Wohlgelittene Hausse
Chinas imposante postpandemische Wirtschaftserholung erweist sich zunehmend als Garant für einen starken Yuan. Die seit Monaten zu beobachtende schleichende Aufwertung der chinesischen Devise hat jüngst weiter an Fahrt gewonnen. Am Mittwoch legte die Valuta mit einer kräftigen Tagesbewegung um 0,3% auf 6,394 Yuan zum Dollar zu. Damit ergab sich ein Dreijahreshoch gegenüber dem Greenback und die Frage, ob Chinas Zentralbank, die das Yuan-Dollar-Verhältnis mit einem Referenzkurssystem mal energisch steuert und mal dem Markt überlässt, dies gutheißt.
Gegenwärtig ist nicht ersichtlich, dass die People’s Bank of China (PBOC) etwas gegen den Yuan-Auftrieb hat. In den vergangenen Wochen orientierte sich der tägliche gesetzte Referenzkurs, um den die Devise 2% schwanken darf, tatsächlich eng an den Marktvorgaben des Vortages. Das wiederum heißt, dass die PBOC den Markt munter machen lässt. Manchen Devisenmarktexperten verwundert die stoische Haltung der Währungshüter mittlerweile. Schließlich hat der Yuan seit einem Tief im Mai des vergangenen Jahres nahe bei der Marke von 7,20 Yuan je Dollar über 11% zugelegt. Das ist eine bemerkenswert starke Hausse für eine normalerweise in einem engen Band gehaltene Währung.
Ökonomisch gesehen spricht freilich nichts für eine Übertreibung am Devisenmarkt. Schließlich hat die vom Coronaschock zu Boden gestreckte Wirtschaft Chinas ziemlich genau vor einem Jahr wieder damit begonnen, sich aufzurappeln. Dabei sah die PBOC keine Veranlassung, auf die von westlichen Zentralbanken praktizierten monetären Lockerungsorgien zurückzugreifen. Dies hatte zur Folge, dass Chinas Bondrenditen nicht auf Tauchstation gingen. Vielmehr entfaltete der Anleihemarkt der Volksrepublik eine massive Sogwirkung auf ausländisches Kapital und machte Engagements in chinesischen Staatstiteln zu einer relativ sicheren Wette.
Dass eine Kombination aus steigenden Leistungsbilanzüberschüssen im Zuge einer flotten Exportkonjunktur und sich nach China wälzenden Kapitalströmen den Yuan kräftig aufplustert, ist kein Wunder. In fundamentaler Betrachtung dürfte die Reise so weitergehen. Und die PBOC scheint es sich an der Seitenlinie gemütlich zu machen. Das hat gute Gründe. Die Yuan-Aufwertung tut dem chinesischen Exportboom offenbar keinen Abbruch und auf der Importseite freut man sich geradezu, dass die Währungskonstellation die für Unmut in Peking sorgende Rohstoffpreishausse wenigstens abzukühlen hilft.