Zuversicht für Euro-Konjunktur steigt ganz leicht
Zuversicht für Euro-Konjunktur steigt ganz leicht
Bessere Stimmung bei Unternehmern, Verbrauchern und Anlegern – Einzelhandel setzt weniger um
ba Frankfurt
Unternehmen, Verbraucher und Finanzmarktexperten blicken rund um den Jahreswechsel etwas optimistischer auf die Konjunktur im Euroraum. Die jeweiligen von der EU-Kommission und dem Analysehaus Sentix erhobenen Stimmungsbarometer notieren dennoch weiter auf niedrigen Niveaus – ein wirklicher, nachhaltiger Aufschwung bleibt daher außer Reichweite. Dies dürfte auch die Spekulationen dämpfen, die Europäischen Zentralbank (EZB) könnte bereits im Frühjahr von ihrem beispiellosen geldpolitischen Straffungskurs abrücken und die Zinsen erstmals wieder senken.
Erholung breit basiert
Laut der EU-Kommission ist der Economic Sentiment Index (ESI) im Dezember um 2,4 auf 96,4 Punkte gestiegen. Ökonomen hatten einen etwas schmaleren Anstieg auf 96,2 Zähler erwartet. Im November war die Wirtschaftsstimmung sogar noch etwas besser als zunächst gemeldet: Statt 93,8 meldet die Brüsseler Behörde nun einen Zählerstand von 94,0. Im September lag das Barometer mit 93,6 Punkten auf dem tiefsten Stand seit gut drei Jahren. Für Deka-Ökonom Christian Melzer signalisiert der ESI, dass die europäische Wirtschaftsschwäche abnimmt. Für das vierte Quartal 2023 deute sich „eine Bewegung der Konjunkturdynamik um die Nulllinie an“.
Die Erholung im Dezember war breit basiert, am stärksten stieg die Stimmung bei den Dienstleistern, gefolgt von den Konsumenten und den Einzelhändlern. Auch in der Baubranche, in der sich ebenso wie bei den Konsumenten die hohen Zinsen sowie die nur langsam nachlassende Inflation am deutlichsten zeigen, legte das Vertrauensbarometer zu. In der Industrie stabilisierte sich die Zuversicht.
Preisdruck bleibt bestehen
Das Ergebnis spiegelt sich nur teilweise im Indikator der Beschäftigungserwartungen wider: Der Employment Expectations Indicator (EEI) blieb mit einem Plus von 0,1 auf 102,8 Punkte stabil. Keine Entspannung zeigte sich bei den ebenfalls abgefragten, aber nicht im ESI berücksichtigten Verkaufspreiserwartungen. Diese stiegen weiter an und liegen mit Ausnahme der Industrie deutlich über den langjährigen Durchschnittswerten – vor allem bei den Dienstleistern, wie die EU-Kommission betonte. Unter den Euro-Schwergewichten verlief die Entwicklung im Dezember uneinheitlich. Während der ESI in Italien um 2,6 Zähler sowie in Spanien und Deutschland um je 2,4 Punkte zulegte, sank er in den Niederlanden um 1,1 Zähler und in Frankreich um 0,5 Punkte.
Sentix-Index deutet keine Trendwende an
Als etwas weniger skeptisch erwiesen sich im Januar auch Börsen-Experten. Das Sentix-Konjunkturbarometer legte zum dritten Mal nacheinander zu, und zwar um 1,0 auf –15,8 Punkte. Lage- und Erwartungswerte steigen um je 1 Punkt an. „Und dennoch dürfte damit noch keine Trendwende gegeben sein“, resümierte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 1.282 Investoren. Trotz besserer Lage kämpfe der Euroraum mit „rezessiven Tendenzen“. Dies liege unter anderem an Deutschland, das sich „weiter in einer Rezession und damit in der Krise befindet“.
Nennenswerte Verbesserungen macht Sentix in der Region Asien ex Japan sowie in Lateinamerika aus: Die Anleger erwarteten Hübner zufolge, dass sich China 2024 wieder dynamischer präsentieren werde. Zudem scheine es, als könne Javier Milei, der neue Präsident Argentiniens, eine Aufbruchstimmung erzeugen.
Einzelhändler setzen weniger um
Hoffnungen, so Hübner, ruhten für viele Investoren auf einer möglichen Zinswende in diesem Jahr. Noch aber zehrt die Inflation an der Kaufkraft der Verbraucher und bremst die Einzelhandelsumsätze. Diese sind laut Statistikamt Eurostat im November um 0,3% zum Vormonat gesunken. Im Oktober hatten sie noch revidiert 0,4 (zuvor: 0,1)% zugelegt. Im Dezember hat sich die Inflation beschleunigt, die Jahresrate stieg von 2,4% auf 2,9%.