Öffentliche Verschuldung besorgniserregend
Öffentliche Schulden bereiten Sorgen
In vielen Ländern erreicht öffentliche Verschuldung ein Niveau wie sonst nur in Kriegszeiten – Schuldendienstkosten steigen
Die OECD erwartet eine Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums im nächsten Jahr, rechnet jedoch für die Industriestaaten mit einer sanften Landung. Allerdings bestehen eine Reihe von Risiken. So könnte die restriktive Geldpolitik die wirtschaftlichen Aktivitäten stärker bremsen als bisher erwartet.
wü Paris
Kriege sowie die anhaltende Inflation und hohe Zinsen werden das weltweite Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr bremsen, erwartet die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD). „Wir rechnen für die Industriestaaten mit einer weichen Landung“, erklärt Chefökonomin Clare Lombardelli in dem gerade von ihr veröffentlichten Wirtschaftsausblick. „Doch das ist bei Weitem nicht gesichert.“
So würden sich etwa in der Eurozone die vollen Auswirkungen der strafferen Geldpolitik erst noch zeigen, warnt sie. Es könne sein, dass die wirtschaftliche Aktivität davon stärker getroffen werde als erwartet. Deshalb hat Lombardelli jetzt auch ihre Wachstumsprognose für die Eurozone gesenkt. Die Wirtschaft dort dürfte nächstes Jahr nur 0,9% zulegen und nicht 1,1% wie noch im September erwartet. 2025 dürfte sie dann 1,5% wachsen.
Damit würde sie jedoch im internationalen Vergleich deutlich hinterherhinken, da Lombardelli mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 3% rechnet. Nächstes Jahr dürfte es mit 2,7% im Vergleich zu 2023 etwas schwächer ausfallen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der 38 Mitgliedsländer der OECD wiederum dürfte nächstes Jahr 1,4% steigen, 2025 dann um 1,8%.
Deutschland schwächelt
Wegen schwächelnder Exporte dürfte die deutsche Wirtschaft jedoch deutlich schlechter abschneiden und nach einem Rückgang um 0,1% in diesem Jahr 2024 nur 0,6% zulegen. Nur die niederländische Wirtschaft dürfte mit 0,5% noch langsamer wachsen. Frankreich und Italien, die beiden anderen großen Volkswirtschaften der Eurozone, dürften mit 0,8% und 0,7% jedoch auch nicht wesentlich besser abschneiden. 2025 dürften sie dann 1,1% und 1,2% steigen, wie die deutsche Wirtschaft, für die die OECD dann ein Plus von 1,2% erwartet.
Für die USA rechnet Chefökonomin Lombardelli dieses Jahr mit einem Wachstum von 2,4%, das sich 2024 auf 1,5% abschwächen und 2025 dann wegen der vermutlich gelockerten Geldpolitik wieder leicht auf 1,7% steigen dürfte. Die chinesische Wirtschaft wiederum dürfte ihren Prognosen zufolge im laufenden Jahr um 5,2% wachsen. Das Wachstum dürfte sich jedoch 2024 auf 4,7% und 2025 auf 4,2% abschwächen.
Angesichts der Inflation, des sich verlangsamenden Wachstums und steigender Haushaltszwänge müssten Regierungen die Prioritäten auf makroökonomische Stabilität, Strukturreformen, eine intelligente Haushaltspolitik und internationale Zusammenarbeit legen, um nachhaltiges Wachstum zu fördern, empfiehlt die OECD-Expertin. Solange es nicht genügend Anzeichen gäbe, dass der Inflationsdruck gesenkt ist, sollte die Geldpolitik restriktiv bleiben.
Verschuldungen auf Rekordniveau
Während Lombardelli in vielen Schwellenländern bereits Spielraum für Zinssenkungen sieht, rechnet sie in den Industrieländern bis in das nächste Jahr hinein nicht mit Lockerungsschritten. Neben den weiter gestiegenen geopolitischen Spannungen und deren Auswirkungen auf die internationalen Handelsbeziehungen sorgt sich die OECD auch wegen der öffentlichen Finanzen.
Die öffentliche Verschuldung eines Großteils der G7-Länder befände sich auf einem besorgniserregenden Pfad, mahnt sie. In vielen Ländern bewege sie sich jetzt auf einem Niveau, wie es sonst nur in Kriegszeiten zu sehen sei. Da gleichzeitig auch die Schuldendienstkosten steigen, genau wie die Ausgaben für die alternde Bevölkerung und den Klimawandel, könnten stärkere Konsolidierungsanstrengungen erforderlich sein. Ohne Maßnahmen könnte die Verschuldung bis 2040 um 60 Prozentpunkte des BIP steigen.