Verbraucherpreise

US-Inflation beschleunigt sich wieder

Getrieben von Wohnkosten und Energiepreise hat der Inflationsdruck in den USA im März wieder zugenommen. Dass die Notenbank schon im Juni den Leitzins senken wird, scheint nun vom Tisch.

US-Inflation beschleunigt sich wieder

US-Inflation beschleunigt sich wieder

Wohnkosten und Energie treiben Preise – Zinssenkung im Juni wohl vom Tisch

Der Inflationsdruck in den USA hat im März wieder zugenommen. Getrieben von Wohnkosten und teurem Benzin legten die Verbraucherpreise auf Jahressicht um 3,5% und an der Kernrate gemessen um 3,8% zu. Dass der Offenmarktausschuss (FOMC) schon im Juni den Leitzins senken wird, ist nun unwahrscheinlich.

det Washington

Die US-Verbraucherpreise sind im März stärker gestiegen als erwartet und setzen die Notenbank unter Druck, die erste Zinssenkung seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie doch noch einige Zeit weiter aufzuschieben. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, verteuerten sich Konsumgüter gegenüber dem Vormonat um 0,4% und auf Jahressicht um 3,5%. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, legte wie auch in den beiden vorangegangenen Monaten um 0,4% und im Vorjahresvergleich um 3,8% zu. Zuvor waren Jahresraten von 3,2% und 3,8% gemessen worden. Ökonomen hatten durchwegs mit etwas niedrigeren Werten gerechnet. 

Getrieben wurde die Inflation von den Energiepreisen und ein weiteres Mal von hohen Wohnkosten, die sich schon seit geraumer Zeit als problematisch erweisen. Die Benzinpreise kletterten gegenüber dem Vormonat um 1,7%. Mieten legten im Vergleich zu Februar um 0,4% und gegenüber dem Vorjahr um 5,7% zu. Beide Komponenten zusammen sind für mehr als die Hälfte des gesamten Anstiegs des Verbraucherpreisindex (CPI) verantwortlich. Auch trugen Dienstleistungen zu den Preissteigerungen bei, insbesondere im Transportbereich. Zu den wenigen Lichtblicken zählten die Autopreise. Billiger als zuvor waren laut BLS sowohl Neuwagen als auch Gebrauchtwagen, und zwar sowohl aus Monats- als auch Jahressicht.   

Seitwärtsbewegung beunruhigt

Sorgen bereitet Ökonomen vor allem die Tatsache, dass die Teuerung sich nach den erzielten Erfolgen bei der Inflationsbekämpfung nun seit 3 Monaten seitwärts bewegt. Wie Frederic Mishkin, früher Mitglied des Notenbankvorstands, erklärt, „lässt sich der anfängliche Rückgang der Inflation mit dem Wegfall von Angebotsschocks erklären“, die während und unmittelbar nach der Corona-Pandemie eine Folge von Störungen in globalen Lieferketten waren. Dieser Effekt lasse jetzt nach, betont Mishkin. Er beschreibt die Position der Fed als „moderat restriktiv“ und meint, dass die Notenbank an ihrem vorsichtigen Kurs festhalten soll, um ihr Inflationsziel zu erreichen.

Unterdessen gehen Experten davon aus, dass eine Zinswende im Juni nun praktisch vom Tisch ist. Das Fed Watchtool der CME Group geht sogar davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit einer Herabsetzung im Juli nur bei etwa 50% liegt. „Es würde mich nicht wundern, wenn die erste Zinssenkung erst gegen Ende des Jahres beschlossen wird“, sagte George Lagarias, Chefökonom bei dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Mazars.

Ähnlich schätzen die Commerzbank-Ökonomen Christoph Balz und Bernd Weidensteiner die Lage ein. „Die Fed wird angesichts dieser Zahlen nicht mehr so zuversichtlich sein, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung des 2-Prozent-Ziels bewegt“, meinen die Volkswirte. Zu erwarten sei ohnehin, dass „kein klassischer Zinssenkungszyklus ansteht, sondern nur eine graduelle Anpassung der Leitzinsen“.

Fed-Gouverneure vorsichtig

Zuvor hatten auch führende Notenbanker darauf hingewiesen, dass sich Marktteilnehmer womöglich noch in Geduld üben müssen. Christopher Waller, Mitglied des Fed-Vorstands, sagte, dass „wir es nicht eilig haben. Die Daten signalisieren, dass es klug wäre, länger als bisher angenommen an dem bestehenden Leitzins festzuhalten.“

Neel Kashkari, Präsident der Federal Reserve von Minneapolis, sagte kürzlich, dass auch „gar keine Zinssenkung in diesem Jahr möglich ist, wenn die Inflation sich weiter seitwärts bewegen sollte“. Notenbankchef Jerome Powell hat wiederholt betont, dass „wir angesichts der Stärke der Wirtschaft und der Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung Zeit haben, um weitere Daten unseren Kurs bestimmen zu lassen“.

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