Japan sagt Sayonara zum Negativzins
Japan sagt Sayonara zum Negativzins
Keine weiteren Zinserhöhungen geplant – Staatsanleihekäufe der Notenbank gehen weiter
mf Tokio
Die Bank of Japan (BoJ) hat zum ersten Mal seit Februar 2007 ihren Leitzins angehoben und sich dabei als weltweit letzte Notenbank von einer Politik der Negativzinsen verabschiedet. Der Zinssatz von −0,1% galt seit Anfang 2016 für bestimmte Gelder der Geschäftsbanken, die über Nacht bei der Notenbank lagen.
Kazuo Ueda, Gouverneur der Bank of Japan, und seine Mitstreiter beendeten auch die im Herbst 2016 eingeführte Kontrolle der Zinskurve, die die 10-jährige Rendite von Staatsanleihen bei 0% fixieren sollte. Außerdem stellten sie die Kaufprogramme für Aktienindexfonds (ETFs) und börsennotierte Immobilienfonds (J-Reits) ein. Der Erwerb von Unternehmensanleihen und Commercial Papers soll binnen eines Jahres auslaufen. „Dies ist ein bedeutender Politikwechsel und viel umfassender, als ich erwartet hatte“, kommentierte Hideo Kumano, Chefökonom des Dai-ichi Life Research Institute, die Zinsentscheidung.
Bank of Japan erwartet keine weiteren Zinserhöhungen
Mit dem historischen Schritt signalisierte die Bank of Japan (BoJ) das Ende der jahrzehntelangen Deflation in Japan. Ihr Ziel einer Inflationsrate von 2% (ohne frische Lebensmittel und Energiepreise) werde auf „nachhaltige und stabile Weise“ bis gegen Ende des Fiskaljahres 2025 erreicht, heißt es in dem BoJ-Beschluss.
„Nach unserer Bewertung ist das Ziel einer nachhaltigen Inflation von 2% in greifbare Nähe gerückt“, erklärte Ueda. „Die groß angelegte geldpolitische Lockerung hat ihren Zweck erfüllt.“ Doch weitere Zinsschritte wie in Europa und den USA lehnte er indirekt ab. „Es gibt noch einen gewissen Abstand zu 2%“, betonte Ueda. Zuvor hatte die Bank of Japan in einem extra rot eingefärbten Satz mitgeteilt, dass die „akkommodierenden Finanzbedingungen vorläufig beibehalten werden“.
Yen gibt nach, Nikkei 225 dreht ins Plus
Der Erwerb von Staatsanleihen wird „im Großen und Ganzen im selben Umfang wie vorher“ weitergehen. Diese Ankündigung soll vordergründig wohl die Volatilität am Finanzmarkt dämpfen. Die Ausschläge hielten sich jedenfalls in Grenzen. Der Yen gab sogar nach, der Nikkei 225 drehte ins Plus. Aber die fortgesetzten JGB-Käufe zollen auch der chronischen Wachstumsschwäche der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt und den andauernden Defiziten im Staatshaushalt Tribut.
Den Abschied von den meisten Lockerungsmaßnahmen begründete die Führung der Notenbank mit der Entwicklung von Löhnen und Preisen. Vor dem Hintergrund steigender Firmengewinne und „enger“ Bedingungen am Arbeitsmarkt sei es „hoch wahrscheinlich, dass die Löhne nach dem Anstieg im Vorjahr in diesem Jahr stetig zunehmen werden“. Damit spielte die BoJ darauf an, dass die Gewerkschaften bei den diesjährigen Tarifverhandlungen die höchste Gehaltssteigerung seit über 30 Jahren erreicht hatten. Danach sollen die Löhne bei vielen Großunternehmen ab April im Schnitt um 5,3% steigen.
Parallel fürchtet die BoJ aktuell keinen Rückfall in die Zeit der stagnierenden und sinkenden Preise. Nach ihrer Ansicht hat sich der Einfluss des schwachen Yen auf die Importpreise zwar abgeschwächt, aber die Preise für Dienstleistungen seien weiter „moderat“ gestiegen, teils bedingt durch Lohnzuwächse. Sollte sich die Inflation verstärken, könnte die BoJ darauf auch mit einer Zinserhöhung antworten. „Das Risiko eines größeren Aufschwungs in diesem Trend ist derzeit nicht groß, aber es ist etwas, das wir in Zukunft im Auge behalten müssen“, erklärte Ueda.
Zinsentscheid nicht einstimmig
Das neunköpfige Lenkungsgremium beschloss die Änderungen mit zwei Gegenstimmen. Mit dem Leitzins von 0,0–0,1% kehrt man zur Methode der Geldpolitik vor dem Amtsantritt von Kuroda im April 2013 zurück. Die BoJ plante bisher den Kauf von monatlich 6 Bill. Yen (37 Mrd. Euro) an Staatsanleihen (JGBs) ein. Allerdings blieben die Käufe zuletzt hinter dieser Summe zurück, sodass ihr JGB-Bestand in den vergangenen drei Monaten erstmals seit fast elf Jahren schrumpfte. Auch erwarb die BoJ im Vorjahr fast keine ETFs und J-Reits mehr. Seit 2010 hatte sie insgesamt 37 Bill. Yen (228 Mrd. Euro) an ETFs und 650 Mrd. Yen (4 Mrd. Euro) an J-Reits in ihre Bilanz genommen.
Japans Notenbank beendet die meisten monetären Lockerungsmaßnahmen inklusive Negativzins. Weitere Zinsschritte plant die Bank of Japan (BoJ) nicht. Sollte sich die Inflation jedoch verstärken, werde sie mit einem weiteren Zinsschritt reagieren. Die Käufe von Staatsanleihen gehen weiter.
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