Inflation

IWF appelliert an Notenbanken und Regierungen

Die G20-Staaten beraten am Dienstag und Mittwoch auf Bali auch über die Lage der Weltwirtschaft. Der IWF ist in großer Sorge ums globale Wachstum – räumt aber zugleich dem Kampf gegen die Inflation Priorität ein.

IWF appelliert an Notenbanken und Regierungen

ms Frankfurt

Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt die Lage der Weltwirtschaft inzwischen noch einmal schlechter ein als erst vor vier Wochen – und bleibt trotzdem dabei, dass der Kampf gegen die vielerorts viel zu hohe Inflation aktuell absolute Priorität haben müsse. Das geht aus Analysen hervor, die der IWF für das Gipfeltreffen der G20-Staaten am Dienstag und Mittwoch auf Bali vorbereitet hat. Auf der indonesischen Insel beraten die Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer unter anderem über die weltwirtschaftliche Lage.

Im Kampf gegen die hohe Inflation straffen Zentralbanken weltweit ihre Geldpolitik wie seit Jahrzehnten nicht – und teils wie nie zuvor. Zugleich nimmt aber in vielen Volkswirtschaften und für die Weltwirtschaft insgesamt das Risiko einer Rezession zu. Deswegen tobt eine hitzige Debatte über die Geldpolitik. Die US-Notenbank Fed hat unlängst avisiert, ihr aggressives Zinserhöhungstempo etwas zu drosseln. Zu­sammen mit niedriger ausfallenden US-Inflationsdaten hat das weltweit zu stark steigenden Aktienkursen geführt. Gleichwohl dürfte sich die Zinsstraffung fortsetzen.

Sorgen um Europa

Der IWF argumentiert nun, dass jüngste Echtzeitindikatoren „bestätigen, dass die Aussichten düsterer sind“. Erst Mitte Oktober hatte der Fonds in seinem Weltwirtschaftsausblick seine Wachstumsprognosen erneut gekappt – auf 3,2% für dieses und 2,7% für nächstes Jahr. Der IWF macht dafür einen Mix an Problemen verantwortlich: den Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation, die schwache Wachstumsdynamik in China sowie die anhaltenden Lieferkettenunterbrechungen. Zwar habe vielerorts das Wachstum im dritten Quartal positiv überrascht, so der IWF nun. Die Einkaufsmanagerindizes für Oktober deuteten aber auf ein schwaches viertes Quartal hin. Besonders besorgt blickt der Währungsfonds auf Europa.

Gleichwohl ist für den IWF weiterhin klar, dass jetzt nicht die Zeit sei, die Konjunkturstabilisierung über die Inflationsbekämpfung zu stellen. Im Gegenteil: „Trotz zunehmender Anzeichen für eine globale Konjunkturabschwächung sollten die politischen Entscheidungsträger weiterhin der Eindämmung der Inflation Vorrang einräumen, da diese zu einer Krise der Lebenshaltungskosten beiträgt, die einkommensschwache und gefährdete Bevölkerungsgruppen am stärksten trifft“, schreibt der IWF in seinen Analysen für die G20.

Explizit appelliert der Fonds aber auch an die Regierungen und bezieht ausdrücklich die Fiskalpolitik in den Kampf gegen die Inflation ein. „In vielen Ländern sind wahrscheinlich weitere fiskal- und geldpolitische Straffungen erforderlich, um die Inflation zu senken und die Anfälligkeit für Schulden zu verringern.“ Diese Maßnahmen würden indes die Wirtschaftstätigkeit weiter belasten, insbesondere in zinssensiblen Sektoren wie dem Wohnungsbau.

In jüngster Zeit haben Warnungen zugenommen, dass die fiskalpolitischen Maßnahmen speziell gegen die hohen Energiekosten die Inflation weiter anheizen könnten. Diese Sorge gibt es nicht zuletzt auch mit Blick auf den von der Bundesregierung angekündigten 200-Mrd.-Euro-Abwehrschirm gegen die Energiekrise.

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