Ifo-Geschäftsklima und Einkaufsmanagerindex

Schwieriger Quartalsstart für Baubranche

Die deutsche Baubranche verpatzt auch den Start ins vierte Quartal. Vor allem der Wohnungsbau ist das Sorgenkind, auch wenn sich hier die Stimmung trotz anhaltendem Auftragsmangel und steigender Stornoquote leicht verbessert hat.

Schwieriger Quartalsstart für Baubranche

Schwieriger Quartalsstart
für die deutsche Baubranche

Geringere Aktivität, weniger Aufträge und mehr Stornos

ba Frankfurt

Der deutsche Wohnungsbau, aber auch die Baubranche insgesamt stecken zum Start ins vierte Quartal nach wie vor in der Flaute fest. So hat sich der monatlichen Ifo-Umfrage zufolge zwar das Geschäftsklima im Wohnungsbau aufgehellt, wenngleich die Stornoquote gestiegen ist und sich der Auftragsmangel nur leicht entschärft hat. Gemessen am Einkaufsmanagerindex (PMI) ist die heimische Baubranche aber enttäuschend in den Schlussabschnitt gestartet.

Materialmangel lässt nach

Laut Ifo klagten im Oktober 49,9% der Unternehmen über mangelnde Aufträge. Im September waren es 52,9%. „Es ist zu befürchten, dass die Situation langfristige Folgen auf dem Wohnungsmarkt hat“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Wo heute keine Projekte beauftragt werden, werden morgen keine Wohnungen stehen.“ Gleichwohl habe sich das Geschäftsklima im Wohnungsbau wegen der etwas besseren Einschätzung der Geschäftslage erholt. Der Ausblick auf die kommenden Monate sei jedoch weiter pessimistisch. Die Stornoquote stieg von 11,2% auf 11,8%. „Die Unternehmen im Wohnungsbau haben weiter mit hohen Zinsen, Auftragsmangel und Stornierungen zu kämpfen“, erklärt Wohlrabe. „Das macht es schwierig, die Kapazitäten und Personal zu halten, die nötig sind, wenn es wieder aufwärts geht.“

Einkaufsmanagerindex gibt nach

Die monatliche S&P-Umfrage ergab für Oktober einen Rückgang bei Bautätigkeit, Neuaufträgen sowie Beschäftigung im gesamten Bausektor − also Wohnungs- und Tiefbau sowie gewerblicher Bau. Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist blieben dabei „tief pessimistisch“. Immerhin, so hieß es bei S&P Global weiter, ließ der Kostendruck weiter nach. Der PMI für den gesamten Bausektor gab auf 40,2 Punkte nach. Im September hatte der PMI noch ein 16-Monatshoch mit 41,7 Zählern markiert. Mit einem Wert kleiner 50 Zählern signalisiert das Stimmungsbarometer nicht nur schrumpfende wirtschaftliche Aktivität, sondern unterschreitet den Durchschnittswert der seit April 2022 anhaltenden Kontraktionsphase.

Wohnungsbau bleibt Sorgenkind

Laut S&P beschleunigte sich der Rückgang in allen drei Teilbereichen. „Besonders besorgniserregend bleibt die Lage im Wohnungsbau, wo die Bauaktivitäten weiter zurückgefahren wurden und der Druck auf die Unternehmen anhält“, kommentiert Jonas Feldhusen, Volkswirt der Hamburg Commercial Bank, die die Umfrage sponsert. Im Tiefbau stelle sich die Situation gegenüber September noch ungünstiger dar. Beim Gewerbebau bleibe die Aktivität auf niedrigem Niveau, „was die anhaltend schwache Nachfrage nach Gewerbeflächen und die geringe Investitionsbereitschaft widerspiegelt“.

Preissenkung hilft Subunternehmern nicht

Auch die Subunternehmer leiden Feldhusen zufolge stark unter der Krise. Obwohl sie seit nunmehr drei Monaten die Preise reduzierten, würden ihre Leistungen wegen der schwachen Konjunkturlage immer weniger in Anspruch genommen. Wenig überraschend seien die zukünftigen Erwartungen im Baugewerbe weiter schlecht. Der Branche würde „sicherlich ein umfassendes Förderprogramm seitens der Politik“ helfen, schließt er sich Forderungen der Branchenverbände an.

„Doch ein starkes Finanzpaket, das Investitionssicherheit verspricht, kann von der aktuellen Regierung nicht mehr erwartet werden“, sagt Feldhusen.

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