Von Weihnachtsstimmung keine Spur
Von Weihnachtsstimmung keine Spur
GfK-Konsumklima sinkt − Einkommenserwartung lässt nach − Sparneigung steigt – IAB-Arbeitsmarktbarometer fällt
Zunehmende Jobsorgen dämpfen die Konsumlaune in Deutschland. Das erneut gesunkene IAB-Arbeitsmarktbarometer zeigt, dass sich die Aussichten am Jobmarkt eintrüben. Gerade in der vorweihnachtlichen Einkaufssaison wird daher eher gespart, ergibt die GfK-Umfrage.
ba Frankfurt
November und Dezember sind für den Einzelhandel bedeutsame Monate − von einer ausgeprägten vorweihnachtlichen Shoppinglaune ist allerdings in diesem Jahr noch nichts zu sehen. Auch wenn die Konsumenten laut der GfK-Weihnachtsstudie mit durchschnittlich 307 Euro pro Person fast ebenso viel ausgeben wollen wie im vergangenen Jahr. Insgesamt soll der Umsatz bei 18,1 Mrd. Euro landen. Besonders gefragt sind den Nürnberger Konsumforschern zufolge dabei Geschenke, die den aktuellen Trend zu Erlebnissen und gemeinsamer Lebensfreude bedienen. Am beliebtesten bleiben Lebensmittel und Getränke (65%), gefolgt von Kleidung, Schuhe und Accessoires (52%). Den dritten Platz teilen sich mit je 51% Bücher, Spielzeug, Kosmetik sowie Geldgeschenke und Bargeld.
Die Angebote der Black Week Ende November erfreuen sich dabei immer größerer Beliebtheit, um die Weihnachtseinkäufe frühzeitig zu erledigen. Der Einzelhandelsverband HDE erwartet ein stabiles Geschäft zu den Aktionstagen Black Friday und Cyber Monday mit einem Umsatz von 5,9 Mrd. Euro. In den vergangenen Jahren waren die Umsätze noch jeweils 20% oder mehr im Jahresvergleich gestiegen, 2023 war das Plus schon auf 6% geschrumpft. Und auch zu Nikolaus wird mit einem stabilen Geschäft gerechnet: Der HDE prognostiziert zusätzliche Umsätze von über 1 Mrd. Euro.
Sparneigung verstärkt negativen Trend
Für Dezember prognostiziert die GfK ein Konsumklima von −23,3 Punkte. Das sind 4,9 Zähler weniger als im Vormonat und ein ähnliches Niveau wie im Dezember vergangenen Jahres. Die spürbar eingetrübte Verbraucherstimmung erklärt die GfK mit einer deutlich geringeren Einkommenserwartung, einer geringeren Anschaffungsneigung und pessimistischeren Konjunkturerwartungen. Die Sparneigung allerdings steigt zugleich und verstärkt den negativen Trend.
„Konsumklima bleibt im Keller“
„Die letzten Wochen des Jahres enden mit einem deutlichen Rückschlag beim Konsumklima“, erklärt Rolf Bürkl, Konsumexperte beim NIM, das zusammen mit der GfK das Konsumklima erhebt. Die steigende Sparneigung belege, dass die Verunsicherung der Konsumenten zuletzt offenbar wieder etwas zugenommen habe. „Hinzu kommt ein weiterer Unsicherheitsfaktor: die Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz in Deutschland werden größer.“ Ursächlich seien sicherlich der aus der Industrie gemeldete Stellenabbau und die Verlagerung von Produktionen ins Ausland sowie die weiter steigende Zahl der Insolvenzen. „Kurzum, das Konsumklima bleibt im Keller“, resümiert Bürkl.
Zudem wird das Klima am Jobmarkt rauer, wie das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, das im November um 0,3 auf 99,5 Punkte gefallen ist. „Die Industriekrise und der langanhaltende Wirtschaftsabschwung hinterlassen am Arbeitsmarkt ihre Spuren“, berichtet IAB-Experte Enzo Weber. „Bei der steigenden Arbeitslosigkeit ist bis zum Frühjahr keine Trendwende in Sicht“ und die Beschäftigungsentwicklung flache weiter ab. Ein ähnliches Bild zeichnet das European Labour Market Barometer für den Jobmarkt im gemeinsamen Währungsraum. Das Frühbarometer sank den vierten Monat in Folge, diesmal um 0,2 auf 99,0 Punkte – und damit auf dem schwächsten Stand seit 2020.
Rezessionssorgen nehmen zu
Auch die Rezessionssorgen haben bei den Verbrauchern zugenommen. Der entsprechende Indikator gab den vierten Monat in Folge nach − „die Hoffnungen auf eine erste vorsichtige Erholung der Konjunktur haben sich im Laufe des Jahres nach und nach aufgelöst“, hieß es bei der GfK. Für 2024 wird von Experten sowie der Bundesregierung großteils eine Stagnation oder ein leichtes Schrumpfen der Wirtschaftsleistung erwartet. „Und auch für das kommende Jahr sind die Vorhersagen mit 0,4% für das Bruttoinlandsprodukt eher verhalten“, schreibt die GfK.
Die steigende Rezessionssorgen lassen auch die Einkommenserwartungen der Verbraucher für das nächste Jahr einbrechen. „Zumal aufgrund der für 2025 zu erwartenden tariflichen Erhöhung von etwa 2% wahrscheinlich auch die realen Einkommenszuwächse der Vergangenheit angehören.“ Die Anschaffungsneigung gab in der Folge gleichfalls nach und liegt nun unter dem überaus niedrigen Niveau zu Zeiten der beiden Lockdowns im Frühjahr 2020 und Anfang 2021.