US-Notenbank mahnt zu Geduld bei der Zinswende
Die US-Notenbank will weitere Fortschritte beim Kampf gegen die Inflation sehen, ehe sie daran denkt, die erste Leitzinssenkung seit März 2020 zu beschließen. Einige Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) würden angesichts des nur schleppenden Rückgangs der Teuerung sogar erwägen, die geldpolitischen Zügel noch straffer zu ziehen, ehe sie den Geldhahn wieder aufdrehen. Dies geht aus dem Abschlussprotokoll – den sogenannten „Minutes“ – der letzten FOMC-Sitzung hervor, die am 11. und 12. Juni stattfand.
Eine Kernaussage fasste die Stimmung unter den Währungshütern treffend zusammen: „Es wäre nicht angemessen, den Zielkorridor für den Tagesgeldsatz zu senken, bevor weitere Daten vorliegen, die uns größeres Vertrauen darin geben, dass sich die Inflationsrate dauerhaft auf die Zielgröße von 2% hinbewegt.“ Die Notenbanker orientieren sich an der Kernrate des PCE-Preisindex. Dieser klammert Energie und Lebensmittel aus. Gemessen werden Preisveränderungen von Waren und Dienstleistungen, die Verbraucher in der Berichtsperiode erworben haben.
Die Jahresrate des PCE-Deflators gab im Mai um 0,2 Prozentpunkte auf 2,6% nach. Dieser Wert, den das Handelsministerium erst vergangene Woche veröffentlichte, war zur Zeit der Sitzung noch nicht bekannt. Ökonomen halten die jüngsten Zahlen aber für einen bedeutenden Schritt. Folglich rechnen Experten nun mehrheitlich mit der Zinswende im September. Der Ausschuss hat mittlerweile sieben Mal in Folge den Zielkorridor für die Federal Funds Rate unverändert belassen. Dieser bewegt sich seit Juli 2023 zwischen 5,25 und 5,5%.
Nur eine Zinssenkung im laufenden Jahr
Ein wichtiger Bestandteil der jüngsten Sitzung waren auch die aktualisierten Konjunktur- und Zinsprognosen. Daraus geht unter anderem hervor, dass die FOMC-Mitglieder mit nur einer Zinssenkung im laufenden Jahr rechnen. Die Prognosen werden alle drei Monate aktualisiert. Im März hatten die Notenbanker noch drei Lockerungen im laufenden Jahr vorausgesagt. Wie auch vor einem Vierteljahr erwarten sie für 2024 eine Wachstumsrate von 2,1% und eine Arbeitslosenquote von 4,0%. Geldpolitisch relevant ist aber, dass die FOMC-Mitglieder erst Ende dieses Jahres eine PCE-Kernrate von 2,8% erwarten. Diese lag aber schon im Mai um 0,2 Prozentpunkte darunter.
Trotz des Konsenses über die Notwendigkeit weiterer Daten, die einen andauernden Inflationsrückgang signalisieren, gingen die Meinungen in einem wesentlichen Punkt auseinander. Demnach sehen einige der Zentralbanker die Teuerung als die größte Gefahr für die weitere wirtschaftliche Entwicklung an. Andere – die das Protokoll grundsätzlich nicht beim Namen nennt – halten unerwartete Konjunkturschwäche für das größte Risiko. Sie meinen, die Fed müsse Gewehr bei Fuß stehen und in einem solchen Fall bereit sein, die geldpolitischen Zügel rasch zu lockern. Das FOMC wird wieder am 30. und 31. Juli zusammentreten.