Industrie und Arbeitsmarkt

Konjunktur in Eurozone mit Licht und Schatten

Die Perspektiven für die Euro-Wirtschaft trüben sich immer mehr ein, die Angst vor einer Rezession wächst. Neue Daten aus der Industrie schüren solche Sorgen – während die Lage am Arbeitsmarkt Hoffnung macht.

Konjunktur in Eurozone mit Licht und Schatten

ms Frankfurt

Das Risiko einer Rezession im Euroraum nimmt zu – aber die Lage am Arbeitsmarkt ist zumindest bislang weiterhin sehr gut. Das belegen am Montag veröffentlichte Daten zur Euro-Industrie und zum Euro-Jobmarkt. Die Daten enthalten damit Licht und Schatten, wobei die negativen Signale zunächst im Vordergrund stehen dürften. Das gilt umso mehr, als der Arbeitsmarkt als nachlaufender Konjunkturindikator gilt.

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) von S&P Global für die Industrie in der Eurozone ist im Juli von zuvor 52,1 auf 49,8 Punkte deutlich gesunken, wie S&P mitteilte. Der Wert liegt damit zwar marginal höher als die zunächst ge­meldeten 49,6 Punkte. Er liegt aber auch so erstmals seit mehr als zwei Jahren unter der Marke von 50 Punkten, ab der Wirtschaftswachstum angezeigt wird. Mit Ausnahme des Indexes Vormateriallager trugen alle anderen vier in die Berechnung einfließenden Unter­indizes zum Rückgang bei. In den vier größten Euro-Volkswirtschaften liegt der Wert nun überall unter 50 Punkten (siehe Grafik).

„Der Industriesektor der Eurozone versinkt in einem immer steileren Abschwung und erhöht damit das Rezessionsrisiko in der Region“, sagte S&P-Chefvolkswirt Chris Williamson zu den neuen Daten. Im zweiten Quartal ist die Euro-Wirtschaft mit 0,7% indes sehr viel stärker gewachsen als erwartet. Das war am Freitag bekannt geworden.

Mit Blick auf die Industrie kommt jetzt aber erschwerend hinzu, dass der Auftragseingang – abgesehen von der Zeit während der Corona-Restriktionen – das höchste Minus seit der Euro-Staatsschuldenkrise im Jahr 2012 auswies, wie S&P mitteilte. Grund dafür ist, dass der starke Preisauftrieb der Nachfrage schadete. „Die Auftragseingänge sind bereits stark eingebrochen, und es wird wahrscheinlich noch schlimmer kommen“, sagte Williamson.

Der Arbeitsmarkt im Euroraum präsentiert sich indes trotz des wirtschaftlichen Abschwungs bislang sehr robust. Wie das Statistikamt Eurostat mitteilte, hat sich die Arbeitslosenquote im Juni auf dem Rekordtief von 6,6% gehalten. Demnach waren 10,925 Millionen Menschen in Euroland arbeitslos. Gegenüber dem Vorjahresmonat sank ihre Zahl um 1,957 Millionen. Besonders niedrig war die Arbeitslosenquote im Juni in Deutschland, wo sie nach den Eurostat-Kriterien bei 2,8% lag.

Die gute Lage am Arbeitsmarkt stützt einerseits die Konjunktur – nicht zuletzt, weil sie grundsätzlich die Aussichten für den Konsum verbessert. Andererseits hinkt die Entwicklung am Arbeitsmarkt oft der Konjunktur ein wenig hinterher. Zudem dämpft die hohe Inflation aktuell die Konsumbereitschaft.

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