Deutsche Konjunktur

Neuer Produktionsindex mit leicht eingeschränkter Aussagekraft

Der Produktionsindex für die Gesamtwirtschaft soll ein umfassendes Bild der monatlichen ökonomischen Entwicklung in Deutschland liefern. Der von Destatis neu lancierte Index ist wegen seiner Konzeption und einer gewissen Zeitverzögerung nur bedingt aussagekräftig.

Neuer Produktionsindex mit leicht eingeschränkter Aussagekraft

Neuer Produktionsindex mit leicht eingeschränkter Aussagekraft

Fingerzeig auf Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts – Timelag soll reduziert werden – IMK-Indikator signalisiert geringere Rezessionswahrscheinlichkeit

ba Frankfurt

Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat einen neuen Konjunkturindikator aufgelegt, der ein umfassendes Bild der monatlichen Entwicklung der ökonomischen Aktivität in Deutschland zeichnen soll. Die Basis ist dabei sehr breit aufgestellt: Der Produktionsindex kombiniert die Produktionsindizes für die Industrie, das Baugewerbe, den Dienstleistungssektor sowie den preisbereinigten Umsatzindex für den Handel und erfasst damit den größten Teil der gewerblichen Wirtschaft. Denn diese Wirtschaftszweige haben einen Anteil von rund 71% an der gesamten Bruttowertschöpfung hierzulande.

Allerdings gilt es bei dem Index zwei Dinge zu beachten: Den Timelag sowie konzeptionelle Faktoren. So ist der Produktionsindex für die Gesamtwirtschaft erst etwa 65 Tage nach Ende des jeweiligen Berichtsmonats verfügbar. Daher ist der Informationsvorsprung nur für die ersten beiden Monate eines Quartals gegeben. Denn der Produktionsindex für den Berichtsmonat Januar 2025 erscheint am 7. April, der für Februar am 5. Mai und der für März am 5. Juni – eine Schnellmeldung zum BIP im ersten Quartal wird jedoch bereits am 30. April, enthält aber noch keine Details. Das Gesamtergebnis für das BIP mit der Untergliederung nach Wirtschaftsbereichen, ist auf den 23. Mai terminiert.

Timelag soll reduziert werden

Destatis-Expertin Maria Bolz erklärt dies mit den Veröffentlichungsterminen der Teilindizes: Die Entwicklung in Industrie und Bau werden 38 Tage nach Ende des Berichtsmonats veröffentlicht, der Handelsumsatz folgt nach 60 Tagen und bei den Dienstleistern dauert es eben 65 Tage. Da der Timelag eine zeitnahe wirtschaftliche Analyse erschwert, werde perspektivisch „angestrebt, insbesondere den Dienstleistungsproduktionsindex schneller zu veröffentlichen, um die Verzögerungsdauer der Veröffentlichung des Produktionsindex für die Gesamtwirtschaft zu verkürzen“.

Vorleistungen machen den Unterschied

Zu den konzeptionellen Unterschieden zwischen dem Produktionsindex für die Gesamtwirtschaft und dem BIP gehört laut Bolz die Behandlung von Vorleistungen: Diese werden bei der Berechnung des BIP abgezogen, aber nicht beim neuen Produktionsindex. Zudem geht der Wert von Dienstleistungen, die von den Industriebetrieben des verarbeitenden Gewerbes erbracht werden, nur im Fall von Montage, Instandhaltung oder Reparaturdienstleistungen in den Produktionsindex ein, wohingegen das BIP alle Arten von Dienstleistungen der Industrie erfasst. Des Weiteren berücksichtigt der Produktionsindex nicht alle volkswirtschaftlichen Bereiche: Die öffentliche Verwaltung etwa, die Bereiche Erziehung und Gesundheit oder Finanz- und Versicherungsleistungen werden nicht miteinbezogen. Die konzeptionellen Unterschiede führen denn auch zu der unterschiedlichen Entwicklung von BIP und Produktionsindex seit etwa 2018.

„Durchaus von Relevanz“

„Nichtsdestotrotz kann die Prognose für das Bruttoinlandsprodukt dank des neuen Produktionsindex präzisiert werden“, betont Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. „Der Index ist deshalb durchaus von Relevanz“. Dass der Produktionsindex für die Gesamtwirtschaft im November um 0,6% unter dem Vorjahreswert liegt, passe zum 2024 um 0,2% geschrumpften BIP. „Dabei bestand ursprünglich die Hoffnung, dass die deutsche Volkswirtschaft stagnieren bzw. sogar leicht wachsen würde.“ Im Monatsvergleich ist der Produktionsindex kalender- und saisonbereinigt um 0,7% gestiegen.

Rezessionswahrscheinlichkeit sinkt

Der monatliche Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) wiederum zeigt trotz der neuen US-Zölle, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den kommenden drei Monaten aktuell auf 32,6% gesunken ist. Anfang Januar waren es noch 44,6% für die folgenden drei Monate. Viel hänge nun von den Weichenstellungen der kommenden Bundesregierung ab, hieß es beim IMK.


Link zum Destatis-Papier zur Methodik des Index

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