Konjunktur setzt Fed unter Druck
mpi Frankfurt
Die US-Notenbank Fed wird womöglich länger auf der geldpolitischen Bremse stehen als zuletzt angenommen. Dies legen die jüngsten Wirtschaftsdaten aus dem Konjunkturbericht der Notenbank (Beige Book) nahe. „Insgesamt nahm die Wirtschaftstätigkeit Anfang 2023 leicht zu“, heißt es dort. Die Umfrage ist damit etwas positiver ausgefallen als der letzte Bericht vom 18. Januar. Damals hatte die Fed noch von einer weitgehend stabilen Entwicklung gesprochen. Jetzt sieht sich die Notenbank wieder mit einem Anstieg der Wirtschaftstätigkeit konfrontiert, der die hohe Inflation in den USA, die gemäß dem PCE-Preisdeflator im Januar bei 5,4% lag, verstärken könnte.
Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell hatte daher bereits am Dienstag in seiner Rede vor dem Bankenausschuss des US-Senats die Möglichkeit stärkerer Zinserhöhungen angedeutet. Bei ihrer letzten Zinssitzung Anfang Februar hatte die Fed ihr Tempo im Kampf gegen die hohe Inflation reduziert und den Leitzins nur um 25 Basispunkte erhöht. Nach den Äußerungen von Powell und der Vorlage des Konjunkturberichts spekulieren die Märkte nun, dass die Fed bei ihrer Sitzung am 22. März die Zinsen womöglich wieder um 50 Basispunkte anheben könnte. Powell hatte jedoch auch betont, dass es noch keine Entscheidung dazu gegeben habe. Man wolle zunächst weitere Daten abwarten. Sicher erscheint vielen Ökonomen jedoch, dass ein Leitzins von 5,1%, den die Führungsetage der Fed in ihrem Ausblick vor dem Jahreswechsel für Ende 2023 veranschlagt hatte, überschritten werden dürfte.
Preise dürften weiter sinken
„Der Inflationsdruck blieb weit verbreitet“, heißt es nun auch in dem Konjunkturbericht der Fed. Allerdings habe er sich in vielen Distrikten abgeschwächt. In einigen Regionen sei es jedoch schwieriger geworden, gestiegene Kosten an die Kunden weiterzugeben. Häuserpreise hätten sich kaum verändert oder seien etwas gesunken. Der Preisdruck dürfte laut dem Fed-Bericht im weiteren Jahresverlauf nachlassen.
Die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt blieben laut der US-Notenbank solide. Die Beschäftigung habe in den meisten Bezirken weiter leicht bis mäßig zugenommen. Vereinzelt sei es jedoch auch zu Entlassungen gekommen. „Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften hat sich leicht verbessert, obwohl es nach wie vor schwierig ist, Arbeitskräfte mit den gewünschten Fähigkeiten oder Erfahrungen zu finden.“
Der robuste Arbeitsmarkt ist einer der Gründe für den hohen Inflationsdruck in den USA. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe legte jedoch zuletzt überraschend deutlich zu. In der vergangenen Woche stellten 211 000 Amerikaner einen Antrag auf staatliche Hilfen. Das sind 21 000 mehr als noch in der Vorwoche. Von Reuters befragte Ökonomen hatten im Schnitt nur mit einer Zunahme von 5 000 Anträgen gerechnet. Am heutigen Freitag steht die Vorlage des Arbeitsmarktberichts der US-Regierung für Februar an. Nachdem zum Jahresauftakt über eine halbe Million neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft entstanden waren, rechnen Volkswirte damit, dass sich diese Dynamik zuletzt abgeschwächt hat und der Zuwachs an neuen Jobs im Februar bei nur 205 000 lag. Dennoch könnte die Arbeitslosenquote auf den tiefsten Stand seit 50 Jahren gesunken sein.
Die Entwicklung am Arbeitsmarkt dürfte zu den von Fed-Chef Powell genannten Daten gehören, die darüber entscheiden, wie hoch der nächste Zinsschritt ausfallen wird. Die Finanzmärkte hoffen, dass sich der Arbeitsmarkt ausreichend abgekühlt hat, so dass die Fed am Ende in ihrer Zinssitzung in zwei Wochen doch keine Verschärfung der Geldpolitik beschließen wird.