Lagarde warnt vor neuen Inflationsschocks
Lagarde warnt vor neuen Inflationsschocks
Preisentwicklung könnte volatiler und unberechenbarer werden
mpi Frankfurt
Die EZB stellt sich darauf ein, dass es in Zukunft häufiger zu Inflationsschocks kommen wird. Geopolitische Konflikte, eine zunehmende Fragmentierung im Welthandel und der Klimawandel könnten den Inflationsdruck verschärfen. „Für die Zukunft könnten sich Schocks direkter auf die Inflation auswirken und die Volatilität erhöhen“, warnte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Mittwoch in Frankfurt auf der Konferenz „ECB and its Watchers“.
Sie betonte, dass es für die Notenbank zudem immer schwieriger werde, die Entwicklung der Inflation vorherzusagen. Denn es gebe auch einige Themenfelder, die zu Schocks führen könnten, die die Teuerung senken. Lagarde führte als Beispiele die zunehmende Digitalisierung und den demografischen Wandel an.
Extrem hohe Unsicherheit
Insgesamt, so Lagarde, sei das Level der Unsicherheit inzwischen extrem hoch. „Die Aufrechterhaltung der Preisstabilität in einer neuen Ära wird eine gewaltige Aufgabe sein“, sagte sie. „Dies erfordert eine absolute Verpflichtung auf unser Inflationsziel.“ Eine Anpassung des Inflationsziels von 2% steht nicht auf der Agenda bei der anstehenden Strategieüberprüfung der EZB. Lagarde betonte aber, dass das jetzige Inflationsziel nicht bedeute, dass die Inflation immer bei 2% liege, sondern, dass es die Aufgabe der EZB sei, dass dafür zu sorgen, dass die Inflation mittelfristig Richtung diesem Wert konvergiere.
Um dies zu gewährleisten, sind auch die Inflationserwartungen der Verbraucher wichtig. Wären die Inflationserwartungen 2022/2023 so hoch gewesen wie in der Hochinflationsphase in den 1970ern, hätte die EZB den Einlagensatz laut Lagarde statt auf 4 auf 8% erhöhen müssen.
EZB nimmt Inflationserwartungen unter die Lupe
Die EZB müsse die Inflationserwartungen genau beobachten, sagte Lagarde. Durch die Phase der extrem hohen Inflation reagierten die Verbraucher weiterhin sehr sensibel auf Preiserhöhungen, auch wenn die Inflationsrate inzwischen nahe 2% liege. „Wir werden nur durch sorgfältige Beobachtung wissen, wie lange diese Erinnerungen anhalten und wie empfindlich die Inflationserwartungen auf neue Schocks reagieren werden.“
Mit Blick auf die in diesem Jahr anstehende Strategieüberprüfung stellte die EZB-Präsidentin in Aussicht, dass die Notenbank noch stärker als bereits bisher in Szenarien denken werde. „Derzeit prüfen wir verschiedene Szenarien in Bezug auf Zölle und fiskalpolitische Änderungen und was diese für Wachstum und Inflation bedeuten werden“, führte Lagarde als aktuelles Beispiel an. Gerade in Bezug auf die Zölle ist unklar, wie sich diese auf die Inflation auswirken werden. Weniger Handel und damit Wirtschaftswachstum führt beispielsweise zu einem geringeren Inflationsdruck. Zölle an sich erhöhen dagegen die Preise, wenn die Unternehmen diese an ihre Kunden weitergeben.