GfK-Konsumklima

Lebensmittelpreise drücken Stimmung bei Verbrauchern

Es verdichten sich die Anzeichen, dass der private Konsum in diesem Jahr eine konjunkturelle Belastung wird. Das GfK-Konsumklima fällt und die Verbraucher blicken pessimistisch auf den Arbeitsmarkt.

Lebensmittelpreise drücken Stimmung bei Verbrauchern

Lebensmittelpreise drücken Konsumlaune

mpi Frankfurt

GfK-Index fällt − Teuerung und Einkommensaussichten belasten − Institut der deutschen Wirtschaft senkt Konjunkturprognose

Es verdichten sich die Anzeichen, dass der private Konsum in diesem Jahr eine konjunkturelle Belastung wird. Das GfK-Konsumklima für September fällt überraschend. Auch auf die Entwicklung der Wirtschaft blicken die Verbraucher pessimistischer – ebenso wie das IW, das seine Konjunkturprognose nach unten korrigiert.

Schlechtere Einkommensaussichten und hohe Preise für Lebensmittel und Energie verderben den Konsumenten in Deutschland die Laune. Das GfK-Konsumklima für September fällt um 0,9 Punkte auf −25,5 Zähler. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem leichten Anstieg gerechnet. „Die Chancen, dass sich die Konsumstimmung noch in diesem Jahr nachhaltig erholen kann, schwinden damit mehr und mehr“, sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. „Anhaltend hohe Inflationsraten, vor allem für Lebensmittel und Energie, sorgen dafür, dass das Konsumklima derzeit nicht vorankommt.“

Die Inflationsrate in Deutschland ist zwar rückläufig, befindet sich mit 6,5% nach EU-harmonisierter Berechnungsmethode HVPI jedoch weiter auf hohem Niveau. Vor allem die Preise für Lebensmittel steigen stark an. Im August legten sie um 11,0% zu. Da die Verbraucher zudem pessimistisch auf ihre Einkommensentwicklung blicken – der Indikator verliert gegenüber dem Vormonat 6,4 Punkte auf −11,5 Zähler –, ist die Kaufkraft der privaten Haushalte unter Druck. Es verdichten sich damit die Anzeichen, dass der private Konsum in diesem Jahr keine konjunkturelle Stütze ist, sondern die Wirtschaftsentwicklung eher belastet. Auch wenn die Reallöhne im zweiten Quartal um 0,1% gestiegen sind, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Es ist das erste Reallohnplus seit zwei Jahren.

Das GfK-Konsumklima hatte sich acht Monate in Folge verbessert, dann aber für Juli wieder eingetrübt. Für August hellte es sich leicht auf, bevor es sich mit den am Dienstag vorgelegten Daten nun wieder verschlechtert hat.

Sorgen um Arbeitsplätze

Die konjunkturelle Entwicklung schätzen die Verbraucher pessimistisch ein. Der GfK-Indikator zur Konjunkturerwartung rutschte mit einem Minus von 9,9 Punkten wieder in den negativen Bereich auf einen Wert von −6,2 Zählern. Das ist der niedrigste Stand in diesem Jahr. Laut GfK dürfte neben der hohen Inflation die Sorge um einen Verlust des Arbeitsplatzes ursächlich für den Pessimismus sein. „Steigende Insolvenzzahlen verunsichern die Beschäftigten, wenn es um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes geht“, heißt es beim GfK. Zuletzt war die Zahl der Firmenpleiten deutlich gestiegen.

Im Sog der niedrigeren Einkommenserwartungen und der gefühlt unsichereren Arbeitsplätze ist auch die Anschaffungsneigung im August gesunken. Diese fiel laut GfK um 2,7 Zähler auf −17,0 Punkte. „Wesentlicher Grund für die anhaltende Kaufzurückhaltung sind sicherlich die stark gestiegenen Preise für Lebensmittel und Energie. Wenn für diese Produkte deutlich mehr Geld ausgegeben werden muss, stehen entsprechend weniger finanzielle Mittel für andere Anschaffungen und Ausgaben zur Verfügung“, schreiben die Konsumforscher.

Pessimistisch auf die Konjunktur blickt auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Ein schwächelndes Exportgeschäft, hohe Zinsen und teure Energie veranlassten das IW dazu, seine Konjunkturprognose zu senken. Die Ökonomen gehen von einem Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr um etwa 0,5% aus. Zudem prognostizieren die Volkswirte einen Anstieg der Arbeitslosenzahl.

Schwaches Exportgeschäft

Da für die deutsche Wirtschaft der Export wichtig ist, leide die Konjunktur hierzulande überdurchschnittlich stark unter den geoökonomischen Schocks wie dem Ukraine-Krieg und den Spannungen im Verhältnis zu China, schreiben die Wissenschaftler. Mit ihrem im internationalen Vergleich hohen Industrieanteil und der Bedeutung energieintensiver Industrien bekomme Deutschland zudem die Anspannung auf den Energiemärkten stärker zu spüren als andere Länder.

Die schwächelnde Konjunktur dürfte sich laut IW auch auf den Arbeitsmarkt auswirken. Mit größeren Entlassungen sei zwar nicht zu rechnen, die Unternehmen dürften aber in diesem Jahr sehr viel zurückhaltender bei Stellenausschreibungen sein. Das IW rechnet mit einer Zunahme der Arbeitslosenzahl um 160.000.

Die Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt, die schlechteren Konjunkturaussichten und die hohe Inflation führen dazu, dass auch das IW pessimistisch auf die Entwicklung der Verbraucherausgaben blickt. Der private Konsum werde zur Konjunkturbremse, schreibt das Institut.

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