Damit Deutschland seine Klimaziele noch erreichen kann, müssen die Stromnetze massiv ausgebaut werden und die Netzbetreiber ihre Anstrengungen mehr als verdoppeln, wie eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Danach sind bis 2045 Investitionen über rund 651 Mrd. Euro nötig. Statt der im Jahr 2023 investierten rund 15 Mrd. Euro, müsste das Budget in den kommenden Jahren auf jährlich 34 Mrd. Euro anwachsen. Für ihre Berechnung greifen die Studienautoren dabei auf die Prognose der Übertragungsnetzbetreiber zurück. Diese schätzen die Ausbaukosten im aktuellen Netzentwicklungsplan auf 328 Mrd. Euro. Für das regionale und lokale Verteilnetz kommen die Forscher auf einen Investitionsbedarf von 323 Mrd. Euro.

Schon jetzt wird es eng im deutschen Stromnetz: Die Kosten für den Umgang mit Stromengpässen sind zwischen 2019 und 2023 von 1,3 auf über 3 Mrd. Euro gestiegen, heißt es. Ein wichtiger Grund dafür sei der zunehmende Anteil erneuerbarer Energie, die aus dem Norden in die Industriezentren im Süden gelangen muss. Insofern gilt der Ausbau der Stromnetze als ein entscheidender Baustein für das Erreichen der Klimaneutralität im Jahr 2045.

Die Notwendigkeit zum Infrastrukturausbau besteht auch deshalb, weil bei der Klimatransformation ganz auf Strom gesetzt wird. Je nach Szenario steigt der Bruttostromverbrauch bis 2045 von 525 auf 1080 bis 1300 Terrawattstunden. Die Gesamtkosten könnten sogar noch höher ausfallen. Zu den Risikofaktoren zählen die Forscher steigende Rohstoffpreise, Engpässe bei Transformatoren oder Leitungen sowie Verzögerungen bei Genehmigungsverfahren.