FOMC-Minutes

Trumps Schaukelpolitik bringt Fed in die Bredouille

US-Präsident Donald Trumps erratische Handelspolitik irritiert die Notenbank. Sorgen bereitet der Fed vor allem die Überlagerung potenziell höherer Inflation mit einer möglichen Abschwächung am Jobmarkt.

Trumps Schaukelpolitik bringt Fed in die Bredouille

Trumps Schaukelpolitik bringt Fed in die Bredouille

FOMC-Sitzungsprotokoll spiegelt Sorgen über Inflation und Folgen für den Arbeitsmarkt wider

det Washington

US-Präsident Donald Trumps Schaukelpolitik gegenüber den wichtigsten Handelspartnern bringt die Notenbank in die Bredouille. Dabei war die Verunsicherung bei der Fed bereits vor der Verhängung von neuen Einfuhrzöllen groß. Die Sorgen galten insbesondere den gesamtwirtschaftlichen Folgen der Zollsanktionen. Dies geht aus dem Abschlussprotokoll der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) hervor. Die Unsicherheit in den Reihen der Fed dürfte nach Trumps jüngster überraschender Kehrtwende weiter steigen.

Während er chinesische Importe mit einem noch höheren Zollsatz attackierte, suspendierte Trump am Mittwochabend die meisten anderen Zölle für 90 Tage. In Kraft blieben nur der flächendeckende Basissatz von 10% auf die Gesamtheit aller Einfuhren sowie der Satz von 25% für Autos, Stahl und Aluminium. Dagegen legte der Präsident bei China nach und erhöhte die Zölle auf chinesische Importe auf 145%. Daran knüpfte er eine Botschaft an sämtliche Handelspartner: „Wenn ihr nicht zurückschlagt, dann werdet ihr belohnt.“

Kurseinbrüche setzten Trump unter Druck

Zuvor hatte er die 90-tägige Pause damit begründet, dass „die Leute unruhig geworden sind“. Damit spielte er insbesondere auf die starken Kurseinbrüche an den Märkten an. Zuvor hatte Trump mehrere Tage lang behauptet, er werde die Zölle nicht aussetzen. Der Rückzieher am Mittwoch hatte unmittelbar nach der Ankündigung an der Wall Street ein Kursfeuerwerk ausgelöst.

Wie aus dem Fed-Sitzungsprotokoll hervorgeht, galten die Sorgen der Notenbanker bereits Mitte März sowohl den inflationären Auswirkungen der neuen Zölle als auch einem potenziellen Konjunktureinbruch infolge der Zollpolitik. In den „FOMC-Minutes“ heißt es, dass nach Ansicht fast aller Ausschussmitglieder „die Inflationsrisiken nach oben gerichtet sind“. Begleitet werden diese aber von der Überzeugung, dass „zugleich die Abwärtsrisiken für den Arbeitsmarkt gestiegen“ seien.

Zielkonflikt für die Fed

Möglich sei daher, dass es mit Blick auf den weiteren Kurs der Geldpolitik zu einem „Trade-off“, also einem Zielkonflikt, für die Fed kommen wird. Auch sprachen die Währungshüter schon vor drei Wochen eine Warnung aus, die sich seit der Verkündung der Zölle am 2. April bewahrheitet hat. Dass es nämlich an den Wertpapiermärkten zu einem „abrupten Repricing“, also zu massiven Kursschwankungen kommen könnte. Diese könnten wiederum die „Auswirkungen der negativen ökonomischen Schocks verstärken“.

Unterdessen signalisierten die Verbraucherpreise im März, dass vor Bekanntgabe der Strafzölle der Inflationsdruck in den USA nachgelassen hatte. So meldete das Arbeitsministerium, dass die saisonbereinigten Preise gegenüber Vormonat um 0,1% nachgaben. Die Kernrate des Verbraucherpreisindex (CPI), die volatile Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, legte um 0,1% zu. Gegenüber dem Vorjahr zog die Gesamtrate um 2,,4% an, während die Kernrate um 2,8% stieg.

Sinkende Energiepreise

Die Zahlen lagen fast durchwegs deutlich unter den Werten vom Februar und blieben zudem hinter den Markterwartungen zurück. Bei der Monatsrate handelte es sich im März sogar um den ersten Rückgang seit der Corona-Pandemie. Im Mai 2020 waren die Preise ebenfalls um 0,1% gesunken. Die Gesamtrate verzeichnete auf Jahressicht den geringsten Anstieg seit September vergangenen Jahres. Damals hatte diese ebenfalls bei 2,4% gelegen.

Für die nachlassende Teuerung waren insbesondere Energiepreise verantwortlich. Benzin verbilligte sich im Vormonatsvergleich um 6,3% und gegenüber dem Vorjahr um 9,8%. Der Unterindikator für Lebensmittel kletterte dagegen um 0,4% und auf Jahressicht um 3,0%. Für einen Lichtblick sorgten die Wohnkosten, die sich bisher als die hartnäckigste Komponente des CPI erwiesen hatten. Diese stiegen im Vergleich zu Februar um nur 0,2%. Gebrauchtwagen waren um 0,7% billiger, während sich neue Autos um 0,1% verteuerten. Deren Preise dürften aber als Folge der Zölle in den kommenden Monaten deutlich steigen.

Ab Juni zwei Zinssenkungen möglich

Trumps Kursschwenk, die FOMC-Minutes und der CPI bestätigten Erwartungen, dass die Fed 2025 zwei Zinssenkungen von jeweils 25 Basispunkten beschließen wird. Lockerungen von insgesamt einem halben Prozentpunkt hatte die Notenbank am 19. März auch in ihren neuen Prognosen unterstellt. Wie aus dem Fed Watch Tool der CME Group hervorgeht, ist die Möglichkeit einer Lockerung bei der FOMC-Sitzung im Mai nun praktisch vom Tisch. Doch die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Juni liegt bei etwa 66%.

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