GfK Konsumklima

Verbraucher gehen wieder etwas öfter einkaufen

Die deutschen Verbraucher zeigen sich im Oktober besser gelaunt. Sie rechnen mit höheren Einkommen und planen daher wieder mit größeren Anschaffungen. Mit Blick auf die Konjunktur steigt allerdings die Skepsis.

Verbraucher gehen wieder etwas öfter einkaufen

Deutsche Verbraucher gehen wieder etwas öfter einkaufen

Anschaffungsneigung so hoch wie seit zweieinhalb Jahren nicht − GfK Konsumklima legt auf niedrigem Niveau leicht zu − Arbeitskräftenachfrage schwach

ba Frankfurt

Die Stimmung der deutschen Verbraucher ist im Oktober so gut wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren, allerdings ist das Niveau nach wie vor niedrig. Die Konsumenten erwarten höhere Einkommen, sparen weniger und zeigen sich offen für größere Anschaffungen. Der Blick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung fällt allerdings trüber aus wie zuletzt. Das passt in das Bild der jüngsten Prognosesenkungen etwa der Bundesregierung und des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Niveau bleibt niedrig

Das Konsumklima prognostizieren GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) für November mit −18,3 Punkten. Ein höherer Wert wurde zuletzt im April 2022 nach Beginn des Ukrainekriegs mit −15,7 Zählern gemessen. „Aber trotz des Anstiegs bleibt das Niveau des Konsumklimas nach wie vor überaus niedrig“, betonte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. „Die Verunsicherung durch Krisen, Kriege und gestiegene Preise ist derzeit immer noch sehr ausgeprägt und verhindert, dass für den Konsum positive Faktoren, wie spürbare reale Einkommenszuwächse, nicht ihre volle Wirkung entfalten können.“ Einer deutlicheren Stimmungsaufhellung stehen zudem Meldungen über eine steigende Zahl an Unternehmensinsolvenzen und über Beschäftigungsabbaupläne bzw. Produktionsverlagerungen ins Ausland im Weg. Der Autobauer VW etwa will mindestens drei seiner bisher zehn Werke der Kernmarke schließen und auch an den übrigen Standorten soll die Kapazität reduziert werden.

Hauptfaktor für das gestiegene Konsumklima ist die fortgesetzte Erholung der Einkommenserwartungen. Der Indikator stieg den zweiten Monat in Folge, und zwar um 3,6 auf 13,7 Punkte. Die sinkende Inflationsrate in Verbindung mit deutlich steigenden Löhnen und Gehältern sorgt derzeit für signifikant steigende reale Einkommenszuwächse. Dass auch die Einkünfte der Rentner real zulegen, nährt der GfK zufolge den Einkommensoptimismus.

Sparquote vergleichsweise hoch

Unterstützt wurde der Anstieg des Konsumklimas vom moderaten Rückgang der Sparneigung um 4,8 Punkte, erklärten die Nürnberger Konsumforscher. Allerdings sind die Deutschen im internationalen Vergleich immer noch äußerst sparsam. 2023 legten die privaten Haushalte 10,4% ihres Einkommens auf die hohe Kante, erklärte das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des 100. Weltspartages am 30. Oktober.

Nur wenige Staaten wiesen 2023 höhere Sparquoten auf, etwa die Schweiz mit 19,4% oder die Niederlande mit 12,7%. Deutlich niedrigere Quoten verzeichnen etwa die privaten Haushalte in Italien mit 0,3%, in Japan mit 2,8% und in den USA mit 4,7% auf.

Im ersten Halbjahr 2024 legte die Sparquote hierzulande auf 11,1% zu − das ist 1 Prozentpunkt mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraums. Wegen der mangelnden Ausgabemöglichkeiten war die Sparquote in den Coronajahren 2020 und 2021 um bis zu 6 Prozentpunkte höher, erklärten die Wiesbadener Statistiker.

