Spanien schafft weiter mehr und bessere Jobs
ths Madrid
Spanien ist auf gutem Wege als eines der wenigen großen Industrieländer in Europa in diesem Jahr an einer Rezession vorbeizukommen. Die Arbeitsmarktzahlen zum Jahresschluss bestätigen, dass die spanische Wirtschaft der Krise bislang standhält. Die Zahl der bei den Ämtern registrierten Erwerbslosen sank im Dezember um 44000 auf 2,83 Millionen Personen, wie das Arbeitsministerium am Dienstag bekannt gab. Das ist der niedrigste Stand seit 2007 vor der Finanzkrise.
Die Sozialversicherung zählte im Dezember gut 12000 neue Mitglieder und kommt auf 20,3 Millionen Beitragszahler, nahe dem historischen Rekord. 2022 entstand demnach in Spanien fast eine halbe Million neuer Stellen. Diese Zahlen zeigen nach Meinung des Arbeitgeberverbandes CEOE „eine größere Resilienz unseres Arbeitsmarktes trotz der wirtschaftlichen Ungewissheit wegen des Krieges in der Ukraine, der Inflation und der allgemeinen Verteuerung der Produktionskosten“. Allerdings war das Wachstum im Dezember – wegen des Weihnachtsgeschäfts traditionell ein guter Monat für die Beschäftigung – schwächer als in den Jahren vor der Pandemie. Die meisten Ökonomen erwarten im neuen Jahr jedoch keine wesentliche Verschlechterung und sehen die Arbeitslosenquote kaum verändert unter 13%.
Die Regierung verweist auf die Qualität der Arbeitsmarktzahlen, die sie ihrer Reform zuschreibt, die vor einem Jahr in Kraft getreten war. Im Jahresverlauf sank die chronisch hohe Zeitarbeit auf 17,5% der Stellen. Allerdings gibt es Diskussionen über die sogenannten „diskontinuierlichen Festverträge“. Beschäftige in stark saisonalen Bereichen wie dem Tourismus haben mit dieser Vertragsform eine feste Stelle, die sie jedoch keine zwölf Monate im Jahr ausüben. In der Zwischenzeit können sie einem anderen Job nachgehen, sich arbeitslos melden oder auch nicht. Sollten sie vom Arbeitgeber nicht erneut übernommen werden, kommt dies einer Kündigung mit der entsprechenden Abfindung gleich.
Experten, darunter die spanische Notenbank, versichern, dass der starke Trend zu mehr unbefristeten Arbeitsverhältnissen das Vertrauen der Arbeitnehmer gestärkt hat. Dadurch blieb der Konsum trotz des inflationsbedingten Kaufkraftverlust stabil. Die Banco de España korrigierte kurz vor Weihnachten ihre Wachstumsprognose für das Bruttoinlandsprodukt 2023 um einen Zehntelpunkt auf 1,3% nach unten. Damit liegen die Notenbanker am unteren Bereich der Schätzungen der Volkswirte, während die Regierung mit den im Haushalt veranschlagten 2,1% am optimistischsten ist. Für 2022 erwartet die Banco de España ein Wirtschaftswachstum von 4,6% und 2,7% in 2024.
Ab dem Frühjahr soll die Konjunktur „zunehmend an Dynamik gewinnen, wenn verschiedene Faktoren zusammenkommen“, so die Notenbank. Dazu gehören vor allem eine Abschwächung des Preisdrucks besonders im Energiebereich und der Effekt der EU-Fonds. Vergangene Woche hatte das Kabinett ein neues Hilfspaket gegen die hohe Inflation beschlossen, das unter anderem die Mehrwertsteuer für Grundversorgungsmittel aussetzt.