IMK prognostiziert Wachstumsschub durch Finanzpakete ab 2026
IMK prognostiziert Wachstumsschub ab 2026
Ökonomen: Investitionsoffensive aber kein Selbstläufer
lz Frankfurt
Das neue Sondervermögen für Infrastruktur sowie die aufgebohrte Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben dürften das Wachstum nach einer neuen Prognose des Instituts für Makroökonomie und Konjunktur (IMK) im kommenden Jahr auf 1,7% anheben. Für 2025 rechnet das IMK hingegen damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch einmal leicht um 0,1% schrumpfen wird. Die Schätzung des Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ist deshalb von besonderem Interesse, weil andere Forscher unter Verweis auf die noch unklaren Strukturreformen der neuen Koalition sich diesbezüglich bislang weitgehend zurückgehalten haben. Nur das DIW hatte unter gewissen Voraussetzungen eine vorsichtige Prognose für 2026 in Höhe von bis zu 2,5% gewagt.

Die zu erwartenden steigenden Investitionen hätten das Potenzial, die deutsche Wirtschaft aus der hartnäckigen Stagnation zu befreien, schreiben die Forscher. Da der Arbeitsmarkt zeitversetzt reagiere, bringe das anziehende Wachstum aber noch keine positive Trendwende bei der Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote steigt danach im Jahr 2025 auf 6,2% und verharrt auch 2026 auf diesem Niveau. Die Inflationsrate wird laut IMK-Prognose im Jahresdurchschnitt 2025 sowie 2026 bei 2,0% liegen – punktgenau auf dem Inflationsziel der EZB.
Überwindung der Stagnation
„Fest steht: Ohne die jetzt absehbare Kurswende bei den Investitionen, die Einigung mit den Grünen und die Zustimmung im Bundesrat wäre unsere Vorhersage für 2026 deutlich niedriger ausgefallen“, sagt Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK. Mit der Einigung von Union und SPD auf ein 500 Mrd. Euro schweres Infrastruktur-Sondervermögen seien die Karten neu gemischt worden. Falls die öffentlichen Investitionen umgesetzt werden, könnten sie der deutschen Wirtschaft den nötigen Nachfrageschub zur Überwindung der Stagnation liefern, die Standortbedingungen und die Stimmung bei Firmen verbessern, umreißt Dullien das neue Konjunkturbild.
Längerfristige Perspektive wichtig
Die zusätzlichen Investitionen würden zwar zunächst langsam anlaufen, unterstellen die Ökonomen. Für 2025 sei nur mit 12 Mrd. Euro zusätzlichen Investitionen für Infrastruktur, Klimaschutz und Verteidigung zu rechnen. Für das kommende Jahr erwartet das IMK dann zusätzliche Investitionen von 29 Mrd. Euro, wobei sich der Schwerpunkt Richtung Infrastruktur verschieben dürfte. Die Ökonomen unterstreichen, wie wichtig die längerfristige Perspektive der Finanzpakete ist: „Neben dem direkten Nachfrageeffekt dürfte die über 12 Jahre angelegte Investitionsstrategie durch die Beseitigung von politischen Unsicherheiten und eine Verbesserung der wirtschaftlichen Aussichten eine nennenswerte Belebung des privaten Konsums und der privaten Investitionen bewirken.“
Aber auch das IMK verweist darauf, dass die Investitionsoffensive „kein Selbstläufer“ sei. Die Regierung müsse Planungsverfahren straffen und die Behörden zügig digitalisieren für die weitere Umsetzung. Das ist nach Ansicht von Dullien schon deshalb erforderlich, um auf die „weltwirtschaftlichen Risiken“ vorbereitet zu sein, die sich in Gestalt der „radikalen und unberechenbaren Politik der Trump-Regierung“ personifiziert.
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