Prognose der EU-Kommission

Wachstum im Euroraum bleibt trotz Risiken intakt

Die EU-Kommission hat die Wachstumserwartungen für den Euroraum in diesem Jahr noch einmal leicht angehoben – trotz aller Risiken. Der Inflationsdruck dürfte sich damit aber auch im nächsten Jahr nur wenig abschwächen.

Wachstum im Euroraum bleibt trotz Risiken intakt

ahe Brüssel

Trotz der aktuellen Lieferengpässe, der globalen Logistikprobleme und der wieder steigenden Corona-Neuinfektionen hat die EU-Kommission ihre Wachstumsprognose für den Euroraum noch einmal angehoben. Für 2021 erwartet sie nun einen BIP-Anstieg von 5,0%. Im Sommer hatte die Behörde ihre Erwartungen bereits von 4,3 auf 4,8% in die Höhe geschraubt. Getragen werde die Entwicklung durch die starke Binnennachfrage, erläuterte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gen­tiloni in Brüssel.

Die sich aufhellende Arbeitsmarktlage und der erwartete Rückgang der Sparquote dürften demnach den Konsum nachhaltig stützen. Auch begännen die Gelder aus dem Wiederaufbaufonds ihre Wirkung zu entfalten und stimulierten sowohl private als auch öffentliche Investitionen. Für das nächste und das übernächste Jahr prognostizierte die EU-Kommission für den Euroraum dann ein Wirtschaftswachstum von 4,3 (bisher: 4,5) und 2,4%.

Die Inflation, die im Oktober bereits so stark gestiegen war wie seit über 13 Jahren nicht mehr, dürfte nach Einschätzung der EU-Kommission in den nächsten Monaten noch weiter vor allem von den Energiepreisen in die Höhe getrieben werden, bevor es wieder abwärts geht. Für 2021 sieht die neue Prognose für den Euroraum eine Preissteigerungsrate von 2,4% vor, die sich dann im nächsten Jahr nur leicht auf 2,2% abschwächen wird. Erst für 2023 wird von der Kommission Entwarnung signalisiert: Dann soll die Inflationsrate nur noch bei 1,4% liegen.

Für Deutschland rechnet die Behörde für dieses Jahr sogar mit der stark erhöhten Inflationsrate von 3,1%. Nächstes Jahr wird dann analog zur Eurozone ein Rückgang auf 2,2% prognostiziert und für 2023 ein weiteres Abflachen auf 1,7%.

Neben den Energiepreisen begründet die Kommission diese Entwicklung vor allem mit dem Wirtschaftsaufschwung nach der Pandemie. Dies lege nahe, dass es sich bei den aktuell hohen Werten „in erster Linie um ein vorübergehendes Phänomen handelt“, so Gentiloni.

Wirtschaftliche Risiken ergeben sich auch aus den derzeitigen Versorgungsschwierigkeiten und Engpässen, die längerfristige Auswirkungen haben könnten. Falls die Lieferengpässe bei Rohstoffen oder auch Mikroprozessoren, die sich vor allem in der Bauwirtschaft und der Industrie negativ niederschlagen, länger an­halten und die über dem Produktivitätswachstum liegenden Lohnsteigerungen auf die Verbraucherpreise durchschlagen, könnte die Inflation auch höher ausfallen als in der Prognose angenommen, hieß es.

Störungen der Lieferketten

Gentiloni bezeichnete die Störungen in den Lieferketten als ein „erns­tes Problem für zahlreiche Branchen“. Die europäische Wirtschaft gehe von der Erholungsphase in eine Expansionsphase über, habe sich nun aber einigem Gegenwind zu stellen, erläuterte er.

Positive Auswirkungen hat die Wachstumsentwicklung auch auf das Haushaltsdefizit, das in der Eurozone in diesem Jahr noch bei durchschnittlich 7,1% liegt. In den nächsten zwei Jahren geht es dann aber auf 3,9 und 2,4% herunter. 2023 werden dann wohl nur noch sieben Euro-Staaten über der 3-%-Defizitgrenze bleiben.

Für Deutschland prognostiziert die EU-Kommission Budgetdefizite von 6,5%, 2,5% und 0,5% bis 2023. Das Wirtschaftswachstum wird in dieser Zeit auf 2,7%, 4,6% und dann 1,7% taxiert.

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