Quote sinkt auf Rekordtief von 6,1 Prozent

So wenig Arbeitslose im Euroraum wie nie

Die Arbeitslosenquote im Euroraum ist im Februar überraschend auf ein Rekordtief gefallen. Für März senden die rückläufigen Stellenstreichungen der Industrie einen Hoffnungsschimmer. Der Einkaufsmanagerindex zeigt, dass die Branche Richtung Wachstumspfad unterwegs ist.

So wenig Arbeitslose im Euroraum wie nie

So wenig Arbeitslose im Euroraum wie nie

Quote sinkt auf Rekordtief von 6,1 Prozent − Industrie berappelt sich weiter

ba Frankfurt

Der Arbeitsmarkt in der EU zeigt sich im Februar trotz der flauen Konjunktur überraschend robust. Im Euroraum wurde gar ein neues Rekordtief verzeichnet. Dabei fielen die Arbeitslosenquoten vor allem in den südeuropäischen Ländern, wobei mit Spanien und Griechenland aber weiterhin zwei Südländer die höchsten Quoten aufweisen.

Frühbarometer zeigen zudem, dass sich die Entwicklung in den kommenden Monaten fortsetzen dürfte: In der darbenden Industrie wird weniger Personal entlassen, wie die endgültigen Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage zeigen. Zudem horten Firmen ihr Personal, auch wenn sie mit rückläufigen Geschäften rechnen, wie die monatliche Umfrage der EU-Kommission ergab. Diese zeigt allerdings auch, dass die Beschäftigungserwartungen derweil den langjährigen Schnitt unterschreiten.

Rekordtief

Laut dem Statistikamt Eurostat waren im Februar 10,58 Millionen Menschen im Euroraum arbeitslos. Dies waren 70.000 weniger als im Vormonat und 643.000 weniger als im Februar des vorigen Jahres. Die Arbeitslosenquote fiel um 0,1 Prozentpunkte auf 6,1% und damit auf den niedrigsten Stand seit Einführung des Euro im Jahr 1999. Ökonomen hatten mit keiner Veränderung gerechnet. Ähnlich sieht die Entwicklung in der gesamten EU aus: Die 12,677 Millionen Personen ohne Job bedeuten einen Rückgang um 131.000 zum Vormonat und von gleichfalls 643.000 im Jahresvergleich. Die Arbeitslosenquote gab entsprechend auf 5,7% von 5,8% nach.

Die Jugendarbeitslosigkeit hingegen stieg im gemeinsamen Währungsraum: Im Februar waren 2,272 Millionen Personen unter 25 Jahren ohne Job, das sind 13.000 mehr als noch zu Jahresbeginn. Die Arbeitslosenquote zog entsprechend um 0,1 Prozentpunkte auf 14,2% an. Im Vergleich zum Vorjahr messen die Luxemburger Statistiker ein Minus von 85.000 arbeitslosen Jugendlichen.

Entwicklung uneinheitlich

Der Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lässt auf eine Frühjahrsbelebung hoffen: Das European Labour Market Barometer stagnierte im März mit 99,6 Punkten im leicht negativen Bereich. „Die europäischen Arbeitsmärkte könnten die Talsohle erreicht haben – einen Aufschwung macht das aber noch nicht“, erklärte IAB-Experte Enzo Weber. Er verwies zudem auf die uneinheitliche Entwicklung in den europäischen Staaten. So habe es genauso viele Zunahmen wie Abnahmen in den Ländern gegeben.

Im Februar zeigte abermals Spanien die höchste Arbeitslosenquote mit 10,4 (Januar: 10,5)%. Es folgen Finnland mit unverändert 8,8% und Griechenland mit 8,6 (9,1)%. Den niedrigsten Wert unter den Euro-Mitgliedern verzeichnete erneut Malta, mit nun 2,7 (2,8)%. Slowenien folgt mit 3,2 (3,3)% und Deutschland mit unverändert 3,5%. Nachdem Eurostat harmonisierte Arbeitslosenquoten berechnet, weichen die Daten für die Bundesrepublik von denen ab, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlicht. In nationaler Rechnung liegt die Arbeitslosenquote im März unverändert bei 6,4%.

Industrie streicht weniger Jobs

Insbesondere Industrieunternehmen warten mit Stellenstreichungsplänen auf. Im März aber wurden weniger Jobs gekappt und die Auftragseingänge fielen weniger stark zurück als zuletzt. Zudem hat die Euro-Industrie die Produktion erstmals seit zwei Jahren wieder ausgeweitet. Der Einkaufsmanagerindex legte das dritte Mal in Folge zu, und zwar um 1,0 auf 48,6 Punkte. Mit einem Wert kleiner 50 Zählern wird aber weiter ein Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität signalisiert.

„Die konjunkturelle Wende könnte bevorstehen, wenn auch nur langsam“, sagte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S%P-Partners Hamburg Commercial Bank. Ein wesentlicher Teil der Entwicklung könne mit dem Vorziehen von Importen der USA vor Einführung der Zölle zusammenhängen. In den kommenden Monaten sei daher „mit einer gewissen Gegenreaktion zu rechnen“. Angesichts der geopolitischen Entwicklungen werde „jedoch auch zunehmend spekuliert, dass der Verteidigungssektor in der Eurozone in den nächsten Jahren erheblich expandieren wird, was sich direkt und indirekt positiv auf die Branche auswirken sollte“.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.