IfW-Support-Tracker

USA hinterlassen Lücke bei Ukraine-Hilfen

Um einen Ausfall der USA bei der Unterstützung der Ukraine zu kompensieren, müssten die großen EU-Staaten nur annähernd so viel bereitstellen wie die kleinen Nationen der Gemeinschaft.

USA hinterlassen Lücke bei Ukraine-Hilfen

USA hinterlassen Lücke
bei Ukraine-Hilfen

Keine neuen Lieferzusagen – Europa muss in Bresche springen

lz Frankfurt

Seit der Amtsübernahme der Trump-Regierung pausieren die US-Hilfen für die Ukraine. Europa hingegen hat seine Unterstützung durchgehend fortgesetzt und nach Auswertung des Ukraine-Support-Trackers des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) so den Abstand bei den Gesamtzuwendungen vergrößert. Insgesamt hat der europäische Kontinent inzwischen 23 Mrd. Euro mehr als die USA an Hilfen zugewiesen.

Kleinere Länder wie Estland und Dänemark leisten dabei im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftsleistung überproportional viel – große Volkswirtschaften wie Deutschland, Frankreich oder Spanien müssen ihrer Schlüsselrolle künftig besser gerecht werden, fordern die Wissenschaftler. „Die jüngste Pause bei den US-Hilfen zeigt Unsicherheiten auf und unterstreicht die Notwendigkeit, dass Europa auf etwaige Lücken vorbereitet sein muss – insbesondere im militärischen Bereich“, sagt Taro Nishikawa, Projektleiter des Kieler Ukraine Support Trackers.

Große EU-Länder im Hintertreffen

Im Januar und Februar stellte Großbritannien 360 Mill. Euro, Deutschland 450 Mill. Euro, Norwegen 610 Mill. Euro, Dänemark 690 Mill. Euro und Schweden 1,1 Mrd. Euro bereit. Zusätzlich hat die EU-Kommission der Ukraine kürzlich ein erstes Darlehen in Höhe von 3 Mrd. Euro ausgezahlt. Insgesamt hat Europa seit Kriegsbeginn damit 138 Mrd. Euro an Hilfen zugewiesen. Nur im Bereich der Militärhilfen liegen die Vereinigten Staaten weiter vorne, wenn auch mit sinkendem Abstand: Sie haben seit Februar 2022 insgesamt etwa 65 Mrd. Euro für die Ukraine zugewiesen und damit rund 1 Mrd. Euro mehr als Europa.

Die neuen Daten unterstreichen die große Heterogenität in Europa. Viele westeuropäische Länder leisten im Vergleich zu den nordischen und baltischen Ländern nur geringe Unterstützung. Länder wie Estland oder Dänemark haben mehr als 2% ihres Vorkriegs-BIP für die Ukraine vorgesehen, während Deutschland und das Vereinigte Königreich etwa 0,4–0,5% und Frankreich, Italien sowie Spanien nur 0,1–0,2% aufwenden. Um die US-Defizite auszugleichen, würde es nach Darstellung der Ökonomen schon reichen, wenn die fünf größten Länder auch nur annähernd so viel für die Ukraine aufwenden würden, wie es die skandinavischen oder baltischen Staaten tun, sagt Christoph Trebesch, Leiter des Ukraine Trackers am IfW.

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