CursivWeihnachten

Preise geben den Grinch

Alles wird immer teurer. Auch zu Weihnachten gibt es keine Ausnahme. Beispiele? Hier sind sie.

Preise geben den Grinch

Preise geben zu Weihnachten den Grinch

Von Alexandra Baude, Frankfurt

Landauf, landab schallen die Klagen angesichts andauernder Preissteigerungen. Und auch jetzt, zur Weihnachtszeit, enden diese nicht. Eher im Gegenteil. Butter, Kakao, Bäume – ausgerechnet die wichtigsten Ingredienzien eines gelungenen Festes werden teurer. Tröstlich, dass zumindest 85,8% der Tarifbeschäftigten hierzulande Weihnachtsgeld bekommen. Die 2.987 Euro brutto im Schnitt bedeuten immerhin einen Anstieg von 6,3% zum Vorjahr – 2024 dürfte die Inflationsrate im Jahresschnitt bei 2,5% gelegen haben.

Butterschock

Bei den Vorbereitungen aufs Fest fällt allerdings schnell auf, dass der Finanzsegen nicht mehr so weit reicht wie früher. Da es nicht umsonst Butterplätzchen heißt, beginnt die Trübsal an der Kühltheke. Fast 40% mehr als im Vorjahr ist im Oktober und November für den Fettklumpen laut Statistischem Bundesamt (Destatis) zu berappen. Bei den 250-Gramm-Packungen der Markenprodukte rückt teils die 4-Euro-Marke näher. Für Dezember erwartet Bauernpräsident Joachim Rukwied, dass die Milchpreise um 2 bis 3% gegenüber November zulegen – Butter könnte also noch teurer werden.

Da wir eh grad im Supermarkt sind, nehmen wir doch auch gleich eine Jahresendhohlfigur mit. Und, oh Schreck, je nach Marke und Größe kosten die Weihnachtsmänner bis zu 50% mehr als 2023, Lebkuchenherzen bis zu 32%, Dominosteine 12%. Wegen schlechter Ernten hat nämlich der Kakaopreis kräftig zugelegt. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) verweist auf die Kostenbelastungen der Süßwarenhersteller, neben Rohstoffen auch bei Personal, Energie und Bürokratie. Rund 164 Millionen Weihnachtsmänner sind in diesem Jahr hergestellt worden. Das sind 2% weniger als 2023, womit das zweite Jahr in Folge die Produktion zurückging. Ein Drittel der Weihnachtsmänner wird übrigens im Ausland vernascht.

Destatis meldet, dass 2023 das Vor-Corona-Niveau bei der gesamten Schokoproduktion – also inklusive Pralinen, Tafeln und Sonstigem – um 12,8% und das Vorjahresergebnis um 4,6% übertroffen wurde. 13,6 Kilo je Einwohner oder rund 2,6 Tafeln wöchentlich pro Kopf waren es, wie die Statistiker das Gesamtergebnis von 1,14 Millionen Tonnen kakaohaltiger Schokoerzeugnisse im Wert von gut 6,48 Mrd. Euro leichter verdaulich berechnen.

Weniger Appetit auf Marzipan, Mandeln und Haselnüsse

Apropos verdaulich: Scheinbar wurden vergangenes Jahr die Magen-Darm-Trakte etwas weniger belastet. Die Produktion von Marzipan wurde um 12,4% auf 24,3 Mill. Kilogramm gedrosselt, das sind gut 290 Gramm pro Kopf. Die Einfuhr von Mandeln fiel um 3,6% auf rund 101.000 Tonnen. Der Großteil davon (66%) stammt übrigens aus den USA, 19% aus Spanien. Bei Haselnüssen gaben die Importe um 3,5% auf 71.900 Tonnen nach. Hier dürften sich die Türkei (Anteil von 63%), Italien (14%) und Chile (8%) über die mangelnde deutsche Nachfrage beschweren. Stabil erscheint demgegenüber die Lebkuchenproduktion, die übrigens zu einem Drittel in den Monaten Juli bis September erfolgt, um den Handel rechtzeitig beliefern zu können. Destatis verzeichnet hier nur ein Minus von 0,9% auf gut 86.800 Tonnen. Drei Viertel davon stammen aus Bayern, so wie auch jeder vierte Karpfen.

