Teuerung und Geldpolitik

Teuerung in der Eurozone sinkt, nächster Zinsschritt rückt näher

Die Euroinflation sinkt unter die Zwei-Prozent-Schwelle, was der EZB Argumente für den baldigen Zinsschritt liefert. Doch die Notenbanker freuen sich zu früh.

Teuerung in der Eurozone sinkt, nächster Zinsschritt rückt näher

Teuerung unter Zwei-Prozent-Schwelle

Inflation im Euroraum inzwischen bei 1,8 Prozent – Basiseffekt bei Energiepreisen verzerrt Entwicklung

Die Euroinflation sinkt unter die Zwei-Prozent-Schwelle, was der EZB neue Argumente für einen baldigen Zinsschritt liefert. Doch die Notenbanker freuen sich zu früh. Denn die preisdämpfenden Basiseffekte lassen nach und schon bald wird die Teuerung monatelang wieder deutlich über 2% zu liegen kommen.

lz Frankfurt

Sinkende Energiepreise haben die Inflationsrate in der Eurozone im September unter die Zwei-Prozent-Marke und zugleich auf den niedrigsten Stand seit gut drei Jahren gedrückt. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich nur noch um durchschnittlich 1,8% im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat meldet. Im August hatte die Inflation noch bei 2,2% gelegen.

Mit der günstigen Entwicklung bei der Teuerung verdichten sich nun die Signale, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bereits im Oktober ihre Geldpolitik erneut lockern wird. Schon im Juni bei deutlich höherer Inflation hatte die Notenbank die Zinswende eingeleitet und den Leitzins dann vor kurzem im September erneut gesenkt. Der Schlüsselsatz liegt jetzt bei 3,5%. Niedrigere Zinsen machen Kredite für Investitionen billiger, was die Konjunktur unterstützt und die Nachfrage stützt.

Teuerung bald wieder höher

Ökonomen hatten für September mit einem Rückgang auf 1,8% durchaus gerechnet und mahnen nun aber vor voreiligen Schritten wegen Basiseffekte bei den Energiepreisen. Die Kernteuerungsrate ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel fiel nur geringfügig auf 2,7%. Und auch die Dienstleistungspreise lagen im September immer noch bei 4% gegenüber dem Vorjahr; das ist nur etwas weniger als im August, wo es 4,1% gewesen war. Und die hohen Lohnabschlüsse der jüngeren Vergangenheit dürften dafür sorgen, dass der Preisdruck bei den Dienstleistungen erst im Verlauf des kommenden Jahres allmählich nachlässt.

Der absolute Preisanstieg ist also immer noch „vergleichsweise üppig“, wie Thomas Gitzel von der VP-Bank schreibt. Insgesamt, erwartet Vincent Stamer von der Commerzbank, dürfte die Inflationsrate bis zum Ende des Jahres auf bis 2,4% steigen und damit deutlich über das EZB-Ziel klettern.

Nächster Schritt in zwei Wochen?

Andererseits sprechen die schwache Konjunktur, die Entspannung bei den Rohstoffpreisen und der nachlassende Lohndruck für einen übergeordnet abebbenden Teuerungsdruck. Und die sich weiter zurückhaltenden Konsumenten und Investoren sorgen dafür, dass die Preisspielräume der Unternehmen gering sind und sie eher auf Rendite verzichten, als Umsätze sausen zu lassen.

Trotzdem dürfte die EZB ihre Leitzinsen bereits im Oktober erneut senken. Die Notenbank verfolgt das Abebben der Inflation nach Aussage ihrer Präsidentin Christine Lagarde mit Optimismus. „Die jüngsten Entwicklungen stärken unsere Zuversicht, dass die Inflation zeitnah wieder auf das Zielniveau zurückkehren wird“, sagte Lagarde am Montag bei einer Anhörung im Europa-Parlament in Brüssel. „Wir werden das bei unserer nächsten geldpolitischen Sitzung im Oktober berücksichtigen.“

Diese Aussagen schüren Erwartungen an den Finanzmärkten, dass die EZB bereits zum 17. Oktober erneut die Zinsen senken könnte. Entsprechende Finanzdaten rechnen dem mit Blick auf die schlechte konjunkturelle Entwicklung eine hohe Wahrscheinlichkeit zu.

China-Paket als Störfaktor

Als Störfaktor, so Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann, könnte sich indes das jüngste Stimulierungspaket der chinesischen Regierung erweisen. Nicht auszuschließen sei, dass dadurch eine Hausse bei den Rohstoffpreisen entfacht werde, mit der neue Inflationsgefahren einhergingen. Dies müsse in den kommenden Wochen beobachtet werden.


Kommentar zur Euroinflation und Geldpolitik