Leichter Dämpfer in Euroland
rec Frankfurt
Die an und für sich gute Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone hat sich im Februar etwas stärker eingetrübt als zunächst angenommen. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) des britischen Analysehauses IHS Markit für die Industrie im Euroraum fiel auf 58,2 Zähler, wie es auf Basis einer zweiten Schätzung hieß. Das sind 0,5 Punkte weniger als im Januar. IHS Markit revidierte die Erstschätzung um 0,2 Punkte abwärts. Hoffnung macht eine Entspannung bei den Lieferzeiten, während der Inflationsdruck hoch bleibt.
„Der leichte Rückgang des PMI sollte nicht davon ablenken, dass der Februar für die Eurozonen-Industrie weitgehend positiv verlaufen ist“, kommentierte IHS-Markit-Ökonom Joe Hayes die jüngste Erhebung. Die Umfragen datieren aus der Zeit vor Russlands Angriff auf die Ukraine. Daher bilden sie die dortige Eskalation und die Folgen der weitreichenden Sanktionen des Westens und der Flucht europäischer Unternehmen aus Geschäften in und mit Russland nicht ab.
IHS-Markit-Ökonom Phil Smith griff dies in Bezug auf Deutschlands Industrie direkt auf: „Infolge der Eskalation des Konflikts in der Ukraine nach Umfrageende und dem unmittelbaren Anstieg der Öl- und Gaspreise sind die Risiken für einen Abwärtstrend des Sektors im Jahr 2022 zweifellos gestiegen.“ Das Fünf-Monats-Hoch aus dem Januar mit 59,8 Punkten konnte der PMI für die deutsche Industrie zwar nicht halten. Mit 58,4 Punkten liegt das Barometer aber noch immer deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, was auf einen robusten Aufschwung in der Industrie schließen lässt. Das gilt für sämtliche große Volkswirtschaften in Euroland.
Deutschlands Industrieunternehmen verbuchten so viele Neuaufträge wie seit einem halben Jahr nicht. Die aktuellen Daten zeigten, dass nicht nur die Binnenkonjunktur weiter floriere, sondern auch das Auslandsgeschäft, sagte IHS-Markit-Experte Smith. Die Situation bei der Rohstoff- und Materialversorgung habe sich vorübergehend entspannt. Wegen des Kriegs in der Ukraine nähmen die Engpässe bei Rohstoffen und Zwischengütern nun allerdings wieder zu, sagte Siegfried Russwurm, Präsident des Industrieverbands BDI, der Deutschen Presse-Agentur. Es seien größere Engpässe für kritische Rohstoffe absehbar, etwa im Bereich der Elektromobilität.
Unvermindert hoch bleibt der Inflationsdruck. Obwohl sich der Anstieg der Ein- und Verkaufspreise erfreulicherweise abgeschwächt habe, gehörten beide Steigerungsraten noch immer zu den höchsten, die jemals verzeichnet wurden, sagte IHS-Ökonom Hayes: „Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland, der an sich schon für Wachstumseinbußen sorgen könnte, befeuert das Inflationsrisiko zusätzlich.“