US-Industrie weitet Produktion deutlich aus
US-Industrie weitet Produktion aus
Autobranche treibende Kraft hinter Aufschwung − Zinssenkung um 50 Basispunkte möglich
det Washington
Die US-Industrie hat im August die Produktion überraschend stark hochgefahren und Ökonomen in der Erwartung einer weichen Landung für die Wirtschaft bestätigt. Wie die Notenbank berichtete, weiteten Unternehmen ihre Fertigung gegenüber dem Vormonat um 0,8% aus. Auf Jahressicht blieb die Industrieproduktion unverändert.
Erwartet hatten Bankvolkswirte für August eine geringfügige Zunahme um 0,1%. Im Juli war die Produktion um 0,9% zurückgegangen. Getrieben wurde der Anstieg von der Autobranche, in der sich nach einem schwachen Vormonat das Blatt drastisch wendete. So legte die Produktion von Autos und Autoteilen um fast 10% zu. Im Juli hatte die Fed dort noch einen Einbruch um 9% festgestellt.
Verarbeitendes Gewerbe robust
In dem gesamten verarbeitenden Gewerbe stieg die Fertigung um 0,9%. Im Juli und Juni war der Output um 0,7% und 0,2% geschrumpft. Gestützt von Automobilprodukten, legte die Fertigung von Konsumgütern um 0,7% zu. Ein deutliches Wachstum stellte die Fed auch im Bereich Geschäftsausstattung fest. Der Bergbau weitete die Produktion auf Monatssicht um 0,8% aus. Bei Versorgungsunternehmen blieb der Wert verglichen mit Juli unverändert.
Einzelhandel setzt mehr um
Unterdessen meldete das Census Bureau des Handelsministeriums für August gegenüber dem Vormonat eine Zunahme der saisonbereinigten Einzelhandelsumsätze um 0,1%. Erwartet hatten Ökonomen einen Rückgang um 0,3%. Auf Jahressicht kletterten die Verkaufserlöse um 2,1%. Werden die schwankungsanfälligen Komponenten – nämlich Autos, Autoteile und Benzin – ausgeklammert, dann stiegen die Umsätze um 0,2% und gegenüber dem Vorjahr um 3,3%.
Höhere Verkaufszahlen als zuvor stellte das Census Bureau im E-Commerce, bei Sportwaren und Produkten für die Gesundheits- und Körperpflege fest. Geringer als im Juli fielen die Erlöse bei Lebensmitteln, Bekleidung und Möbeln aus. Unverändert waren hingegen die Umsätze im gastronomischen Gewerbe.
Nach Ansicht von Experten bestätigen die Zahlen den insgesamt robusten Zustand der US-Konjunktur. Schließlich hatten einige Ökonomen angesichts der relativen Schwäche am Arbeitsmarkt zuletzt erwartet, dass die Wirtschaft in eine Rezession abgleiten könnte. So unterstellt die nach der früheren Fed-Ökonomin Claudia Sahm benannte Regel, dass die Wirtschaft vor einer Rezession steht, wenn der Dreimonatsschnitt der Arbeitslosenquote um mindestens 0,5 Prozentpunkte über dem niedrigsten Wert der vorangegangenen zwölf Monate liegt. Von Juni bis August lag der Durchschnittswert bei 4,2%. Das ist sogar um 0,7 Prozentpunkte höher als die Quote vom Juli 2023, die 3,5% betrug.
Starke Zinssenkung möglich
Gepaart mit dem geringeren Inflationsdruck haben Sorgen um den Jobmarkt die Wahrscheinlichkeit einer deutlicheren Zinssenkung erhöht. So unterstellte das Fed Watch Tool der CME Group nach der Veröffentlichung der jüngsten Daten am Mittwoch eine Zinssenkung um 50 Basispunkte. Demnach liegt die Wahrscheinlichkeit, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed den Zielkorridor für den Leitzins auf 4,75 bis 5,0% heruntersetzen wird, mittlerweile bei über 60%. Die Zielzone für den Tagesgeldsatz liegt seit Juli 2023 bei 5,25 bis 5,5%.