Antrieb für Aktienmarkt und Konjunktur, Bremse für US-Bonds
Künstliche Intelligenz
Antrieb für Aktien,
Bremse für Bonds
Von Dieter Kuckelkorn
In das Thema künstliche Intelligenz (KI) werden derzeit Unsummen investiert. So will beispielsweise Microsoft im vierten Quartal rund 20 Mrd. Dollar in KI stecken, dabei werden diejenigen Kosten noch nicht erfasst, die sich in den laufenden Kosten verbergen, etwa in Gehältern von KI-Experten. Auch die anderen großen Technologiekonzerne stehen dahinter nicht zurück. So betragen die Investitionen von Amazon 2024 rund 75 Mrd. Dollar nach 48 Mrd. Dollar im Vorjahr, wobei CEO Andy Jassy KI als eine „Gelegenheit“ bezeichnet, wie sie sich „ein einziges Mal im Leben bietet“. Meta investiert 40 Mrd. Dollar im laufenden Jahr, auch das ist überwiegend dem Thema KI gewidmet. Es sind aber nicht nur die „Magnificent 7“, also die sieben großen börsennotierten US-Technologiekonzerne, die gewaltige Beträge in KI stecken. Auch sehr viele andere US-Unternehmen haben sich des Themas angenommen und leiten ihre großen Cash-Bestände dorthin um.
Sanfte Landung
Dies hat weitreichende Folgen für die amerikanische Volkswirtschaft und für die Finanzmärkte. So tragen die in den Bereich KI umgeleiteten Mittel entscheidend dazu bei, dass in den USA eine Rezession vermieden werden kann und es auf eine sanfte Landung – bzw. vielleicht sogar gar keine Landung – hinausläuft. Diese Perspektive stützt den US-Aktienmarkt weit über den Technologiesektor hinaus. Die investierten Mittel waren aber zumindest teilweise in US-Treasuries geparkt. Die Nachfrage von Unternehmen nach diesen Titeln lässt nach, was zum Anstieg der Bondmarktrenditen in den USA beiträgt.
Blick auf die Schattenseite
Allerdings hat all das auch eine Schattenseite. Sollte sich herausstellen, dass die Erwartungen in KI überzogen sind und dass es sich somit wieder einmal um eine gigantische Überbewertungsblase handelt, drohen ähnliche Folgen für die US-Volkswirtschaft und die Finanzmärkte wie mit dem Platzen der Dotcom-Bubble kurz nach der Jahrtausendwende. Damals hatte der technologielastige Nasdaq Composite 78% eingebüßt und der S&P 500 rund 50%. Der S&P brauchte nicht weniger als 13 Jahre, um seinen Rekord wieder zu erreichen.