US-BIP

US-Wirtschaft schrumpft unerwartet

Die US-Wirtschaft hat im ersten Quartal unerwartet Federn gelassen. Laut Handelsministerium schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut erster Schätzung annualisiert um 1,4%. Dazu trugen neben der hohen Inflation der russische Angriffskrieg in der Ukraine sowie das steigende Handelsdefizit bei.

US-Wirtschaft schrumpft unerwartet

det Washington

Die hohe Inflation, der russische Angriffskrieg in der Ukraine und Lockdowns als Folge der Omikron-Variante des Coronavirus haben im ersten Quartal der US-Wirtschaft einen kräftigen Dämpfer verpasst und neue Rezessionsängste geweckt. Wie das Bureau of Economic Analysis (BEA) des Handelsministeriums berichtete, schrumpfte die aufs Jahr hochgerechnete Wirtschaftsleistung von Januar bis März um 1,4%. Erwartet hatten Ökonomen eine Wachstumsrate von 1,1%. Im Schlussquartal 2021 hatte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf Jahressicht um 6,9% zugelegt und im gesamten Jahresverlauf das stärkste Wachstum seit 1984 aufgewiesen.

Handelsdefizit wiegt schwer

Laut BEA lasteten das ausufernde Handelsdefizit, Kürzungen bei staatlichen Ausgabenprogrammen und der Rückgang der privaten Lagerinvestitionen auf der Wirtschaftstätigkeit. Zwar schraubten Verbraucher ungeachtet der Inflation ihre Ausgaben um 2,7% hoch. Am PCE-Preisindex gemessen, welches das bevorzugte Inflationsmaß der Fed ist, kletterten die Preise aber um 7,0%, während die Kernrate um 5,2% stieg.

Das Defizit im Außenhandel drückte das BIP um 3,2 Prozentpunkte. Ausfuhren, die im Schlussquartal noch zweistelliges Wachstum aufgewiesen hatten, schrumpften um 5,9%. Einfuhren zogen hingegen kräftig an und trieben den Fehlbetrag weiter hoch. Zuvor hatte das Ministerium berichtet, dass im März der Passivsaldo im Handel mit Waren um fast 18% gestiegen war.

Negativ schlugen auch die Staatsausgaben zu Buche, insbesondere der Rückgang der Rüstungsausgaben, die um 8,5% sanken. Streichungen im Verteidigungsetat drückten das Wachstum um 0,3 Prozentpunkte. Auch schrumpften die Lagerinvestitionen, vor allem als Folge andauernder Störungen in Lieferketten und Versorgungsengpässen in der Autoindustrie und bei Zulieferern. Die Lagerinvestitionen drückten die Wachstumsrate um 0,8 Prozentpunkte. Dagegen zählte der Anstieg der Anlageinvestitionen ebenso wie die Zunahme der Konsumausgaben zu den wenigen Lichtblicken in dem Bericht.

Bewertungen des Wachstumsrückgangs fielen durchwachsen aus. Wie Ian Sheperdson, Chefvolkswirt bei Pantheon Macroeconomics, sagt, „handelt es sich um lauten Lärm, aber kein Signal eines Einbruchs. Die Wirtschaft wird nicht in eine Rezession abgleiten.“ Weniger optimistisch schätzt Diane Swonk, Chefökonomin bei Grant Thornton, die weiteren Aussichten ein. „Wir haben zwar eine resistente Wirtschaft, aber mittlerweile machen sich Zeichen der Schwäche bemerkbar“, so Swonk. „Es führt eben kein Weg an der Realität vorbei, dass hohe Inflation und steigende Zinsen Konsequenzen haben.“

Viele Experten sind überzeugt, dass sich die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte deswegen wieder erholen wird, weil einige der Faktoren, die zu dem Einbruch beitrugen, nur vorübergehend waren oder sein werden. So hatte die Omikron-Variante des Coronavirus auf dem Wachstum gelastet. Mittlerweile ist die Zahl der Neuerkrankungen aber fast überall wieder zurückgegangen, und kürzlich erklärte Anthony Fauci, der oberste US-Immunologe, dass „die Pandemiephase in den USA überwunden ist“.

Nachlassende Kriegsfolgen

Auch glauben Ökonomen, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine, der in den ersten Wochen die Stimmung sowohl bei Unternehmen als auch Verbrauchern gedrückt hatte, nachlassen werden. Sorgen gelten hingegen der Tatsache, dass ein nachhaltiger Anstieg der Energiepreise zu den folgenschwersten Konsequenzen des Kriegs zählen könnte.

Unterdessen blieb US-Präsident Joe Biden optimistisch in seiner Einschätzung der Konjunkturaussichten. Trotz der insgesamt enttäuschenden Zahlen „bleibt die US-Wirtschaft im Angesicht von historischen Herausforderungen resistent“, sagte Biden. Während das Wachstum im ersten Quartal von „technischen Faktoren“ beeinflusst wurde, würden die USA „der Pandemie, der unprovozierten Invasion der Ukraine und der weltweiten Inflation aus einer Position der Stärke begegnen“.

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