Aufschwung

US-Jobmarkt zeigt sich robust

Der US-Arbeitsmarkt steht weiter unter Dampf. Im April übertraf das Stellenwachstum die Markterwartungen, und die Arbeitslosenquote ist nur 0,1 Prozentpunkte von Vollbeschäftigung entfernt. Folgen für die verschärfte Geldpolitik der Fed wird der Bericht aber nicht haben.

US-Jobmarkt zeigt sich robust

det Washington

Der Aufschwung am US-Arbeitsmarkt hat sich im April mit stetem Tempo fortgesetzt, wird der Notenbank aber nicht als Anlass dienen, Anpassungen an ihrem geldpolitischen Kurs vorzunehmen. Das Stellenwachstum übertraf die Markterwartungen, während die Arbeitslosenquote unverändert bei 3,6% lag. Von statistischer Vollbeschäftigung spricht man bei 3,5%. Zum Vergleich: Vor genau zwei Jahren, im April 2020 zum Höhepunkt der Corona-Pandemie, lag die Quote bei 14,7%.

Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums be­richtete, entstanden im April ohne Berücksichtigung der Landwirtschaft 428000 neue Jobs. Erwartet hatten befragte Ökonomen eine Zunahme um 400000. Sowohl die Neueinstellungen als auch die Arbeitslosenquote stimmten exakt mit den im März gemessenen Zahlen überein. Als positiv heben Experten hervor, dass das Stellenwachstum weit verbreitet war.

Spitzenreiter war wieder einmal das Gast- und Freizeitgewerbe, das sich weiter von den Folgen des Lockdowns erholt. Dort wurden 78000 neue Mitarbeiter eingestellt. Kräftiges Wachstum verzeichnete auch das verarbeitende Gewerbe mit einem Plus von 55000. Solide Zu­wächse wurden auch in der Transportwirtschaft und bei Fachdienstleistern gemessen.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne kletterten um 0,3% gegenüber März und im Vorjahresvergleich um 5,5%. Dies heben Experten einerseits als positive Entwicklung hervor. Gleichwohl reichen die Lohnsteigerungen nicht annähernd aus, um mit der Teuerungsrate Schritt zu halten, die an den Verbraucherpreisen gemessen 8,5% beträgt.

Millionen unbesetzte Stellen

In der Diskrepanz zwischen der Zahl der Arbeitslosen und der Zahl der offenen Stellen sehen Experten auch Probleme mit Blick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung und die Folgen für die Notenbank. Laut BLS waren im April 5,9 Millionen Menschen als arbeitslos gemeldet. Dem stehen aber 11,5 Millionen unbesetzte Stellen gegenüber. Wie Erik Norland, Ökonom bei der CME Group, feststellt, „ist in diesem Missverhältnis der Grund für den signifikanten Lohnanstieg zu sehen“.

Die höheren Löhne würden laut Norland „in den kommenden Monaten den Privatkonsum befeuern, und gepaart mit andauernden Lieferkettenstörungen wird dies den Druck auf die Verbraucherpreise weiter erhöhen“. Ähnlich schätzt Gus Faucher, Chefvolkswirt bei der PNC Bank, die Lage ein. Die Nachfrage nach Arbeitskräften übersteige nach wie vor deutlich das Angebot, und „der Rückgang der Partizipationsrate wird den Lohndruck weiter verstärken“, so Faucher. Die Partizipationsrate gab laut BLS im April von 62,4% auf 62,2% nach.

Die meisten Ökonomen glauben nicht, dass der Arbeitsmarktbericht der Fed als Anlass dienen wird, ihren geldpolitischen Kurs anzupassen. Nach der jüngsten FOMC-Sitzung hatte Notenbankchef Jerome Powell gesagt, dass auf die beschlossene Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte mehrere in derselben Höhe folgen könnten. Zudem werde die Fed im Juni ihre Bilanz um 30 Mrd. Dollar an Staatsanleihen und 17,5 Mrd. Dollar an hypothekenbesicherten Wertpapieren reduzieren und diesen Prozess beschleunigen, bis im September der monatliche Bilanzabbau bei 95 Mrd. Dollar liegt.

Wie auch andere Experten sagte Thomas Gitzel, Chefökonom bei der VP Bank, dass der Arbeitsmarktbericht „für die Fed von keiner größeren Relevanz ist“. Denn „die Währungshüter haben ihren Kurs für dieses Jahr weitgehend abgesteckt. Die Fed hat der Inflation den Kampf angesagt.“ Konjunkturdaten seien derzeit „eine Randnotiz“. Die Fed habe nur ein Ziel: Die in den Vorjahren großzügig verteilte Liquidität wieder einzusammeln.

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