Geldpolitik

Zinswende der Fed weckt Rezessionsängste

Nach den jüngsten Beschlüssen der US-Notenbank sind manche Ökonomen in Sorge, dass die Fed überziehen und eine Rezession heraufbeschwören könnte. Der Fokus liegt nun stärker auf dem Abbau der Bilanz.

Zinswende der Fed weckt Rezessionsängste

det Washington

Die Zinswende der US-Notenbank Fed weckt Sorgen vor negativen Folgen für die Konjunktur. Einige Experten betonten die Möglichkeit, dass die Fed mit dem anvisierten Überschreiten des neutralen Zinssatzes das Wachstum abwürgen und die Gefahr einer Rezession heraufbeschwören könnte. Den Prognosen der Notenbank zufolge dürfte die Fed das als neutral angesehene Zinsniveau bereits im kommenden Jahr überschreiten.

Die US-Notenbank hat wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte angehoben und weitere Erhöhungen für jede der verbleibenden sechs Sitzungen des Offenmarktausschusses (FOMC) in diesem Jahr avisiert. Trotz des zunächst kleinen Zinsschrittes zum Auftakt sind Analysten der Auffassung, dass die Währungshüter im Kampf gegen die hohe Inflation nun eine klare „falkenhafte“ Position eingenommen haben.

Nach Ansicht von Matthew Ryan, Analyst bei dem Finanzdienstleistungsunternehmen Ebury, war die größte Überraschung die Änderung in der Dot-Plot-Grafik des FOMC. „Diese deutet nun auf sieben Zinserhöhungen im laufenden Jahr hin, im Dezember hatten die FOMC-Mitglieder nur mit fünf Straffungen gerechnet“, so Ryan. Die restriktivere Haltung der Notenbank werde von Notenbankchef Jerome Powells Hinweis unterstrichen, dass der Bilanzabbau bereits bei der Sitzung im Mai beginnen könnte.

Zwar hat die Notenbank noch keinen vorläufigen Zeitplan für den Bilanzabbau vorgelegt, wie Powell dies ursprünglich vorgesehen hatte. Dennoch sprach er in seiner Pressekonferenz von „ungewöhnlichen Fortschritten“ in Sachen Bilanzreduktion und fügte dann hinzu, dass diese schon bei der nächsten Sitzung Anfang Mai beginnen könnte. Auch bekräftigte er, dass das Abschmelzen der Bilanzsumme, die seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie von 4,7 Bill. auf 9 Bill. Dollar gestiegen ist, deutlich schneller erfolgen werde als in den Jahren 2017 und 2018.

Folglich warnen einige Ökonomen davor, dass die Fed nun in dem Bemühen, die verspätete Zinswende zu kompensieren, mit einer zu aggressiven Vorgehensweise den Bogen in die andere Richtung überspannen könnte. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Teuerungsrate nicht bei 3% liegt, sondern bei etwa 8%, das ist eine massive Überschreitung des Inflationsziels“ sagt Kathy Bostjancic, Chefökonomin für die USA bei Oxford Economics. „Die Fed muss so schnell wie möglich den neutralen Zins erreichen, ohne dabei aber die Märkte zu destabilisieren.“

Wie auch Powell und die meisten anderen Experten ist die Volkswirtin der Auffassung, dass die Wirtschaft stark genug ist, um höhere Zinsen zu verkraften, und dabei ein jährliches Wachstum von etwa 3% verzeichnen kann. Einige warnen dennoch vor einer möglichen Inversion der Zinskurve, welches wiederum ein Vorbote einer bevorstehenden Rezession sein könnte. Inversion bedeutet, dass die langfristigen Marktzinsen unter die kurzfristigen Marktzinsen fallen.

Diese Furcht teilt Powell nicht. Eine Rezession im kommenden Jahr könne er sich nicht vorstellen, sagte der Fed-Chef. Mit anderen Experten ist er aber einer Meinung, dass die konjunkturelle Entwicklung mit außerordentlich großer Unsicherheit behaftet ist. Zum einen wegen der Störungen in globalen Lieferketten, die laut Powell „umfangreicher und dauerhafter“ seien als erwartet. Deutlich gestiegen sei diese Unsicherheit als Folge des Kriegs in der Ukraine. Als dessen einzige sichere Folge gilt weiter steigender In­flationsdruck, während die potenziell wachstumshemmenden Folgen kaum abzusehen sind.