober zwar unerwartet stark gestiegen. Eine Trendwende ist das aber noch nicht. Denn im kriselnden Bau ist die Stimmung gesunken und die Industrie leidet weiter unter dem Auftragsmangel.

Ifo-Klima bringt Hoffnungsschimmer

Ifo-Klima bringt Hoffnungsschimmer

Fuest: Sinkflug vorerst gestoppt − Nur im Bau schwindet die Stimmung

ba Frankfurt

Stimmungsseitig ist die deutsche Wirtschaft besser als erwartet ins vierte Quartal gestartet. Wie schon der Einkaufsmanagerindex (PMI) hat sich auch der Ifo-Geschäftsklimaindex erholt. Sollte allerdings der nächste US-Präsident Donald Trump heißen, dürfte es mit den guten Nachrichten schnell wieder vorbei sein, mahnen Experten. Es gibt aber auch einige Faktoren, die Rückenwind bringen dürften: So wird am Markt eine weitere Zinssenkung der Europäischen Zentralbank − durchaus mit 50 Basispunkten − für Dezember bereits fest erwartet, Daten für die US-Wirtschaft sind zuletzt auch robuster ausgefallen als vorausgesagt und das Pekinger Wachstumspaket dürfte die chinesische Wirtschaft wieder anschieben, was den deutschen Exporteuren helfen würde. Im September allerdings fielen die Ausfuhren Richtung China noch um 9,6%.

Risikofaktor Trump

Der Ifo-Geschäftsklimaindex legte im Oktober um 1,1 auf 86,5 Punkte zu. Ökonomen hatten den ersten Anstieg nach vier Rückgängen in Folge erwartet, allerdings einen neuen Zählerstand nur von 85,6 prognostiziert. „Die deutsche Wirtschaft konnte den Sinkflug vorerst stoppen“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Dabei zeigten sich die monatlich 9.000 befragten Firmen zufriedener mit ihrer aktuellen Lage. Der entsprechende Indikator legte um 1,3 auf 85,7 Punkte zu. „Auch die Erwartungen hellten sich auf, bleiben aber von Skepsis geprägt“, erklärte Fuest den Anstieg des Barometers um 0,9 auf 87,3 Zähler.

„Die deutsche Konjunktur hat vorerst wieder Boden unter die Füße bekommen“, sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview. „Gewinnt Donald Trump die US-Wahl, kann es im November mit der Stimmungsaufhellung schon wieder vorbei sein“, warnte er aber zugleich. Denn 44% der Industrieunternehmen in Deutschland erwarten negative Auswirkungen für ihren Betrieb, sollte der Republikaner Trump statt der Demokratin Kamala Harris gewählt werden. Zudem bleibe der Auftragsmangel ein zentrales Problem, ergänzte Wohlrabe. So seien etwa die Exporterwartungen in der Industrie gefallen. „Es ist daher noch zu früh, um eine Trendwende auszurufen“, sagte der Ifo-Experte. Einige Branchen hätten sich aber vergleichsweise gut geschlagen, darunter der Tourismus, die IT-Dienstleister und der Bereich Transport und Logistik. Auch in der Chemieindustrie und im Maschinenbau sei es im Oktober etwas besser gelaufen, in der Autobranche dagegen erneut schlechter.

Ausnahme Bau

Mit Ausnahme des kriselnden Bauhauptgewerbes hat sich das Ifo-Geschäftsklima in sämtlichen Sektoren verbessert. Dort hat sich wegen der pessimistischeren Erwartungen das Klima eingetrübt. Im Dienstleistungssektor drehte das Geschäftsklima wieder in den positiven Bereich. Am auffälligsten war aber, dass sich der Abwärtstrend im richtungsweisenden verarbeitenden Gewerbe wegen der weniger pessimistischen Erwartungen nicht fortgesetzt hat. Die laufenden Geschäfte wurden allerdings deutlich schlechter beurteilt. Die Kapazitätsauslastung gab um 1,2 Prozentpunkte auf 76,5% nach und liegt damit deutlich unter dem langfristigen Mittelwert von 83,4%.

Zurückhaltende Reaktionen

„Das getrübte Geschäftsklima spiegelt die schwache Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wider“, resümiert Michael Herzum von Union Investment. Es gebe einfach zu wenig Investitionen, nicht genügend Innovationen und zu viel Bürokratie. In der Tendenz sprächen die Ergebnisse weiter für Stellenabbau und Abwanderung ins Ausland sowie gegen Investitionen, urteilt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Der Wachstumsausblick für Deutschland bleibt düster.“

Der Anstieg des Ifo-Index stützt für Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer „die Vorstellung, dass wir nicht vor einer tiefen Rezession stehen“. Der Gegenwind von den zurückliegenden EZB-Zinserhöhungen ebbe ab. Außerdem seien rund zwei Drittel des Energiepreisanstiegs von 2022 rückgängig gemacht. „All das dürfte die deutsche Wirtschaft ab dem Frühjahr wieder etwas wachsen lassen“, erwartet Krämer.

„Steckt in Schwächephase fest“

In der anstehenden Woche berichtet das Statistikamt Destatis über die Entwicklung im dritten Quartal. Laut dem aktuellen Bundesbank-Monatsbericht ist die deutsche Wirtschaft in den Sommermonaten weiter geschrumpft und steckt in einer Schwächephase fest. Im Schlussquartal dürfte die Wirtschaftsleistung in etwa stagnieren, schreibt die Bundesbank.

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