Sorgen um Unabhängigkeit der Fed

Machtkampf um Fed schickt Dollar auf Dreijahrestief

Mit einem scharfen verbalen Angriff auf Fed-Chef Jerome Powell schürt US-Präsident Donald Trump Sorgen um die Unabhängigkeit der Notenbank. Die Finanzmärkte reagieren entsprechend.

Machtkampf um Fed schickt Dollar auf Dreijahrestief

Machtkampf um Fed schickt Dollar auf Dreijahrestief

IWF-Prognose: Trumps Zollpolitik trifft die USA wie ein Bumerang am härtesten

ku/mpi/wf/lz Frankfurt

Ein scharfer verbaler Angriff von US-Präsident Donald Trump auf Jerome Powell, den Chairman der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), hat für Schockwellen an den Finanzmärkten gesorgt. Der Dollar-Index, der die Entwicklung der US-Devisen gegenüber den Währungen der sechs wichtigsten Handelspartner misst, sank auf den niedrigsten Stand seit März 2022. Der Euro kletterte bis auf 1,1573 Dollar, ein Niveau, das es zuletzt im November 2021 gegeben hat. Aktienmärkte zeigten sich am Montag und am Dienstag teilweise deutlich schwächer.

US-Präsident Donald Trump erwägt bereits seit längerem, Fed-Chef Jerome Powell abzusetzen. Am Ostermontag bezeichnete er Powell im sozialen Netzwerk Truth Social als einen „großen Verlierer“, der immer zu spät dran sei. Trump möchte zeitnahe Zinssenkungen der Fed, da es „praktisch keine Inflation“ gebe. Tatsächlich liegt die Inflation in den USA mit 2,5% über dem Zielwert der Fed. Die Zölle dürften die Teuerung zudem mindestens vorübergehend verstärken. Daher dämpft die Notenbank derzeit die Erwartungen an Zinssenkungen.

Vorzeitige Absetzung?

Powells Amtszeit endet im Mai 2026. Trump könnte jedoch versuchen, Powell vorzeitig abzusetzen, was ein Angriff auf die Unabhängigkeit der Fed wäre und Marktturbulenzen auslösen könnte. Der US-Präsident kann laut Notenbankgesetz ein Mitglied des Fed-Boards nur entlassen, wenn es einen „guten Grund“ gibt, was Raum für Interpretationen lässt. Eine bloße Meinungsverschiedenheit über die Geldpolitik dürfte jedoch nicht ausreichen. Trumps Wirtschaftsberater Kevin Hassett sagte, dass sein Team prüfe, ob es „neue rechtliche Analysen“ gebe, mit denen man Powells Ausscheiden beschleunigen könne.

Inwieweit die neuen Zölle neben einer Teuerungswelle auch einen Konjunktureinbruch verursachen, worauf dann die Notenbank in Abwägung ihrer Mandate (stabile Preise und nachhaltiges Beschäftigungsniveau) reagieren müsste, ist unklar. Der IWF geht inzwischen in seiner neuesten Prognose von einem erheblichen Wachstumseinbruch für die USA aus.

G7 durch US-Politik blockiert

Deutschland ist bei der Frühjahrstagung des IWF in dieser Woche u.a. vertreten durch Bundesbankpräsident Joachim Nagel sowie den geschäftsführenden Finanzminister Jörg Kukies. Die US-Zoll-Forderungen erschweren auch die Abstimmung in der G7, der Gruppe der Industrieländer aus USA, Kanada, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien – sowie in der um Schwellenländer erweiterten G20.  Ob es zu Abschlusskommuniqués kommt, ist vor dem aktuellen Hintergrund fraglich.


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