US-Arbeitsmarkt wieder im Aufwind
US-Arbeitsmarkt wieder im Aufwind
Neueinstellungen übertreffen Erwartungen – Dritte Zinssenkung der Fed in Folge wahrscheinlich
Der US-Jobmarkt hat sich im November nach dem Ausreißer vom Vormonat wieder in solidem Zustand präsentiert. Das Stellenwachstum übertraf die Markterwartungen. Auch stärkten die Lohnsteigerungen die Kaufkraft der Verbraucher. Die dritte Zinssenkung in Folge gilt nun als wahrscheinlich.
det Washington
Nach einem tiefen Einbruch im Oktober hat sich die Lage am US-Arbeitsmarkt im November wieder normalisiert. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums meldete, entstanden außerhalb der Landwirtschaft 227.000 neue Jobs. Vorausgesagt hatten Volkswirte ein Plus von 200.000 bis 220.000. Die Arbeitslosenquote stieg von 4,1% auf 4,2%. Experten glauben, dass der Bericht die Wahrscheinlichkeit der dritten Zinssenkung in Folge erhöht hat. Darüber wird der Offenmarktausschuss (FOMC) der Notenbank übernächsten Mittwoch bei seiner letzten Sitzung im laufenden Jahr entscheiden.
Als wichtigste Stützen des Arbeitsmarkts erwiesen sich das Gesundheitswesen sowie das Gast- und Freizeitgewerbe. Dort entstanden jeweils 54.000 und 53.000 neue Jobs. Positive Beiträge leisteten auch der öffentliche Dienst sowie die Hersteller von Transportausrüstung. Diese hatten im Vormonat unter dem Streik beim Flugzeughersteller Boeing gelitten.
Der Einzelhandel verzeichnete ein überraschendes Minus von 28.000. In der Regel stellen dort Firmen mit Blick auf „Black Friday“, den umsatzstärksten Tag des Jahres unmittelbar nach dem Feiertag Thanksgiving, mehr Mitarbeiter ein. In den meisten anderen Branchen blieb die Beschäftigungslage weitgehend unverändert.
Deutliche Kehrtwende
Das Jobwachstum stellt eine bedeutende Verbesserung gegenüber dem Vormonat dar, als nur 36.000 neue Stellen entstanden waren. Für Oktober und September zusammen revidierte das BLS die Werte um insgesamt 56.000 nach oben. Ungeachtet der Revisionen handelte es sich vergangenen Monat um den schwächsten Bericht seit Ende 2020, als sich die Corona-Pandemie in ihrer akutesten Phase befand. Die Hauptgründe für den Ausreißer im Oktober waren die verheerenden Hurrikane Helene und Milton. Auch hatte der Streik beim Flugzeughersteller Boeing negativ zu Buche geschlagen. Der Streik hatte zu mehr als 40.000 Arbeitsplatzverlusten geführt.
Der Bericht zum Jobmarkt wurde wenige Tage vor der Wahl veröffentlicht und dürfte dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump geholfen haben. Trump hatte die hohe Inflation und angebliche Konjunkturschwäche, für die er Präsident Joe Biden und seine Stellvertreterin Kamala Harris verantwortlich machte, zu einem zentralen Wahlkampfthema gemacht.
Die Partizipationsrate blieb im November unverändert bei 62,5%. Diese bewegt sich seit Ende 2023 innerhalb einer engen Spanne von 62,5% bis 62,7%. Zu den wenigen negativen Punkten zählten die Personen, die es vorziehen würden, eine Vollzeitbeschäftigung auszuüben, aber nur Teilzeitjobs finden konnten. Deren Zahl lag bei 4,5 Millionen. Das sind 500.000 mehr als im Vorjahr.
Robuste Lohnsteigerungen
Positiv heben Ökonomen hingegen die Lohnentwicklung hervor. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten gegenüber Oktober um 0,4% und im Vorjahresvergleich um 4,0% zu. Beide Werte liegen deutlich über der Inflationsrate. Das FedWatch Tool der CME Group unterstellt nun mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 90%, dass das FOMC den Zielkorridor um 25 Basispunkte auf 4,25 bis 4,5% heruntersetzen wird.
Als Grund dafür nennen Ökonomen das Stellenwachstum am Arbeitsmarkt, das zwar robust ist, aber darauf hindeutet, dass die Dynamik des Stellenaufbaus in den USA sukzessive nachlässt. „Wir können uns nicht vorstellen, dass die Fed Investoren enttäuschen wird“, sagt Matthew Ryan, Head of Market Strategy bei dem Finanzdienstleister Ebury. „Gleichwohl wird die Fed in der Erwartung inflationärer Politik unter Trump 2,0 einen falkenhaften Ton anschlagen.“