Vermehrte Konjunktursorgen

„Verbraucher werden fragen, was an Belastung noch kommt und Geld beisammen halten“, kommentiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Die anhaltend hohe Sparneigung sei ein klares Indiz für Konsumzurückhaltung. „An eine vom Privatkonsum initiierte Konjunkturerholung ist weiterhin nicht zu denken.“ Die Bundesregierung erwartet, dass die Wirtschaft im laufenden Jahr um 0,2% schrumpft, bevor sie 2025 nach dann zwei Minusjahren in Folge auf den Wachstumspfad zurückkehrt und 1,1% zulegt. 2026 sollen es dann 1,6% werden. Der IWF wiederum rechnet für 2024 mit einer Stagnation und prognostiziert für 2025 ein Plus von 0,8%. Auch bei den Verbrauchern steigt die Konjunkturskepsis − der entsprechende Indikator sank zum dritten Mal in Folge – und zwar um 0,5 auf 0,2 Punkte auf. Niedriger lag der Wert zuletzt im März 2024 mit −3,1 Punkten.

Rezession droht

Die Bundesbank sieht die hiesige Wirtschaft in der seit Mitte 2022 währenden Schwächephase feststecken. Im Sommerquartal, so steht es im aktuellen Monatsbericht, sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wohl „erneut etwas zurückgegangen“. Nachdem es bereits im Frühjahr um 0,1% geschrumpft ist, wäre die Definition einer technischen Rezession mit zwei Minus-Quartalen in Folge erfüllt. Experten erwarten, dass Destatis am Mittwoch ein Minus von 0,1% zum Vorquartal melden wird. „Im vierten Quartal könnte die wirtschaftliche Aktivität aus heutiger Sicht in etwa stagnieren“, lautet der weitere Ausblick der Bundesbank. Gemessen am Einkaufsmanagerindex (PMI) ist der Start ins vierte Quartal auch etwas besser als erwartet verlaufen.

Anschaffungsneigung so hoch wie seit zweieinhalb Jahren nicht

Trotz zunehmender Jobsorgen bei einer Reihe von Beschäftigten, die die Konsumneigung belasten, trauen sich Verbraucher wieder an größere Anschaffungen. Der Indikator kletterte um 2,2 auf −4,7 Punkte und damit den höchsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren. Mit −2,1 Zählern lag das Barometer zuletzt im März 2022 höher. Das Niveau bezeichnet das GfK weiter als „sehr niedrig“ und betont die Abwärtsrisiken durch steigende Zahlen bei Insolvenzen und Arbeitslosigkeit. Experten erwarten, dass die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch über einen Anstieg der Arbeitslosenzahl um saisonbereinigt 15.000 berichten wird. Die unbereinigte Arbeitslosenquote dürfte auf 6,1% von 6,0% steigen.

Arbeitskräftenachfrage schwach

Dies deuten auch die Frühbarometer für den Jobmarkt an. Der BA-X, der Stellenindex der BA, ist im Oktober um 1 auf 108 Punkte gestiegen. Von einer Stabilisierung will die BA noch nicht sprechen, denn insgesamt sei die gemeldete Arbeitskräftenachfrage weiter schwach. Mit Ausnahme der Energie- und Wasserwirtschaft ist die gemeldete Nachfrage in allen Wirtschaftszweigen im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken, teils sogar in zweistelliger prozentualer Höhe.

Die prozentual stärksten Rückgänge gab es laut BA bei den qualifizierten Unternehmensdienstleistungen, in Information und Kommunikation, im Gastgewerbe sowie im verarbeitenden Gewerbe. Absolut betrachtet seien die Rückgänge bei den qualifizierten Unternehmensdienstleistungen, im verarbeitenden Gewerbe sowie im Handel am höchsten. Die höchsten Bestände an gemeldeten Stellen hatten Zeitarbeitsunternehmen (22%), qualifizierte Unternehmensdienstleistungen (13%) sowie der Handel (12%). Dem IAB-Arbeitsmarktbarometer zufolge hält die Flaute am Arbeitsmarkt an.

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