ExklusivKonjunkturtableau Euroraum

US-Zollkeule zeigt erste Spuren im Konjunkturtableau

Die US-Handelspolitik sorgt für reichlich Wirbel. Erste Spuren finden sich bereits im Konjunkturtableau von ZEW und Börsen-Zeitung. Vor allem sind die Voraussagen für die Exporte gekappt worden. Auch die Erwartungen für die Importe und den Privatkonsum fallen geringer aus als zuletzt.

US-Zollkeule zeigt erste Spuren im Konjunkturtableau

US-Zollkeule zeigt erste Spuren im Konjunkturtableau

Prognose für Exporte des Euroraums nahezu halbiert − Privatkonsum dürfte deutlich weniger zulegen

Die US-Handelspolitik sorgt für reichlich Wirbel. Erste Spuren finden sich bereits im Konjunkturtableau von ZEW und Börsen-Zeitung. Vor allem sind die Voraussagen für die Exporte gekappt worden. Aber auch die Erwartungen für die Importe und den Privatkonsum fallen geringer aus als zuletzt.

ba Frankfurt

US-Präsident Donald Trump sorgt mit seiner Handelspolitik für Aufruhr. Noch ist unklar, in welcher Höhe die reziproken Zölle tatsächlich in Kraft treten und welche Gegenmaßnahmen die einzelnen Länder und die EU ergreifen werden. Aber die Sorgen um Welthandel und Wirtschaftswachstum steigen. Im Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung und des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), in dem die Prognosen von Instituten und Banken zusammengefasst und ein Medianwert errechnet wird, wurden einige Voraussagen wie die zu Außenhandel und Privatkonsum bereits an die neue Lage angepasst.

Der große Schwung kommt noch

„Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass nur wenige Institute ihre Prognosen nach dem „Liberation Day“ am 2. April aktualisiert haben“, betont ZEW-Expertin Lora Pavlova. Eine abschließende Beurteilung der Auswirkungen der Handelsrestriktionen auf die Gesamtwirtschaft stehe daher noch aus. Die Erwartungen für das reale BIP-Wachstum in der Eurozone bleiben vorerst unverändert bei schon im März bei 1,0%. Damit würde das reale BIP-Wachstum im laufenden Jahr nur noch leicht über den 0,9% Zuwachs des Jahres liegen, die Eurostat derzeit angibt. Die Spannbreite der Prognosen verringert sich geringfügig, das heißt, die Experten sind sich in ihrer Einschätzung derzeit recht einig. Im optimistischsten Szenario wird lediglich ein Wachstum von 1,3% prognostiziert. Die Voraussagen für 2026 fallen mit 1,3% sogar etwas optimistischer aus als noch im März mit 1,2%.

Exportprognose nahezu halbiert

In den Erwartungen zum Außenhandel der Währungsunion hingegen sind die ersten Konsequenzen der protektionistischen Handelspolitik der USA klar erkennbar. So wurde die Medianprognose für die Exporte von 2,1% im März auf 1,1% im April knapp halbiert. Ebenso wurde die prognostizierte Importentwicklung um einen halben Prozentpunkt auf 1,6% nach unten revidiert.

Mit Blick auf die private Konsumnachfrage drehten die Auguren die zuvor gestiegene Erwartung wieder zurück: Mit 0,9% fällt die Prognose für den Privatkonsum um einen halben Prozentpunkt niedriger aus als noch im Vormonat. Im Februar hatten die Einzelhändler immerhin mit 0,3% erstmals nach drei Monaten mit stagnierenden Umsätzen wieder ein leichtes Plus erzielt. „Gründe für die Eintrübung der zukünftigen Konsumstimmung könnten die durch die Zöllerhebung erwarteten höheren Preise und die insgesamt gestiegene politische Unsicherheit sein“, erklärt Pavlova. Eine ähnliche Tendenz sei beim Staatskonsum und den Anlageinvestitionen zu beobachten.

Deutlich negative Sicht auf deutsche Exporte

Mit Blick auf Deutschland erscheint derweil ein drittes Rezessionsjahr in Folge nicht mehr abwegig. Eine so lange Episode einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Vorerst bleiben hier die Wachstumsprognosen im Konjunkturtableau stabil bei 0,2%. „Diese eher pessimistische Prognose wird insbesondere auf die Entwicklung der Exporte zurückgeführt, die mit −1,0% deutlich im negativen Bereich liegen“, erklärt Pavlova. Im pessimistischsten Szenario würde das BIP um 0,5% schrumpfen.

Mindestens ein weiterer Zinsschritt erwartet

Trotz der jüngsten Erfolge bei der Inflationsbekämpfung wird die 2-%-Marke, die die EZB als Ziel vorgibt, weiter überschritten. Im März sank die Inflationsrate im Euroraum zum zweiten Mal in Folge, auf nun 2,2%. Die Kerninflationsrate gab auf 2,4% nach. Eurostat zufolge haben die Dienstleistungssektoren, gefolgt von den Bereichen Lebensmittel, Alkohol und Tabak, den größten Beitrag zur Inflationsentwicklung im März geleistet. Die Experten erwarten weiterhin, dass sich die Preisentwicklung dem EZB-Ziel annähert. Die Prognosen für die Jahresinflationsraten für 2025 und 2026 liegen bei 2,2 bzw. 2,0%. Während sich die EZB vorerst auf keine weitere Zinssenkung festlegen wollte, wird von den Experten in den kommenden drei Monaten mindestens ein weiterer Lockerungsschritt prognostiziert. Die Finanzmärkte gehen fest davon aus, dass die nächste Zinssenkung nach dem 25-Basispunkte-Schritt vom 6. März bereits kommenden Donnerstag ansteht.

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