US-Klimaschutzbeauftragter

USA fordern von China beherzteren Klimaschutz

John Kerry fordert als Klimaschutz-Beauftragter der US-Regierung striktere Reduktionsziele. Die chinesische Regierung weist die Ansagen schroff zurück. Derweil wird die Region Henan überflutet.

USA fordern von China beherzteren Klimaschutz

nh Schanghai

Im Vorfeld eines G20-Ministertreffens zu Umweltfragen hat sich der neue Klimaschutzbeauftragte der US-Regierung und frühere US-Außenminister John Kerry kritisch zu Chinas Kooperationsbereitschaft in Sachen Klimawandelbekämpfung geäußert. Bei einem Redeauftritt in London forderte Kerry die chinesische Regierung dazu auf, ungeachtet der gegenwärtigen geo- und industriepolitischen Streitigkeiten zwischen beiden Ländern stärker mit den USA und anderen führenden Nationen bei Klimathemen zusammenzuarbeiten.

Trotz gegenwärtig zahlreicher Differenzen zwischen China und den USA sei eine Kooperation in Klimaschutzfragen der einzige Weg, um aus dem gegenwärtigen weltweiten „Selbstmordpakt“ auszubrechen, betonte Kerry plakativ. Dabei rief er Peking dazu auf im eigenen Land die Anstrengungen zum Erreichen von Klimazielen wesentlich zu steigern. China sei der mit Abstand größte Nutzer von fossilen Brennstoffen auf der Welt und müsse sich ambitiösere Ziele zur Begrenzung von CO2-Emissionen setzen.

Die chinesische Regierung hatte im Herbst eine umweltpolitische Wende verkündet und erstmals eine Klimaschutzagenda aufgestellt. So sollen die Schadstoffemissionen des Landes bis zum Jahr 2030 einen Höhepunkt erreichen, um bis 2060 die sogenannte CO2-Neutralität zu gewähren. Zahlreiche internationale Umweltschutzorganisationen halten den chinesischen Terminplan jedoch für nicht ambitiös genug und bezweifeln Chinas Bereitschaft zu einem rascheren Kohleausstieg im Stromerzeugungsbereich.

Schroffe Absage

Die chinesische Regierung hatte zwar im vergangenen Jahr die Klimapolitik sowie die Bekämpfung der Corona-Pandemie als wichtige globale Kooperationsfelder betont, verschließt sich aber im Zuge immer intensiverer bilateraler Streitigkeiten zunehmend einer Zusammenarbeit mit den USA. Ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums erklärte am Mittwoch, dass eine Zusammenarbeit zu spezifischen Themen vom allgemeinen Beziehungsklima zwischen Nationen abhänge. „Die USA können sich nicht einerseits schamlos in Chinas innere Angelegenheiten einmischen und chinesische Interessen verletzen und gleichzeitig verlangen, dass China Unterstützung in bilateralen und globalen Angelegenheiten gewährt“, so der Sprecher in einer unmissverständlichen Replik auf Kerrys Redeauftritt.

Der verbale Schlagabtausch zur Klimapolitik erfolgt vor der tragischen Kulisse einer wohl klimawandelbedingten Naturkatastrophe im Herzen Chinas. Ähnlich wie zuletzt in Deutschland und Beneluxländern verursachten sturzartige Regenfälle Flutwellen und Überschwemmungen in der Zwölf-Millionen-Stadt Zhengzhou und anderen Orten in der Provinz Henan. Nach offiziellen Angaben kam es zu 25 Todesfällen und 200000 Evakuierungen, doch vermuten unabhängige Beobachter, dass die Zahl der Todesopfer wesentlich höher liegt, als von Behörden angegeben.

Die wirtschaftliche Schadensbilanz der Flut ist noch nicht absehbar, jedoch muss von schweren Beeinträchtigungen bei der chinesischen Agrarproduktion und Behinderungen in der umliegenden Maschinenbauindustrie ausgegangen werden. In Zhengzhou befindet sich unter anderem das vom Massenauftragsfertiger Foxconn betriebene Hauptwerk für den Zusammenbau von Apple-Smartphones für den Weltmarkt.