„Trump trifft zunächst das eigene Land“
„Trump trifft zunächst das eigene Land“
Kieler Institut hält direkte Wirkungen für begrenzt – Sorge aber vor großem Handelskrieg
lz Frankfurt
US-Präsident Donald Trump hat Zusatzzölle in Höhe von 25% auf alle Autoimporte angekündigt und verschärft damit den Handelsstreit mit der EU. Ökonomen gehen davon aus, dass die Zölle zunächst aber die Produktionskosten in den USA selbst nach oben treiben und aufgrund der Verwerfungen in den Lieferketten dann zu Produktionsrückgängen führen werden. „Mit diesem Schritt trifft Trump zunächst einmal das eigene Land“, erwartet Thomas Puls, Autoexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft.
Preisdruck steigt
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hält die „unmittelbaren Auswirkungen auf die deutsche Volkswirtschaft als Ganzes erst einmal für begrenzt“. Zumal viele Amerikaner weiter hochwertige deutsche Autos auch zu höheren Preisen kaufen würden. Seine größere Sorge ist die Unberechenbarkeit von Donald Trump, der die Unsicherheit für deutsche Unternehmen weiter erhöhen und Vertrauen zerstören werde.
Nach Meinung von VP-Bank-Ökonom Thomas Gitzel sollte man bei der Einschätzung der wirtschaftlichen Wirkungen nicht vergessen, dass der Euro seit dem Jahr 2008 um mehr als 30% an Wert gegenüber dem Dollar verloren habe. Noch deutlicher sei die Entwicklung beim mexikanischen Peso. „Die Währungsschwäche dürfte also den europäischen Herstellern oder auch den in Mexiko befindlichen Automobilherstellern einen gewissen Kalkulationspuffer verschaffen“, meint er.
Mehrwertsteuer im Fokus
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) erwartet auf der Basis eigener Berechnungen, dass die erste Zoll-Welle für Deutschland zunächst „vergleichsweise glimpflich“ verlaufen wird. Im ersten Jahr nach Einsetzen der Zölle würde das reale Bruttoinlandsprodukt Deutschlands danach um 0,18% geschwächt. Stärker betroffen seien indessen Mexiko (–1,81% im ersten Jahr) und Kanada (–0,6 %). Die Verbraucherpreise in den USA würden danach wohl um 1% steigen. Diese Analyse geht zunächst von keiner Gegenreaktion aus.
Allerdings folgt schon bald eine zweite Welle: Am „Liberation Day“, den 2. April, will die US-Regierung „reziproke Zölle“ verkünden. Dabei geht es um die aus Trumps Sicht insgesamt „unfairen“ Handelsbeziehungen. Man will für jedes Land einen Zollsatz berechnen, der nicht nur die Zölle auf US-Waren berücksichtigt, sondern auch Handelshemmnisse wie Einfuhrquoten und Mehrwertsteuern einbezieht.
Attacke auf Steuersystem
Das dürften die Handelspartner dann nicht widerstandslos hinnehmen, erwartet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Auch nach Meinung von DIW-Chef Fratzscher sollte die EU konsequent und schnell, aber auch maßvoll reagieren, und „nicht proportional die Zölle auf US-Autos erhöhen“, die in Europa eh kaum jemand kaufe. Ifo-Chef Clemens Fuest regt eine Digitalsteuer an. Die EU solle eine Doppelstrategie verfolgen: US-Tech-Konzerne mit einer schmerzhaften Digitalsteuer drohen, und zugleich über eine Rücknahme der Zölle verhandeln.