Arbeitsmarkt

US-Jobmarkt legt im Schritttempo zu

Der US-Arbeitsmarkt erholt sich nur langsam von dem schwachen Start ins neue Jahr. Zwar deuten die Löhne auf Preisstabilität hin. Gleichwohl lauern die Inflationsrisiken der Einfuhrzölle.

US-Jobmarkt legt im Schritttempo zu

US-Jobmarkt legt im Schritttempo zu

Zinspause könnte früher beendet sein – Schwäche im Staatssektor und Gastgewerbe

det Washington

Die Entwicklung am US-Jobmarkt ist im Februar das zweite Mal in Folge hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Wie das Arbeitsministerium berichtete, kam es ohne Berücksichtigung des Agrarsektors zu 151.000 anstelle der von Ökonomen prognostizierten 160.000 Neueinstellungen. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat von 4,0 auf 4,1%. Auch revidierte das Bureau of Labor Statistics (BLS) das Stellenwachstum für Januar nach unten. Entstanden waren nämlich 125.000 neue Jobs anstelle der vorläufig gemeldeten 143.000 Stellen. Unterdessen könnte die relative Schwäche zur Bereitschaft der Notenbank beitragen, den Geldhahn langsam wieder aufzudrehen. Immer wahrscheinlicher wird nämlich nun eine Leitzinssenkung im Juni.

Gesundheitssektor schafft neue Jobs

Gestützt wurde die Beschäftigung vom Gesundheitswesen. Das Plus von 52.000 machte mehr als ein Drittel der gesamten Neueinstellungen aus. Wachstum stellte das BLS auch in der Transportwirtschaft, bei der Lagerhaltung und bei Finanzdienstleistern fest. Zu Einbußen kam es hingegen im öffentlichen Sektor. Dort trug Elon Musks Behörde „Department of Government Efficiency“ (DOGE) dazu bei, dass 10.000 Beamte ihren Arbeitsplatz verloren. Experten rechnen damit, dass diese Zahl in den kommenden Monaten weiter steigen wird. Das Gastgewerbe strich 15.000 Arbeitsplätze, unter anderem als Folge des teilweise extremen Winterwetters. Ein Minus von 6.000 ermittelte das Ministerium im Einzelhandel. In anderen Branchen, etwa dem verarbeitenden Gewerbe, der Bauwirtschaft und dem Energiesektor, war das Beschäftigungsniveau gegenüber Januar kaum verändert. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten gegenüber dem Vormonat um 0,3% zu. Die Jahresrate gab von 4,1 auf 4,0% nach.

Dies könnte ungeachtet der Inflationsgefahr, die von US-Präsident Donald Trumps Zöllen ausgeht, die Bereitschaft zu Zinssenkungen erhöhen. Am Freitag schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social, dass er wegen der russischen Aggression in der Ukraine „ernsthaft“ umfassende Bankensanktionen und Zölle gegen Moskau erwägt. Diese würden gelten, bis eine Waffenruhe und eine Friedensvereinbarung erreicht sind.

Entschärfung gegenüber Nachbarländern

Am Abend davor hatte Trump hingegen den Kurs gegenüber Mexiko und Kanada entschärft. Er suspendierte bis zum 2. April die Zölle von 25% für alle Produkte, die das United States-Mexico-Canada Abkommen (USMCA) erfasst. Das Handelsabkommen bezieht sich auf etwa die Hälfte der Einfuhren aus Mexiko und 38% der kanadischen Importe.  

Unterdessen betonten sowohl Notenbankvorstandsmitglied Christopher Waller als auch John Williams, Präsident des Fed-Ablegers in New York, dass sie trotz der jüngsten Konjunkturschwäche mit keiner Zinssenkung am 19. März rechnen. Im Juni oder eventuell schon Mai wird aber eine Lockerung für möglich gehalten.

Zinssenkung im Frühjahr möglich

Waller räumte ein, dass „viele Indikatoren derzeit Schwäche in der Wirtschaft signalisieren“. Gleichwohl wolle er mindestens die Inflationsdaten für Februar abwarten, ehe er einem Ende der Zinspause zustimmen würde. Im weiteren Jahresverlauf rechnet er dann mit zwei Senkungen des Leitzinses um jeweils 25 Basispunkte. Dies entspräche den jüngsten Zinsprognosen der Notenbank. Nach der Dezember-Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) hatte der Ausschuss für 2025  kumulative Zinssenkungen von 50 Basispunkten vorausgesagt.

Selbst drei Lockerungen in diesem Jahr wären laut Waller „eine angemessene Prognose“, sagte er. Williams meinte, dass „die Geldpolitik gut positioniert ist“. Es gebe derzeit keinen Anlass, den Zielkorridor für den Leitzins anzupassen. Gleichwohl räumte er ein, dass die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Einfuhrzölle „ein Inflationsrisiko darstellen“. Das FedWatch Tool der CME Group ging nach der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 60% davon aus, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed im Juni den Tagesgeldsatz um 25% senken wird.  

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