So zwischendurch wäre jetzt doch ein kleiner Verdauungsspaziergang recht, oder? Gerne in den Wald, da kann der Weihnachtsbaum gleich selbst geschlagen werden. Das wird immer beliebter, dürfte aber auch teurer werden. Denn ausgerechnet die Areale für maximal 20-jährige Tannen und Fichten, also genau die Weihnachtsbaumgröße, sind in den vergangenen zehn Jahren der aktuellen Bundeswaldinventur zufolge um rund 12% bzw. fast 40.000 Hektar geschrumpft.

Zählfaul bei Bäumen und Kerzen

Außerhalb des Waldes wurden in diesem Jahr von 3.310 landwirtschaftlichen Betriebe Weihnachtsbaumkulturen auf einer Fläche von 19.100 Hektar unterhalten, wobei die amtliche Statistik trotz sonstiger Genauigkeit die Erhebung der Stück- oder besser Stammzahlen scheut. Ebenso wie übrigens bei den Kerzen: 150.000 Tonnen, so heißt es, wurden 2023 importiert, die meisten davon aus Polen (59%), China (16%) und Ungarn (6%). Im Vorjahr war die flackernde Beleuchtung allerdings noch heller, mit 22% mehr Kerzeneinfuhren.

Unterm Baum liegen dann zumeist die Klassiker: Geld, Gutscheine, Lebensmittel, Kleidung und Accessoires, Kosmetika sowie Bücher. Im Schnitt plant der Durchschnittsdeutsche mit Ausgaben von 307 Euro, also fast so viel wie im Vorjahr. Dabei wird zu 57% online geshoppt, außerdem zu 41% erst kurz vor knapp. Uneins sind sich die Gemüter noch bei Second-Hand-Waren. 54% haben es schon mal gemacht, die Motive waren dabei Nachhaltigkeit (52%), geringere Kosten (46%) und die Einzigartigkeit der Geschenke (35%). 41% aber sorgen sich, ob die Freude ebenso groß wie bei Neuware ist, und 29% befürchten, dass diese Geschenke als Hinweis auf ein begrenztes Budget missverstanden werden könnten.

Einzelhandel noch unglücklich

Der Einzelhandel jedenfalls spürt die anhaltende Kaufzurückhaltung, das Konsumklima verharrt ja trotz steigender Reallöhne und nachlassender Inflation im Keller. Im Dezember, also im laufenden Weihnachtsgeschäft, ist das Ifo-Geschäftsklima nochmals gesunken. Nur bei Unterhaltungselektronik und Lebensmitteln haben die Verbraucher ordentlich zugeschlagen und die Laune der Händler gehoben. 36% der Einkaufenden dürften sich dabei die Zutaten für den Weihnachtsklassiker Kartoffelsalat mit Würstchen in den Korb gelegt haben. Wobei der Genuss zwischen Rhein und Mosel am kostspieligsten ist, wie der Kartoffelsalat-Index des IW zeigt. 7,29 Euro kostet die Mayo-Variante im Schnitt. Die im süddeutschen Raum vorherrschende Essig-Öl-Variante hingegen ist nicht nur die einzig genießbare, sondern mit 6,22 Euro im Schnitt günstiger und preisstabiler, mit +0,4% zum Vorjahr. Der Mayo-Bapp hat mit +4,6% die Preissteigerungsrate bei Lebensmitteln von insgesamt 3,2% deutlich übertroffen.

9% müssen arbeiten, wenn andere feiern

Letztlich aber geht es nur um eines: Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. 9% von fast 7.100 Erwerbstätigen gelingt dies allerdings nicht, denn sie müssen auch nach dem gesetzlichen Ladenschluss um 14 Uhr an Heiligabend noch arbeiten, wie eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung ergeben hat. Vor allem im Gastgewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der Logistik. Ungünstiger sieht es an Silvester aus, da müssen 11% nach 14 Uhr noch malochen. 55% bzw. 50% derjenigen, die an diesen beiden Tagen arbeiten, wenn andere schon feiern, bekommen dafür immerhin einen Extraschnaps an Gehalt.

Alles wird immer teurer. Auch zu Weihnachten gibt es keine Ausnahme.

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