Umstrittenes Verbrenner-Aus beschlossene Sache
rec/ak/xaw/ahe Brüssel/Köln
Autobauer dürfen ab 2035 keine Pkw mit Verbrennungsmotor mehr für den europäischen Markt herstellen. Dafür hat am Dienstag das EU-Parlament gestimmt und somit die Einigung zwischen EU-Kommission und Mitgliedstaaten besiegelt. Ein von der EU-Kommission ebenfalls erwogenes Verbrenner-Verbot für Lkw und Busse ist hingegen vom Tisch. Gleichwohl müssen Hersteller schwerer Nutzfahrzeuge bis 2040 deutlich striktere Emissionsvorgaben erfüllen.
Das nun besiegelte Verbrenner-Aus ist politisch hoch umstritten. Der Streit zieht sich auch durch die Bundesregierung und wirkt nach: Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) plädierte einmal mehr für Technologieoffenheit und forderte, über 2035 hinaus synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) zu erlauben. Das Gesetzespaket zu strikteren CO2-Emissionen für Pkw lässt dafür eine Hintertür. Dafür muss die EU-Kommission aufs Neue aktiv werden.
Die abschließende Debatte im EU-Parlament über das Verbrenner-Aus war geprägt von der Konfrontation zwischen Befürwortern in Reihen von SPD und Grünen auf der einen und Kritikern von CDU/CSU und FDP auf der anderen Seite. Entgegengesetzte Ansichten vertreten beide Lager nicht zuletzt in der Frage, ob die Entscheidung die Autoindustrie in Europa eher stärkt oder schwächt.
Für gewisse Erleichterung sorgt in der Branche, dass die EU-Kommission Herstellern von Nutzfahrzeugen nicht ganz so weitreichende Emissionsvorgaben machen will wie zunächst geplant. Dieselmotoren sollen in Lkw und Bussen über 2040 hinaus erlaubt sein. Gleichwohl schlägt die EU-Kommission Flottengrenzwerte für den CO2-Ausstoß vor, die in der Branche als sehr ambitioniert wahrgenommen werden.
Mit dem Wandel hin zur Elektromobilität begründet der US-Autobauer Ford Pläne für einen umfangreichen Stellenabbau in Europa. 3800 Arbeitsplätze sollen demnach wegfallen, die meisten in der Produktentwicklung. Denn E-Autos und ihre elektrischen Antriebe sind weit weniger komplex als Verbrenner.
Deutschland ist von den Ford-Plänen besonders betroffen: In Köln und Aachen will der Konzern 2300 Stellen streichen, verzichtet aber auf betriebsbedingte Kündigungen. Mit dem Vorhaben fallen gut 11% der Ford-Stellen in Europa weg. Zugleich kündigte Ford an, 3,5 Mrd. Dollar in eine neue Batteriefabrik in Michigan zu investieren – und setzt dabei trotz politischer Spannungen auf die enge Zusammenarbeit mit einem chinesischen Zulieferer.
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