IWF-Frühjahrstagung

IWF erwartet deutlich schwächeres Wachstum der Weltwirtschaft

Der Internationale Währungsfonds (IWF) wird aufgrund der US-Einfuhrzölle seine Wachstumsprognosen deutlich nach unten korrigieren. Insbesondere die EU müsse nun handeln, sagt IWF-Chefin Kristalina Georgiewa.

IWF erwartet deutlich schwächeres Wachstum der Weltwirtschaft

IWF erwartet deutlich schwächeres Wirtschaftswachstum

US-Zölle lasten auf Weltwirtschaft – Andere Länder müssen interne und externe Ungleichgewichte abbauen

det Washington

Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert Deutschland zu einer „entschlossenen fiskalischen Expansion“ auf, um die Binnennachfrage anzukurbeln. In ihrer Curtain-Raiser Rede zum Auftakt der gemeinsam mit der Weltbank abgehaltenen Frühjahrstagung warnte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa zudem vor den Folgen der US-Einfuhrzölle. Um diesen entgegenzuwirken, müssten alle Länder einen Beitrag zum Abbau ihrer internen und externen Ungleichgeweichte leisten. Zu Anpassungsmaßnahmen rief sie insbesondere die USA, China und die Europäische Union (EU) auf.

Im Mittelpunkt der Frühjahrstagung wird US-Präsident Donald Trumps protektionistische Handelspolitik stehen, die wie ein Damoklesschwert über der Weltwirtschaft hängt. Georgiewa wies darauf hin, dass der IWF als Folge der US-Zölle mit einer bedeutenden Abschwächung rechnet. „Der neue Weltwirtschaftsausblick wird die Wachstumsprognosen stark nach unten korrigieren, sagt aber keine Rezession voraus“, erklärte die geschäftsführende Direktorin des Währungsfonds. Auch sei zu erwarten, dass die Einfuhrzölle in einigen Ländern zu höherer Inflation führen werden. In seinem Weltwirtschaftsausblick (WEO) vom vergangenen Oktober hatte der IWF für 2025 ein globales Wachstum von 3,2% prognostiziert. Der neue WEO wird am 22. April veröffentlicht. 

„Reboot“ des Welthandelssystems

Georgiewa wies darauf hin, dass vor einem halben Jahr die hohe Verschuldung und in einigen Industrieländern das schleppende Wachstum die vorherrschenden Sorgen gewesen seien. Heute würde aber der „Reboot des Welthandelssystems" die Widerstandsfähigkeit die Weltwirtschaft auf den Prüfstand stellen. Als Ursache nannte sie den Vertrauensverlust in die Globalisierung und speziell zwischen einzelnen Ländern.

Während  der Corona-Pandemie hätten Lieferkettenstörungen und die daraus resultierende Inflation das Vertrauen in globale Strukturen geschwächt. Heute würden Zölle und nicht-tarifäre Handelsschranken das Misstrauen schüren, stellte die IWF-Vorsitzende fest. Dies führe dazu, dass die wirtschaftliche Autonomie einzelner Länder, insbesodere in Bezug auf nationale Sicherheit, ein „Comeback“ feiert.

Ärmere Staaten die Opfer

Die Folgen dieser Entwicklung beschrieb Georgiewa als „signifikant“. Dabei seien insbesondere kleinere Staaten die Opfer des handelspolitischen Schlagabtauschs zwischen den Wirtschaftsgiganten. Viele Schwellen- und Entwicklungsländer würden nämlich mit strikteren Finanzierungskonditionen und dezimierter, internationaler Wirtschaftshilfe zu kämpfen haben. Auch würde deren exportabhängigen Volkswirtschaften besonders stark unter Zöllen leiden, sagte Georgiewa.      

Gefragt sei daher gerade in den Industrienationen eine „agile und glaubwürdige Geldpolitik“. Begleitet werden müsse diese von strikterer Finanzregulierung und einer flexiblen Wechselkurspolitik. Zudem könnten Sturkturreformen, etwa im Banken- und Kapitalmarktbereich sowie bei der Förderung künstlicher Intelligenz, das Wachstumspotenzial erhöhen.

Forderung nach Europäischer Bankenunion

Um die Ungleichgewichte zu balancieren müssten hoch verschuldete Staaten ihre fiskalischen Puffer aufbauen. Staaten mit haushaltspolitischem Spielraum, insbesondere Deutschland, sollten hingegen die Ausgaben erhöhen. Die EU muss laut IWF Maßnahmen zur Vertiefung des Binnenmarkts ergreifen. Dazu zählt Georgiewa eine Bankenunion sowie den Abbau der Handelsschranken bei Dienstleistungen. Die USA forderte Georgiewa auf, über eine Reform des gesetzlichen Ausgabenprogramme die ausufernden Staatsschulden in den Griff zu bekommen. China könnte durch weniger Eingriffe in die Industrie und den beschleunigten Wandel zu einer Dienstleistungsgesellschaft zum Abbau der Ungleichgewichte beitragen.

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