Konjunktur

Volle Auftragspolster in der Industrie

Im Juli sitzt die deutsche Industrie noch auf einem dicken Auftragspolster. Der BDI und die Bundesbank warnen jedoch vor harten Monaten.

Volle Auftragspolster in der Industrie

ba Frankfurt

Die Auftragsbücher der deutschen Industrie sind trotz der mittlerweile lahmenden Konjunktur so gut gefüllt wie nie. Der Industrieverband BDI sieht die Industrie dennoch auf dem Weg in die Rezession und hat die Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr halbiert. Und auch die Bundesbank zeigt sich in ihrem jüngsten Monatsbericht skeptisch.

Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) ist der Orderbestand im Juli um saisonbereinigt 0,7% zum Vormonat gestiegen. Im Vergleich zu Juli 2021 beträgt das Plus 12,6%. „Damit hat der Auftragsbestand des verarbeitenden Gewerbes einen neuen Höchststand seit Beginn der Erfassung im Jahr 2015 erreicht“, schrieben die Wiesbadener Statistiker. Als Ursache des Auftragsstaus gelten ihnen weiter die hohen Energiekosten sowie die anhaltende Knappheit an Vorprodukten – wobei laut der monatlichen Ifo-Umfrage die Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen im langfristigen Vergleich zwar immer noch außerordentlich hoch sind, zuletzt aber etwas abgenommen haben. Die Reichweite stagnierte bei 8,0 Monaten. Sie gibt an, wie lange theoretisch bei gleichbleibendem Umsatz ohne Neubestellungen produziert werden müsste, um die bereits vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.

Der Industrieverband BDI warnt in seinem am Montag vorgelegten Quartalsbericht, dass die Industrie in den kommenden Monaten eine schwere Rezession durchlaufen werde – mit Ausstrahleffekten auf die gesamte Wirtschaft. Nur durch eine schnelle europäische Einigung auf Sofortmaßnahmen auf dem Strom- und Gasmarkt und eine rasche Umsetzung in den Mitgliedstaaten sowie durch eine Ausweitung der Hilfsprogramme für Unternehmen könnten schwerwiegende Verwerfungen vermieden werden, heißt es. Für das Gesamtjahr rechnet der BDI nunmehr mit einem Wirtschaftswachstum von 0,9%. Im Juni war der Verband noch von einem Plus von 1,8% ausgegangen.

Die Bundesbank geht wegen der hohen Inflation und der Unsicherheit über die Energieversorgung und ihre Kosten ebenfalls von einer spürbaren Abkühlung der Konjunktur aus: „Es mehren sich die Anzeichen für eine Rezession der deutschen Wirtschaft im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung“, heißt es im Monatsbericht September. Nach dem Plus von 0,1% im zweiten Quartal gehe sie wohl im laufenden Quartal zurück – und im Schlussabschnitt 2022 ebenso wie im ersten Quartal 2023 „dürfte die Wirtschaftsleistung merklich zurückgehen“, heißt es weiter. Der Ausblick sei ausgesprochen unsicher. Nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts sei im laufenden Monat mit erneuten Preissteigerungen bei Energie und Dienstleistungen zu rechnen, was die Inflationsrate entsprechend erhöhe. Diese „dürfte unter dem Strich in den nächsten Monaten in den zweistelligen Bereich vorrücken“.

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